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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Wie hoch sind die Kosten für die 10 häufigsten Todesursachen in Deutschland in den letzten drei Jahren vor dem Tod?

Meeting Abstract

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  • Alexandra Geringer - Axa AG, Medizinisches Gesundheitsmanagement, Köln, Deutschland
  • Jörg-Peter Klötzer - Axa AG, Medizinisches Gesundheitsmanagement, Köln, Deutschland
  • Stefan Christiansen - Axa AG, Medizinisches Gesundheitsmanagement, Köln, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP046

doi: 10.3205/16dkvf249, urn:nbn:de:0183-16dkvf2497

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Geringer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Der demographische Wandel und die damit steigende Lebenserwartung der Bevölkerung als Folge der sich weiter entwickelnden Medizin konfrontiert das Gesundheitswesen mit großen Herausforderungen. Krankheitskostenrechnungen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Pro-Kopf-Ausgaben im höheren Lebensalter deutlich ansteigen. Damit steigt der Druck, die verfügbaren finanziellen Mittel effizient zu steuern. Dazu ist es u. a. erforderlich zu wissen, welche Kosten bei welcher Erkrankung in Abhängigkeit vom Krankheitsstadium und Lebensalter entstehen.

Fragestellung: Das Ziel der vorliegenden Studie lag in der Identifizierung der Krankheitskosten der zehn häufigsten Todesursachen in Deutschland in den letzten drei Jahren vor dem Tod.

Methode: Im Zeitraum vom 01.01.2010 bis 30.06.2014 wurden im Rahmen einer Sekundärdatenanalyse alle Versicherten der AXA Konzern AG ermittelt, die älter als 20 Jahre waren und innerhalb dieser Zeitspanne verstarben (Gesamtgruppe). Aus diesen wurden diejenigen identifiziert, welche an einer der zehn häufigsten Todesursachen verstarben (I25: Chronisch ischämische Herzkrankheit, I21: Akuter Myokardinfarkt, I50: Herzinsuffizienz, C34: Bösartige Neubildung der Bronchien und der Lunge, J44: Sonstige chronische obstruktive Lungenkrankheiten, I11: Hypertensive Herzkrankheit, F03: Nicht näher bezeichnete Demenz, I64: Schlaganfall, C50: Bösartige Neubildung der Brustdrüse, J18: Pneumonie). Für jede Gruppe wurden der Mittelwert des Alters einschließlich Standardabweichung und das Geschlechtsverhältnis kalkuliert. Danach wurden der Mittelwert und die Standardabweichung für die in den letzten 3 Jahren vor dem Tod entstandenen Gesamtkosten berechnet. Daraufhin erfolgte die Zuordnung der Kosten zu den einzelnen Jahren vor dem Tod. Zuletzt wurden die Kosten für die 10 Diagnosen nach Lebensdekaden aufgeschlüsselt.

Zur Überprüfung des Patientenkollektivs auf Normalverteilung wurde der Kolmogorov-Smirnov-Test verwendet. Aufgrund der Tatsache, dass die Messwerte nicht den Voraussetzungen einer statistischen Normalverteilung entsprachen, erfolgte der Vergleich der Gesamtkosten der einzelnen ICD-Diagnosen in den letzten 3 Jahren vor dem Tod mit den Gesamtkosten der Gesamtgruppe mit dem Kruskal-Wallis- und dem Dunn-Test.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 18.887 Versicherte identifiziert, die im genannten Zeitraum verstarben. Davon waren 12.435 Versicherte männlich (66,1%) und 6.403 weiblich (33,9%). Der Mittelwert (Standardabweichung) des Alters war 72,0 (+/- 13,1) Jahre. Die Analyse der Kosten zeigte, dass die Gesamtausgaben in den letzten 3 Jahren vor dem Tod für jede einzelne Todesursache signifikant höher waren als bei der Gesamtgruppe (p < 0,001, Tabelle 1 [Tab. 1]).

Weiterhin wurde festgestellt, dass die Kosten innerhalb der einzelnen Diagnosen während der letzten drei Jahre kontinuierlich steigen (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Damit sind sie im letzten Jahr vor dem Tod am höchsten.

Die Analyse der Gesamtkosten nach Dekaden zeigt, dass die Kosten mit steigendem Lebensalter abnehmen. Zudem fällt auf, dass sich die Differenz der Gesamtkosten zwischen der Gesamtgruppe und den aufsummierten Mittelwerten der Kosten der 10 Diagnosen mit zunehmendem Lebensalter verringert (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Diskussion: Unsere Datenanalyse hat gezeigt, dass

1.
die Gesamtkosten der 10 häufigsten Todesursachen in den letzten 3 Jahren vor dem Tod signifikant höher sind im Vergleich zur Gesamtgruppe aller Verstorbenen.
2.
die Kosten bis zum Tod hin kontinuierlich ansteigen.
3.
die Kosten mit steigendem Lebensalter abnehmen.

Praktische Implikationen: Kostenanalysen häufiger Erkrankungen in Abhängigkeit vom Krankheitsstadium und Alter der Patienten können helfen, den derzeitigen Bedarf finanzieller Mittel besser zu verstehen und den zukünftigen Finanzbedarf für die Gesundheitsversorgung besser zu planen.