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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Gezielte Interventionen im primärärztlichen Bereich und deren potentielle Auswirkungen auf die Inanspruchnahmen im stationären Versorgungssektor

Meeting Abstract

  • Gunter Laux - Universitätklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Joachim Szecsenyi - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Petra Kaufmann-Kolle - AQUA - Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Germany
  • Christian Stock - Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg, Germany
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV174

doi: 10.3205/17dkvf074, urn:nbn:de:0183-17dkvf0749

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Laux et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Baden-Württemberg existiert seit 2008 der Vertrag zur „Hausarztzentrierten Versorgung“ (HZV) nach § 73 b SGB V mit dem Ziel einer flächendeckenden Vollversorgung. Die Teilnahme an der HZV ist für Versicherte sowie die versorgenden Hausärzte freiwillig. Versicherte verpflichten sich im Rahmen der Verträge zur HZV nach § 73b SGB V dazu, die fachärztliche Versorgung erst nach Vermittlung durch den Hausarzt in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus zielen bestimmte Weiterbildungsmaßnahmen, insbesondere die HZV-Qualitätszirkel für Hausärzte und deren Praxisteams, darauf ab, die Funktion des Hausarztes im Versorgungssystem qualitativ und quantitativ zu stärken und damit die Versorgungsqualität für die Versicherten insgesamt zu verbessern.

Fragestellung: Lassen sich Zusammenhänge zwischen der Teilnahme an der HZV und einer veränderten Inanspruchnahme im stationären Versorgungssektor (Krankenhauseinweisungen, Krankenhauswiedereinweisungen, potentiell vermeidbare Krankenhauseinweisungen) erkennen?

Methode: Longitudinale Analysen von knapp 4 Mio. HZV-Versicherten vs. Nicht-HZV-Versicherten der AOK-Baden-Württemberg über 4 Jahre (2011 bis 2014). Den Veränderungen auf der individuellen Ebene (Versicherter) mit multiplen abhängigen Beobachtungen (intra-individuelle Autokorrelation) wurde durch Verwendung linearer gemischter Modelle unter Verwendung generalisierter Schätzgleichungen („GEEs“: Generalized Estimating Equations) unter Berücksichtigung kontextrelevanter Kovariablen Rechnung getragen.

Ergebnisse: Die Inanspruchnahme des stationären Versorgungssektors in Bezug auf Krankenhauseinweisungen, Krankenhauswiedereinweisungen und potentiell vermeidbare Krankenhauseinweisungen war für HZV-Versicherte signifikant und relevant geringer. Im zeitlichen Trend zeigte sich zusätzlich für Krankenhauseinweisungen und Krankenhauswiedereinweisungen eine Zunahme der Minderinanspruchnahme für HZV-Versicherte.

Diskussion: Die Stärken und Limitationen der Evaluation werden kritisch diskutiert. Mithin wird diskutiert, welche Elemente der Intervention, die im ambulanten, primärärztlichen Versorgungssektor stattfindet, einen potentiellen Einfluss auf die Inanspruchnahme im stationären Versorgungssektor haben.

Praktische Implikationen: Wenngleich aufgrund des Studientyps kein tatsächlicher Anspruch auf die Aufdeckung kausaler Zusammenhänge erhoben werden kann, deuten die Ergebnisse in die Richtung, dass durch geeignete Interventionen im ambulanten Versorgungssektor einer Überinanspruchnahme des stationären Versorgungssektors sinnvoll entgegengewirkt werden kann.