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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Ausbildung von Gesundheitsfachkräften in der Diätetik für das 21. Jahrhundert am Beispiel IMPECD

Meeting Abstract

  • Koen Vanherle - Artesis Plantijn Hogeschool Antwerpen, Antwerpen, Belgien
  • Alexandra Kolm - Fachhochschule St. Pölten, St. Pölten, Österreich
  • Kathrin Kohlenberg-Müller - Hochschule Fulda, Fachbereich Oecotrophologie, Fulda, Deutschland
  • Andrea Werkman - Hanzehogeschool Groningen Stichting, Groningen, Niederlande
  • Luzia Valentini - Hochschule Neubrandenburg, Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmitteltechnologie, Neubrandenburg, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP004

doi: 10.3205/16dkvf270, urn:nbn:de:0183-16dkvf2702

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Vanherle et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Demographischer Wandel und gesellschaftliche Veränderungen stellen das Gesundheitssystem in Europa vor große Herausforderungen. Die größten Gesundheitsprobleme gehen von chronischen, nicht übertragbaren Krankheiten aus, obwohl diese primär durch lebensstilrelevante Faktoren verursacht sind, und daher als weitgehend vermeidbar gelten (WHO, 2015; OECD, 2014). Daher fordert die WHO neben präventiven Maßnahmen auch einen kosteneffektiven Einsatz der Ressourcen im Gesundheitssektor (WHO, 2013). Im Sinne der Versorgungsforschung soll eine Verbesserung der Kranken- und Gesundheitsversorgung angestrebt werden, um sowohl Über-, Unter- als auch Fehlversorgung zu vermeiden.

Da Gesundheitsfachkräfte der Diätetik einen wesentlichen Beitrag in der Prävention und Therapie von Erkrankungen leisten, ist eine innovative Strategie zur Vernetzung und Weiterentwicklung der Ausbildung dieser Berufsgruppe auf europäischer Ebene erstrebenswert. Wesentliche Forderungen sind die Entwicklung von kompetenzbasierten Curricula, der Einsatz von Informationstechnologien und evidenzbasiertes Arbeiten. Dies kann unter anderem durch die Bildung von Netzwerken zwischen Ausbildungszentren erreicht werden, um Wissen und Ressourcen zu nützen und gemeinsam weiter zu entwickeln.

Fragestellung: Basierend auf dem Lancet Commission Report [1] ergeben sich folgende Fragestellungen für die Diätetik:

  • Wie kann die Ausbildung noch stärker kompetenzbasiert gestaltet werden?
  • Wodurch kann die nationale und internationale Vernetzung gefördert werden?
  • Welche Möglichkeit gibt es, um das Verstehen und Anwenden der evidenzbasierter Diätetik zu fördern?
  • Wie gelingt es im bestehenden Berufsfeld angewandte Forschungskompetenz zu entwickeln und voranzutreiben?
  • Womit kann die digitale Kompetenz in der Berufsgruppe etabliert werden?

Methode: Ein Expertenteam aus fünf europäischen Hochschulen in Antwerpen (BE), Fulda (DE), Groningen (NL), Neubrandenburg (DE) und St. Pölten (AT) aus dem Fachgebiet Diätetik bildete 2015 ein Konsortium und definierte gemeinsam Maßnahmen zur Förderung von Ausbildung und Kompetenzentwicklung. Dabei wurden die Agenda der Europäischen Kommission zur Modernisierung der Hochschulbildung sowie die von der European Federation of Associations of Dietitians (EFAD) definierten Kompetenzen berücksichtigt.

Ergebnisse: Das Ergebnis ist ein von der EU gefördertes Projekt IMPECD zur Förderung von Ausbildung und Kompetenzentwicklung in der Diätetik.

Als Output des Projekts wird ein englischsprachiger Massive Open Online Kurs (MOOC) mit fünf ECTS für die Curricula der fünf beteiligten Hochschulen entwickelt. Die Kompetenzentwicklung der Studierenden erfolgt hochschulübergreifend durch das Training zur Ernährungstherapie anhand von virtuellen PatientInnen. Die diätetische Therapie basiert auf einem einheitlichen Prozessmodell, um den Ernährungsstatus zu erheben, zu diagnostizieren, eine Therapie festzulegen, zu beobachten und zu evaluieren. Die angewandte Forschungskompetenz wird u.a. durch Publikationen zu therapierelevanten Themen, wie Assessment, Monitoring, Evaluation und dem Prozessmodell in der Diätetik weiter entwickelt. Durch die Recherche und Analyse von Daten werden pädagogische Trainingsmaterialen sowie Evaluierungs- und Testinstrumente erarbeitet, um die Lernkompetenzen der Studierenden zu überprüfen.

Die Ergebnisse des Projekts inklusive der Materialien etc. werden mit Ende des Projekts 2018 als Creative Commons zur Verfügung gestellt. Der Kompetenzerwerb durch den MOOC wird laufend von und mit Studierenden evaluiert. Die Erstellung der virtuellen Patienten erfolgt interprofessionell mit Experten aus Medizin, Pharmazie und Didaktik.

Diskussion: Hoch qualifiziertes Personal ist die Schlüsselressource des Gesundheitssektors. Das Projekt IMPECD wird die Versorgungsqualität von Gesundheitsfachkräften im Bereich Diätetik nachhaltig verbessern. Kernkompetenzen werden über den MOOC trainiert, und der Lern- und Kompetenzerwerb wird durch den MOOC evaluiert. Ein internationaler Austausch von Lehrenden und Studierenden fördert den Wissenstransfer, sowie die Umsetzung angewandter Forschungsprojekte und deren Publikation.

Praktische Implikationen: Studierende sowie fertig ausgebildete Gesundheitsfachkräfte der Diätetik erhalten auch nach Abschluss des Projektes die Möglichkeit an virtuellen Patienten zu trainieren. Der Schwierigkeitsgrad der Fallbeispiele orientiert sich am individuellen Ausbildungsstand der Teilnehmenden. Durch einen frei zugänglichen MOOC kann ein einheitlicher Standard für die Ausbildung und Weiterbildung in der Diätetik in weiten Teilen Europas hergestellt und weitere Übersetzungen ermöglicht werden. Diese innovative Lernmethode hat zum langfristigen Ziel, die Qualität der Hochschulausbildung europaweit zu fördern, lebenslanges Lernen zu unterstützen und dient als Grundlage für eine hervorragende diätologische Therapie.

Contributed equally: K. Vanherle, A. Kolm, K. Kohlenberg-Müller, A. Werkman, L. Valentini


Literatur

1.
Frenk J, Chen L, Bhutta ZA, Cohen J, Crisp N, Evans T, Fineberg H, Garcia P, Ke Y, Kelley P, Kistnasamy B, Meleis A, Naylor D, Pablos-Mendez A, Reddy S, Scrimshaw S, Sepulveda J, Serwadda D, Zurayk H. Health professionals for a new century: transforming education to strengthen health systems in an interdependent world. Lancet. 2010 Dec 4;376(9756):1923-58. DOI: 10.1016/S0140-6736(10)61854-5 Externer Link