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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation

Meeting Abstract

  • Anke Steckelberg - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Germany
  • Martina Albrecht - Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Hamburg, Germany
  • Ingrid Mühlhauser - Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Hamburg, Germany
  • Julia Lühnen - Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Hamburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV065

doi: 10.3205/17dkvf063, urn:nbn:de:0183-17dkvf0636

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Steckelberg et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Leitlinien sind wesentliche Instrumente zur Förderung der Qualität medizinischer Versorgung. Sie enthalten klare Handlungsempfehlungen und unterstützen somit die Anwenderinnen und Anwender in Entscheidungsprozessen. Auch evidenzbasierte Gesundheitsinformationen (EBGI) zielen auf die Verbesserung der Versorgung ab. Sie sind eine Voraussetzung für informierte Entscheidungen. Bürgerinnen und Bürger wollen mehr und vor allem glaubwürdigere Informationen und eine größere Beteiligung an der Entscheidungsfindung.

Fragestellung: Ziel des Projektes war die Entwicklung einer Leitlinie zur Erstellung von evidenzbasierten Gesundheitsinformationen und eines Schulungsprogramms zur Unterstützung der Implementierung.

Methode: Der methodischen Planung liegen zum einen das Leitlinien Manual von AWMF und ÄZQ zur Entwicklung von S3 Leitlinien, das Guideline Developer's Handbook des Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN), AGREE II, GRADE sowie der aktuelle Diskurs zu Reformansätzen für die Entwicklung von Leitlinien, die auf die Minimierung von Bias abzielen, zugrunde. Die Evidenz wurde von einem unabhängigen Zentrum für evidenzbasierte Medizin aufbereitet. Für alle einbezogenen Studien wurden Zusammenfassungen (study fact sheets) bereitgestellt. Zu jeder Fragestellung wurden Evidenztabellen erstellt. Die Konsentierung der Leitlinienempfehlungen erfolgte in Adobe Connect Konferenzen. Ergänzend zur Leitlinie wurde theoriegeleitet ein Schulungsprogramm entwickelt und pilotiert.

Ergebnisse: Leitlinie: Es wurden kognitive (Verstehen, Risikoeinschätzung) und affektive (Akzeptanz, Attraktivität) Ergebnisparameter definiert, hierarchisiert und konsentiert. Zudem wurden Endpunkte, die auf einen möglichen Schaden hinweisen, einbezogen (z.B. persuasiveness).

Aus 30 Fragen zu Inhalten, Darstellungen und dem Erstellungsprozess wurden 20 Empfehlungen konsentiert. Die übrigen Fragen zu ethischen Ansprüchen wurden, ohne Aufbereitung von Evidenz als obligate Bestandteile von Gesundheitsinformationen konsentiert.

Die 20 Empfehlungen beziehen sich auf folgende Themenbereiche: Darstellung von Häufigkeiten (n=5); Einsatz von Grafiken (n=6); Einsatz von Bildern und Zeichnungen (n=5); Einsatz von Narrativen (n=1); Klärung persönlicher Präferenzen (n=0); Formate (n=2); Einbeziehung der Zielgruppe (n=1).

Das insgesamt fünftägige Schulungsprogramm beinhaltet zwei Module. Das erste Modul, ein EbM Trainingsmodul, umfasst fünf Teilmodule zu Methoden der evidenzbasierten Medizin (Kohortenstudien und randomisiert-kontrollierte Studien, Fragestellung und Literaturrecherche, systematische Übersichtsarbeiten, diagnostische Tests und evidenzbasierte Gesundheitsinformation). Das zweite Modul beinhaltet die Nutzung der Leitlinie. Das Programm soll die Implementierung unterstützen.

Diskussion: Die etablierte Methodik für qualitativ hochwertige Leitlinien ist übertragbar auf die medizinische Intervention Informationsmaterial. In einem nächsten Schritt soll geprüft werden, inwieweit die Leitlinie die Qualität von Gesundheitsinformationen verbessern kann. Im Erstellungsprozess der Leitlinie wurde Forschungsbedarf für diverse Themen identifiziert, z.B. Sprache, Narrative, Bilder- und Zeichnungen.

Praktische Implikationen: Die Leitlinie kann den Erstellungsprozess von Gesundheitsinformationen strukturieren und über die Definition und Präsentation der Inhalte informieren. Die Leitlinie wird über die Homepage der Leitlinie (http://www.leitlinie-gesundheitsinformation.de/) sowie über das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin zur Verfügung gestellt.