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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Mengenentwicklung bei Wirbelsäuleneingriffen – Analyse der deutschlandweiten DRG Daten von 2005 bis 2013

Meeting Abstract

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  • Claire Bolczek - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Ulrike Nimptsch - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Thomas Mansky - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP076

doi: 10.3205/16dkvf240, urn:nbn:de:0183-16dkvf2402

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Bolczek et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Durch das im Januar 2016 in Kraft getretene Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) soll eine wesentliche Änderung für die Steuerung von Mehrleistungen in Krankenhäuser vorgenommen werden. Bereits vor dem KHSG wurde kontrovers über die Mengenentwicklung im stationären Bereich diskutiert. Dies betrifft insbesondere auch den Bereich der Wirbelsäulenoperationen.

Fragestellung: Ziel der Studie ist es, die Entwicklung von Wirbelsäulenoperationen auf Bundesebene unter Berücksichtigung des Einflusses der demographischen Entwicklung zu untersuchen und zu analysieren, bei welcher Art von Wirbelsäulenoperationen mögliche Zuwächse zu verzeichnen sind.

Methode: Ausgewertet wurden die Daten der fallbezogenen bundesweiten DRG-Statistik aus den Jahren 2005 bis 2013. Betrachtet wurden Behandlungsfälle mit Operationen der Wirbelsäule und des Rückenmarks. Für die Falldefinition der Untergruppen wurde die Einteilung der G-IQI Indikatoren (Version 5.0) verwendet. Da während eines stationären Krankenhausaufenthaltes i.d.R. mehrere Prozeduren pro Behandlungsfall kodiert werden können, wurde eine Hierarchisierung durchgeführt, um Mehrfachzählungen der Fälle auszuschließen. Für die Betrachtung der demographischen Entwicklung, wurden jährliche alters- und geschlechtsstandarisierte Eingriffsraten – bezogen auf die Bevölkerungsstruktur von 2005 (Referenz) – berechnet (direkte Standardisierung nach Geschlecht und 5-Jahres Altersgruppen für das jeweilige Betrachtungsjahr).

Ergebnisse: 2005 wurden in Deutschland insgesamt 177.086 Operationen an Wirbelsäule und Rückenmark durchgeführt, 2013 280.425. Dies entspricht einem Anstieg von 64%. In den verschiedenen Untergruppen lagen die Fallzahlanstiege zwischen 12% und 311%. Nach Standardisierung der Leistungszahlen von 2013 auf die Bevölkerungsstruktur 2005 ergaben sich für 2013 insgesamt 263.888 Eingriffe (d.h. +49% nicht demographisch bedingter Anstieg). In den Untergruppen lag der bereinigte Fallzahlanstieg zwischen 10% und 277%.

Diskussion: Die Analyse zeigt, dass auch nach Alters-und Geschlechtsstandardisierung ein erheblicher Anstieg bei Operationen an Wirbelsäule und Rückenmark zu erkennen ist, der je nach Art des Eingriffs sehr unterschiedlich ausfällt. Ökonomische Anreize können dabei eine Rolle spielen. Doch sollten auch andere Faktoren wie Verfügbarkeit schonenderer, risikoärmerer OP-Verfahren, Patientenpräferenz und Patientenerwartung berücksichtig werden.

Praktische Implikationen: Die vorliegende Studie kann die Ursache für den Anstieg nicht direkt klären. Die sehr unterschiedliche Verteilung des Anstiegs auf die verschiedenen operativen Untergruppen kann aber helfen, die Gründe besser einzuschätzen und damit die Diskussion um eine mögliche Fehl- und Überversorgung zielgerichteter als bisher zu führen.