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Die aktuelle Attraktivität der ärztlichen Weiterbildung und des ärztlichen Berufs unter Gendergesichtspunkten: Folgen für das künftige Angebot an Ärztinnen und Ärzten
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Veröffentlicht: | 26. September 2017 |
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Hintergrund: Seit dem Jahr 2000 ist von einem zunehmenden Ärztemangel die Rede. Je nach Standpunkt werden hierfür demographische Faktoren, unzureichende Bezahlung, attraktivitätsmindernde Arbeitsbedingungen bzw. Merkmale der Ärztepopulation selber („Feminisierung“ und „Generation Y“) verantwortlich gemacht. In der Regel beruhen solche Thesen auf querschnittliche Befragungen von stark selektierten Populationen von Medizinstudierenden.
Fragestellungen:
- 1.
- Wie entwickeln sich die beruflichen Präferenzen der aktuellen ärztlichen Generation in Weiterbildung (WB) in Bezug auf Arbeitszeiten, Fachrichtung, Position in der Krankenhaushierarchie und Versorgungssektor zwischen Approbation und fachärztlicher Anerkennung?
- 2.
- Inwiefern unterscheiden sich die beruflichen Vorstellungen von Ärztinnen im Vergleich zu Ärzten?
- 3.
- Welche Folgen sind für das künftige Angebot an Ärztinnen und Ärzten aus den Ergebnissen ableitbar?
Methode: Mit der KarMed-Untersuchung gibt es zum ersten Mal eine längsschnittliche Untersuchung einer weniger selektiven Population von Ärztinnen und Ärzten, die sich in der ärztlichen Weiterbildung befinden Datenbasis ist die „KarMed-Studie“, in der jährliche standardisierte postalische Befragungen von Absolventinnen und Absolventen des Medizinstudiums des Jahrgangs 2008/09 aus sieben medizinischen Fakultäten durchgeführt wurden. Bis dato wurden sieben konsekutive Befragungen (vom Praktischen Jahr bis zum Ende des sechsten Weiterbildungsjahres) durchgeführt. Die Rücklaufquoten betrugen 48 % im PJ (n= 1.012), danach in allen Befragungen 85% und mehr. Der Vortrag beruht auf die Auswertungen bis zum Abschluss des vierten WB-Jahres. Die Auswertung erfolgte mittels deskriptiven Statistiken und logistischen Regressionen.
Ergebnisse: Im Zeitraum zwischen Approbation und vier WB-Jahren danach waren folgende Entwicklungen zu beobachten:
- 1.
- Versorgungssektor: Eine sich kaum verändernde Präferenz für eine spätere Tätigkeit im Krankenhaus und zuungunsten der vertragsärztlichen Versorgung. Die ambulante Versorgung wird insbes. präferiert von Ärztinnen, insbes. mit Kind, sowie von Ärztinnen und Ärzten, die verheiratet sind und/oder eine Tätigkeit in Teilzeit anstreben. Mehr als die Hälfte der Ärztinnen präferiert ein Angestelltenverhältnis in einer ambulanten Einrichtung
- 2.
- Position in der Krankenhaushierarchie: Die Wahrscheinlichkeit, eine Führungsposition (Ober und/oder Chefarzt) anzustreben, ist nach vier WB-Jahren für Ärzte um das Vierfache höher ist als für Ärztinnen. Im Laufe der vier WB-Jahre nahm allerdings auch bei Ärzten das Interesse an einer Chefarztposition signifikant ab.
- 3.
- Spezialärztliche Fachrichtungen: Das Interesse an chirurgischen Disziplinen halbierte sich, was in erster Linie auf die Ärzte zurückzuführen ist. Das Interesse an Anästhesiologie erhöht sich um mehr als 50%, insbesondere bei den Verheirateten beiderlei Geschlechts. Bei den anderen Fachrichtungen ist eine erstaunliche Kontinuität der Präferenzen festzustellen.
- 4.
- Hausärztliche Fachrichtungen: Bei den Ärzten nahm die Attraktivität der Fachrichtungen Allgemeinmedizin und Innere Medizin ohne Schwerpunkt deutlich ab, bei den Ärztinnen hingegen überproportional zu. Fachinteresse und Interesse an einer hausärztlichen Tätigkeit sind jedoch nicht deckungsgleich. Das gesteigerte fachliche Interesse geht allerdings nicht mit einer Zunahme des Interesses an einer hausärztlichen Tätigkeit einher. Die Quote derjenigen, die hausärztlich tätig werden wollen, liegt über vier Jahren unverändert bei 10 % der Befragten.
- 5.
- Arbeitszeiten nach der WB: Es fand für beide Geschlechter eine deutliche Verringerung der Attraktivität einer ununterbrochenen Vollzeittätigkeit nach der Weiterbildung statt. Die Hälfte der Ärztinnen wollte unmittelbar danach in Teilzeit arbeiten, bei Ärztinnen mit Kind drei Viertel der Befragten
Diskussion: Die geschildeten Entwicklungen werfen folgende Schatten voraus:
- 1.
- Besondere Mängel an Personal in Chirurgie, Psychiatrie und hausärztlicher Versorgung sowie relatives Überangebot in der Anästhesiologie.
- 2.
- Ungedeckte Bedarfe an Teilzeitstellen im Krankenhaus u.a.
- 3.
- Ungedeckte Bedarfe an Stellen bzw. Teilzeitstellen in der ambulanten Versorgung
Demensprechend ergeben sich massive Bedarfe an einer Umstrukturierung der Arbeitsplatz- und Weiterbildungsangeboten, insbesondere für Ärztinnen ohne, vor allem aber mit Kind.