gms | German Medical Science

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Entwicklung und Validierung eines Prädiktionsmodells auf Basis von GKV-Sekundärdaten

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Kristina Heyer - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm), Hamburg, Deutschland
  • Kerstin Protz - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm), Hamburg, Deutschland
  • Gerd Glaeske - Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik, Bremen, Deutschland
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, CVderm, Hamburg, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP140

doi: 10.3205/16dkvf231, urn:nbn:de:0183-16dkvf2316

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Heyer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Das Ulcus cruris ist ein Geschwür des Unterschenkels und gehört zu den chronischen Wunden. Patienten mit einem Ulcus cruris leiden unter einer hohen Krankheitslast; ihre Versorgung erfordert einen hohen pflegerischen sowie medizinischen Aufwand und wird aufgrund des demografischen Wandels weiter an Bedeutung gewinnen. Zur Identifikation der Ursachen langer Behandlungskarrieren bzw. Wundheilungsstörungen sind die Faktoren, die den Heilungsprozess positiv beeinflussen, von großer Relevanz.

Fragestellung: Um die Versorgungssituation von Patienten mit einem Ulcus cruris nachhaltig zu verbessern und die Ressourcen des deutschen Gesundheitssystems zielgerichtet einzusetzen, wurde ein Prädiktionsmodell auf Basis von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entwickelt und validiert.

Methoden: Analysiert wurden Sekundärdaten der GKV für den Beobachtungszeitraum 2010 bis 2012. Zur validen Schätzung der Erkrankungshäufigkeit fand eine Überprüfung verschiedener Ziehungsalgorithmen statt. Die Identifizierung des Behandlungserfolges (Wundheilung), welche in den GKV-Routinedaten nicht als eigenständige Information enthalten ist, erfolgte anhand der letzten wundrelevanten Verordnung. Die untersuchten Prädiktoren des Behandlungserfolges waren soziodemografische, wundbezogene und versorgungsrelevante Parameter. Die Versorgungssituation wurde mittels evidenzbasierter Therapien bei Patienten mit einem Ulcus cruris analysiert. Als externe Validierung des Prädiktionsmodells konnten Daten aus der klinischen Behandlungsroutine gegenübergestellt werden.

Ergebnisse: Anhand des Prädiktionsmodells wurde die Abwesenheit einer Wundinfektion als wichtiger Heilungsprädiktor identifiziert. Im Prädiktionsmodell auf Basis von klinischen Routinedaten waren darüber hinaus vor allem klinische Einflussgrößen wie Wundanzahl, Wunddauer vor Behandlung, Wundsituation (globaler Wundscore) sowie Wundgröße entscheidende Prädiktoren für den Heilungserfolg. Die Bedeutung von klinischen wundbezogenen Parametern spiegelt sich auch in der höheren Gesamtmodellgüte im Regressionsmodell der klinischen Sekundärdaten wider.

Diskussion und praktische Implikation: In den klinischen Routinedaten konnten 85 % der Unterschiedlichkeit in der Abheilung nicht erklärt werden. Daher ist zu diskutieren, welche weiteren Variablen potenziell relevant und bzw. oder ob die erhobenen Variablen nicht ausreichend valide und detailliert genug erfasst wurden. GKV Routinedaten allein stellen keine ausreichend valide Datenquelle für die Ableitung von Heilungsprädiktoren bei Patienten mit einem Ulcus cruris dar, da die im Modell berücksichtigten klinischen wundbezogenen Informationen und Behandlungsdaten in den GKV-Routinedaten nicht bzw. nicht mit hinreichender Validität zur Verfügung stehen.