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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Der potenzielle palliativmedizinische Bedarf in Deutschland – Eine Analyse auf Basis der Todesursachenstatistik

Meeting Abstract

  • Nadine Scholten - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Anna Lena Günther - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Holger Pfaff - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Ute Karbach - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP056

doi: 10.3205/16dkvf266, urn:nbn:de:0183-16dkvf2662

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Scholten et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die palliativmedizinische Versorgung gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Bisher liegen jedoch für Deutschland keine Zahlen vor, die den palliativmedizinischen Bedarf genauer quantifiziert.

Fragestellung: Ziel dieser Studie ist es die Anzahl bzw. der Anteil der Personen, die potentiell von einer palliativmedizinischen Versorgung profitieren könnten, auf Basis einer bevölkerungsweiten Analyse näher zu bestimmen.

Methode: Basierend auf dem international etablierten Vorgehen von Rosenwax et al. und Murtagh et al. wurde die Anzahl der Personen, die potentiell von einer palliativmedizinischen Versorgung profitieren würden, geschätzt und internationalen Vergleichsdaten gegenübergestellt. Die Datenbasis stellt die deutsche Todesursachenstatistik aus dem Jahr 2013 dar.

Ergebnisse: Nach der Methode von Rosenwax et al. hätten zwischen 40,7 % (minimale Schätzung) und 96,1 % der Todesfälle im Jahr 2013 von einer palliativmedizinischen Versorgung profitieren können. Entsprechend dem durch Murtagh et al. adaptierten Vorgehen sind 78,0 % der Verstorbenen potentielle Palliativpatienten gewesen. Insgesamt liegt ein Zusammenhang zwischen dem Alter der Patienten und dem palliativmedizinischen Bedarf vor, wobei dieser in der Altersgruppe zwischen 30-39 von 40,4 % auf 80,3 % der Todesfälle in der Altersgruppe 80+ ansteigt.

Diskussion: Neben dem Bedarf onkologischer Patienten wird sichtbar, dass auch viele nicht onkologische Patienten von einer palliativmedizinischen Versorgung profitieren können. Im internationalen Vergleich zeigt sich für Deutschland ein relativ hoher Anteil an Todesfällen, denen eine Erkrankung zu Grunde liegt, die mit einem palliativmedizinischen Versorgungsbedarf einhergehen kann.

Praktische Implikationen: Auch wenn das Vorgehen nach Rosenwax et al. und Murtag et al. gewisse methodische Limitationen aufweist, so können die Schätzungen doch als Grundlage für die Planung der palliativmedizinischen Versorgung dienen.