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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

StudiCare– Design und erste Ergebnisse einer multinationalen prospektiven Studie zur Erhebung und Förderung psychischen Gesundheit von Universitätsstudierenden

Meeting Abstract

  • David Ebert - FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
  • Fanny Kählke - FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
  • Andrea Jakob-Pannier - BARMER, Wuppertal, Germany
  • Ann-Marie Küchler - Universität Ulm, Ulm, Germany
  • Ron Kessler - Harvard University, Boston, Germany
  • Matthias Harrer - FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
  • Claudia Buntrock - FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
  • Matthias Berking - FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
  • Pim Cuijpers - VU Amsterdam, Amsterdam, Germany
  • Harald Baumeister - Universität Ulm, Ulm, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV148

doi: 10.3205/17dkvf079, urn:nbn:de:0183-17dkvf0799

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Ebert et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Universitätszeit geht mit einem erhöhten Risiko für psychische Störungen einher. Trotz hohem Bedarf ist die Inanspruchnahme von Behandlungsangeboten gering. Zur Gewinnung umfangreicher Informationen über die psychische Gesundheit von Studierenden weltweit wurde in Zusammenarbeit mit der „WHO World Mental Health Gruppe“ das „Caring University Projekt“ initiiert, in dem das in Deutschland von der BARMER geförderte StudiCare-Projekt angesiedelt ist.

Fragestellung: Erhebung von Risiko- und Schutzfaktoren, Häufigkeit und Verlauf psychischer Störungen, sowie deren sozialen und akademischen Konsequenzen im Verlaufe des Studiums. Entwicklung multivariater Prädiktionsmodelle zur Vorhersage psychischer Störungen, suizidalen Verhaltens und Studienabbruch zur Identifikation von Individuen mit Präventionsbedarf. Evaluation der Akzeptanz, und Bereitschaft zur Inanspruchnahme präventiver und kurativer psychosozialer Angebote. Evaluation der Wirksamkeit und Kosteneffektivität internet- und mobil-basierter Interventionen zur Förderung der psychischen Gesundheit.

Methoden: Multizentrische prospektive Panelbefragung an repräsentativen Stichproben von Erstsemesterstudierenden der Universitäten Erlangen und Ulm. Propensity Score matching zur Gewichtung von non-Respondern. Wiederholte Kohorten à vier Erhebungszeitpunkte, zu Studienbeginn und in 1-Jahres-Abständen. Webbasierte Erhebung sowie Validierung der Selbstberichte an anhand klinischer Interviews. Zur Erhöhung der statistischen Power Zusammenführung der Daten mit identischen Studien die gleichzeitig weltweit durchgeführt werden (u.A. USA, Harvard,MIT; Belgien; Leuven, Niederlande; VU; Süd Afrika: Cape Town; Frankreich: Paris). Risikopopulationen erhalten Angebote zur Teilnahme an randomisiert-kontrollierten Studien zur Wirksamkeitsprüfung verschiedener Internet- und mobil-basierter Interventionen zur Förderung der psychischen Gesundheit die als relevant identifiziert werden (u.A. Resilienz Prüfungsangst, Stress, Prävention von Depression, Prokrastination). Darüber hinaus werden akzeptanzfördernde Interventionen zur Erhöhung der Inanspruchnahme psychosozialer Angebote evaluiert. .

Ergebnisse: Es werden das Konzept des Gesamtprojektes, erste Ergebnisse der ersten nationalen Panelbefragung (N = 1382), sowie Daten zu Prävalenz psychischer Störungen (N = 12.000) der internationalen Erhebung vorgestellt.

5.6%, 28.1%, bzw. 29.9% von N=1382 Erststemesterstudierenden gaben an Interesse an der Teilnahme einer Internet-basierten Selbsthilfe, geleiteten Selbsthilfe, bzw. einer Kombinationsintervention bestehend aus Internet-/mobil-basierten Elementen und vor Ort Sitzungen zur Förderung der psychischen Gesundheit teilzunehmen. Die am meisten akzeptierte Internet/App-basierte Intervention zur Förderung der Gesundheit stellte Prokrastination dar (44.6%), gefolgt von Stress-management (43.8%), Zeit-management (43.8%); Bewältigung von Schlafproblemen (37.8%); Prüfungsangst (34.4%); Resilienz (33.6%), Soziale Ängste (32.2%), Depression (31. 8%); Perfektionismus (23.2); Körperunzufriedenheit (20.2%) und problematischem Internet-Gebrauch (16.8%). Ergebnisse der ersten randomisiert-kontrollierten Studie zur Förderung von Stressmanagementkompetenzen mittels einer Internet- und App-basierten Intervention in N=150 Studierenden (Perceived Stress-Scale-4 [PSS-4] ≥ 8) zeigten moderate bis große Effektstärken (p<0.01) im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrollgruppe auf die Reduktion von Stressbelastung (d=0.70), Depression (d=0.63), Angstsymptome (d=0.76), Akademischer Präsentismus (d=0.43) und Emotionale Erschöpfung (d = 0.82).

Diskussion: Erste Ergebnisse des StudiCare Projektes zeigen einen hohen Bedarf an Präventionsmaßnahmen, aber auch eine hohe Bereitschaft von Studierenden an digitalen Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit teilzunehmen. Erste Ergebnisse zeigen, dass Internet-und App-basiertes Stress-management hoch effektiv sein kann, mit Effektstärken die vergleichbar mit qualitativ hochwertigen vor Ort Maßnahmen sind.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse des Studi-Care Projekt werden wertvolle Informationen über für die Entwicklung und Bereitstellung wirksamer präventiver Interventionsstrategien bei Studierenden liefern.