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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Prävalenz , Inzidenz und Einflussfaktoren von Offenwinkel-Glaukomen in Deutschland – eine prospektive Kohortenstudie basierend auf Längsschnittdaten der Allgemeinen Ortskrankenkasse

Meeting Abstract

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  • Daniel Kreft - Universität Rostock, Institut für Soziologie und Demografie, Lehrstuhl für empirische Sozialforschung und Demografie , Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels, Rostock, Deutschland
  • Gabriele Doblhammer - Universität Rostock, Institut für Soziologie und Demografie, Lehrstuhl für empirische Sozialforschung und Demografie , Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels, Rostock, Deutschland
  • Rudolf Guthoff - Universitätsmedizin Rostock, Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Rostock, Deutschland
  • Stefanie Frech - Universitätsmedizin Rostock, Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Rostock, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP143

doi: 10.3205/16dkvf234, urn:nbn:de:0183-16dkvf2347

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Kreft et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Glaukomerkrankungen zählen zu den häufigsten Augenerkrankungen und sind eine der Hauptursachen für Erblindungen. Die überwiegende Mehrheit von Glaukomen sind dabei die Offenwinkel-Glaukome. Aufgrund der Tatsache, dass Offenwinkel-Glaukomerkrankungen mit dem Alter zunehmen, ist zu erwarten, dass die demographischen Veränderungen auch zu einer Zunahme der Offenwinkel-Glaukomerkrankten führen wird. Jedoch sind epidemiologische Daten zu Glaukomen in Deutschland selten.

Fragestellung: Ziel dieser Studie ist die Ermittlung von Prävalenz, Inzidenz und Risikofaktoren von Offenwinkel-Glaukomen unter der Verwendung qualitativ hochwertiger populationsbasierter Längsschnittdaten.

Methoden und Daten: Die Studie basiert auf ambulanten und stationären Diagnosedaten, demografischen Patientenstammdaten und Behandlungsdaten für eine Stichprobe von 250.000 Versicherten der Allgemeinen Ortskrankenkasse im Alter 50+. Die Daten liegen quartalspezifisch für einen Beobachtungszeitraum von 2004 bis 2013 vor. Darauf aufbauend werden Prävalenz- und Inzidenzberechnungen sowie multivariate Modelle zur Einschätzung der Risikofaktoren berechnet.

Ergebnisse: Die Prävalenz von Offenwinkelglaukomen für Männer im Alter 50+ liegt bei 3,25% und bei Frauen bei 4,25%. Der Alterstrend ist identisch bei beiden Geschlechtern: die Prävalenz steigt - signifikant stärker bei Frauen als bei Männern - bis Alter 85-89 und sinkt leicht im höchsten Alter. Die Inzidenz liegt bei 4,8 Erkrankungen je 1.000 Männern bzw. 5,8 je 1.000 Frauen, was vor allem an der signifikant höheren Inzidenz der Frauen im Alter 60 bis 74 liegt. Neben den Unterschieden im Offenwinkel-Glaukomrisiko nach Geschlecht und Alter zeigten sich auch höhere Risiken bei Personen mit Diabetes, ischämischen Herzproblemen, Bluthochdruck, Myopie und zuvor gehenden Verletzungen am Auge.

Diskussion: Anhand einer bevölkerungsrepräsentativen Datengrundlage konnten wichtige und aktuelle Ergebnisse zur Bedeutung von Offenwinkel-Glaukomerkrankungen und deren Risikofaktoren dargelegt werden. Weitere detaillierte Analysen zum Verlauf der Offenwinkel-Glaukomerkrankungen und zur Rolle der Medikation und operativer Behandlung werden folgen. Eine wichtige Fragestellung hierbei soll die Compliance von Glaukommitteln bei Personen mit Glaukomerkrankungen sein, um eine Versorgungslücke identifizieren zu können.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse dieser Studie ermöglichen den Vergleich der Prävalenz und Inzidenz von Offenwinkel-Glaukomen in Deutschland mit jenen in anderen Ländern bzw. mit Werten aus früheren Jahren. Aufbauend auf diesen Daten können Prognosen der Zahl zukünftiger Offenwinkel-Glaukompatienten berechnet sowie Risikogruppen herausgestellt werden.