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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Optimized safety of medication therapy in nursing homes

Meeting Abstract

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  • Nadja Nestler - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Austria
  • Maria Flamm - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Austria
  • Jürgen Osterbrink - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Austria

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV185

doi: 10.3205/17dkvf009, urn:nbn:de:0183-17dkvf0099

Veröffentlicht: 26. September 2017

© 2017 Nestler et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland werden ca. 800 000 Menschen in stationären Altenhilfeeinrichtungen versorgt, was die beteiligten Gesundheitsberufe vor besondere Herausforderungen stellt. Aufgrund von unterschiedlichen Erkrankungen nehmen ältere Menschen oft eine Vielzahl von Medikamenten ein und sind daher besonders häufig von unerwünschten Arzneimittelereignissen betroffen. Untersuchungen zeigen, dass auch suboptimale Prozesse in der Versorgung ursächlich beteiligt sein können. Insbesondere unzureichend abgestimmte Therapiekonzepte und Schnittstellenproblematiken sind eine Herausforderung. Dies umso mehr, da häufig vorkommende kognitive Einschränkungen die Medikationsüberwachung deutlich erschweren.

Fragestellung: Eine Teiluntersuchung in dem Projekt prüfte, inwiefern es durch eine kombinierte Intervention (spezifische AMTS-Schulung und Kommunikationsplattform) zu Veränderungen in der interprofessionellen Kooperation zwischen den teilnehmenden Berufsgruppen kommt?

Methode: Die einarmige Studie mit komplexer Intervention wurde mit Mitgliedern der an der medikamentösen Versorgung beteiligten Berufsgruppen (Hausärzte, Pflegende, heimversorgende Apotheker) und Bewohnerinnen und Bewohnern von Altenhilfeeinrichtungen von 2014 bis 2017 durchgeführt. Die Intervention bestand aus berufsgruppenübergreifender Präsenzschulung, berufsgruppenspezifischen online-Schulungen zum Thema Arzneimitteltherapiesicherheit sowie einer eigens für das Projekt entwickelten Online-Kommunikationsplattform, welche eine strukturierte Erfassung und Reflexion der Medikation ermöglicht.

Zur Erfassung der interprofessionellen Kooperation wurden prä- und postinterventionell qualitative berufsgruppenspezifische Interviews durchgeführt, tontechnisch aufgezeichnet, transkribiert und mittels MAXQDA inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Die Gruppendiskussionen der teilnehmenden Berufsgruppen zeigten zu Beginn des Projektes Probleme in der Kooperation und Kommunikation, die zumindest teilweise als systembedingt beurteilt werden können. Das Erleben dieser Probleme unterscheidete sich je nach Berufsgruppe und führte zu differierenden Lösungsstrategien. Insbesondere erfolgte eine geringe bis keine inhaltliche Abstimmung zwischen den Berufsgruppen zur Medikation der Bewohner, aufgetretene Symptome wurden nicht oder nur unsystematisch kommuniziert. Auch war den Berufsgruppen häufig das Aufgabenspektrum der jeweiligen anderen Berufsgruppen nicht deutlich, woraus Unsicherheiten für den Medikationsprozess resultierten. Für viele aufgeworfenen Probleme zeigten sich positive Veränderungen zum Abschluss des Projektes. Durch die Einführung der Online-Kommunikationsplattform wurden einheitlichere Kommunikations- und Kooperationswege gefunden, so dass ein systematischer Austausch über die Medikation des Bewohners und eine strukturierte Verlaufsbeobachtung erfolgte. Damit stieg die selbst erlebte Sicherheit und Zufriedenheit der teilnehmenden Berufsgruppen.

Probleme mit der online-Plattform entstanden durch eine Abkopplung von der Primärdokumentation während der Projektdauer und durch die notwendigen zeitlichen Ressourcen für die Arbeit in der Plattform. Ärzte mit einer selbsteingeschätzten positiven Kommunikationsstruktur mit den anderen Berufsgruppen erlebten die Kommunikationsplattform als weniger hilfreich.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen bestehenden Unsicherheiten im Medikationsprozess der beteiligten Berufsgruppen zum Beginn des Projekts. In den Abschlussinterviews wurde eine Optimierung der Interaktion der Berufsgruppen deutlich. Damit konnten positive Effekte auf die Arzneimitteltherapiesicherheit durch eine systematische, für alle zugänglichen Kommunikationsplattform erzielt werden. Die Kommunikation wurde von der individuellen Erreichbarkeit des Einzelnen losgelöst und ermöglicht eine zeitnahe Bearbeitung von Problemen. Insbesondere dies wurde als hilfreich für die Optimierung der Medikation erlebt und verbesserte die Kommunikation zwischen den beteiligten Berufsgruppen.

Implikationen für die Praxis: Die Ergebnisse aus dem Projekt zeigen das Potential einer Optimierung des Medikationsprozesses und damit der Arzneimitteltherapiesicherheit. Die durch die systematische Intervention strukturierten Kommunikationsabläufe schaffen neue Möglichkeiten in der Überwindung von Schnittstellenproblematiken, so dass eine bessere Kooperation gelingt.