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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Hauterkrankungen bei Berufstätigen: Analyse einer betrieblichen Screening-Kohorte von 18.725 Personen

Meeting Abstract

  • Nicole Zander - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Hagen Heigel - Heigel GmbH, Hanstedt, Germany
  • Magdalene Krensel - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Ines Schäfer - Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE), Hamburg, Germany
  • Swen Malte John - Universität Osnabrück, Osnabrück, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV149

doi: 10.3205/17dkvf080, urn:nbn:de:0183-17dkvf0804

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Zander et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Hauterkrankungen und allergische Reaktionen auf Arbeitsmaterialien gehören zu den am häufigsten angezeigten berufsbedingten Erkrankungen: 33 % aller angezeigten Berufskrankheiten sind aus dem Bereich Haut. 94 % aller beruflich verursachten Hautkrankheiten sind Handekzeme, die u.a. durch ständigen Juckreiz zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität führen.

Fragestellung: Anhand der vorliegenden Studie sollen folgende Fragestellungen beantwortet werden: 1. Was sind die häufigsten dermatologischen Erkrankungen bei Berufstätigen? 2. Welche Risikofaktoren bestehen und welche Schutzmaßnahmen werden ergriffen? 3. Wie häufig treten Handekzeme, Kontaktallergien und Hautkrebs in bestimmten Berufsgruppen auf?

Methode: Querschnittsdaten aus betrieblichen Hautkrebsscreenings wurden retrospektiv ausgewertet. Neben dermatologischen Befunden wurden Informationen bezogen auf das Berufsfeld sowie auf berufliche Hautbelastungen und -schutzmaßnahmen erfasst. Zu berufsbedingten Hauterkrankungen lagen klinische und anamnestische Informationen zu Handekzemen, Kontaktallergien und Hautkrebs vor. Hierbei wurde die Lebenszeitprävalenz berechnet. Außerdem wurden Meldungen an die Berufsgenossenschaft, Anerkennung als Berufskrankheit und Umschulungen erfasst. Die deskriptive Auswertung erfolgte anhand von Standardmaßen. Zudem wurden Odd ratios und deren 95 % Konfidenzintervalle berechnet, um Risiken in bestimmten Gruppen darzustellen.

Ergebnisse: Es wurden Daten von 18.725 Personen analysiert, die in 310 Betrieben befragt wurden. Das mittlere Alter lag bei 42,4 Jahren und 57,4 % der Probanden waren männlich. 80 % der Befragten gingen einer Bürotätigkeit nach, 5,5 % hatten einen chemischen Beruf bzw. arbeiteten im Labor, 3,7 % in der Metallverarbeitung und 1,3 % im Lagereibereich. 12,5 % trugen Handschuhe zum Hautschutz, 11,2 % nutzen Hautschutzcreme. Häufiges Händewaschen war mit 9,1 % die häufigste Hautbelastung, gefolgt von Verschmutzung (6,9 %), sonstiger Feuchtbelastung (2,4 %) und UV-Exposition (0,6 %). Angestellte in der Metallverarbeitung und in chemischen Berufen waren signifikant häufiger Risikofaktoren ausgesetzt. 3,9 % litten oder leiden an Handekzemen, 5,4 % an Kontaktallergien und 0,5 % an Hautkrebs. Bei Handekzemen und Hautkrebs gab es signifikante Unterschiede in der Häufigkeit zwischen den Berufsgruppen: Mit 7,7 % bzw. 1,2 % traten beide Krankheiten am häufigsten bei Angestellten in der Metallverarbeitung auf.

Diskussion: Es konnte gezeigt werden, dass Beschäftigte der Metallverarbeitung einem besonderen Risiko für Hauterkrankungen ausgesetzt sind. Feuchtbelastung, Verschmutzung und UV-Exposition sind signifikante Risikofaktoren.

Limitationen der Studie liegen darin, dass anhand von Querschnittsdaten keine Aussagen über Kausalität getroffen werden können und keine Informationen über frühere Beschäftigungen vorliegen.

Praktische Implikationen: Für Deutschland liegen hiermit erstmals epidemiologische Daten zu Hauterkrankungen an einer derart umfangreichen Beschäftigtenkohorte vor. Kenntnisse erhöhter Risiken berufsbedingter Erkrankungen für bestimmte Berufsgruppen sind relevant für die dermatologische Präventions- und Versorgungsplanung.