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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Versorgungsforschungsprojekt zur Optimierung der Arzneimitteltherapiesicherheit im Altenheim

Meeting Abstract

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  • Nadja Nestler - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Institut für Pflegewissenschaft und -praxis, Salzburg, Österreich

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP063

doi: 10.3205/16dkvf227, urn:nbn:de:0183-16dkvf2279

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Nestler.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Etwa 800 000 Menschen werden in Deutschland in stationären Altenpflegeeinrichtungen versorgt. Dabei stellt die Versorgung von Betagten und Hochbetagten die beteiligten Gesundheitsberufe vor besondere Herausforderungen. Aufgrund von Mehrfacherkrankungen nehmen ältere Menschen oft eine Vielzahl von Medikamenten ein. Daher sind sie besonders häufig von unerwünschten Arzneimittelereignissen betroffen. Untersuchungen zeigen, dass auch suboptimale Prozesse in der Versorgung die Ursache hierfür sind. Insbesondere sind unzureichend abgestimmte Therapiekonzepte und Schnittstellenproblematiken für Bewohnerinnen und Bewohner von Altenpflegeeinrichtungen problematisch, da sie neben physischen Einschränkungen auch oftmals kognitive Einschränkungen haben, so dass sie selber nicht befähigt sind Medikamentenbeobachtungen durchzuführen.

Fragestellung: Lassen sich durch die kombinierte Intervention InTherAKT Veränderungen in der interprofessionellen Kooperation zwischen den teilnehmenden Berufsgruppen feststellen?

Kann die Angemessenheit der erfassten Medikation, gemessen am Medication Appropriateness Index (MAI), durch die kombinierte Intervention InTherAKT bei den teilnehmenden Heimbewohnern verbessert werden?

Als sekundäre Endpunkte werden bewohnerbezogene Daten erfasst und u.a. untersucht, ob die kognitive Leistungsfähigkeit und die Mobilität verbessert werden bzw. die Anzahl an potentiell gefährlichen Medikamenteninteraktionen reduziert werden kann.

Methode: Diese einarmige Studie mit komplexer Intervention wird mit Mitgliedern der an der medikamentösen Versorgung beteiligten Berufsgruppen (Hausärzte, Pflegende, heimversorgende Apotheker) und Bewohnerinnen und Bewohnern von Altenpflegeheimen durchgeführt. Der Projektablauf besteht aus einer standardisierten quantitativen Datenerhebung der Endpunkte, des Medication appropriateness Index (MAI) sowie der bewohnerbezogenen Endpunkte zu drei Zeitpunkten (t0, t1, t2). Darüber hinaus werden qualitative berufsgruppenspezifische Gruppeninterviews zu Beginn und Ende des Projektes durchegführt. Sie werden mittels MAXQDA inhaltsanalytisch ausgewertet.

Nach der Erhebung von t0 sowie t1 wird eine systematische Intervention durchgeführt.

Diese Intervention ist teilstandardisiert und besteht zum einen aus einem professionsübergreifenden, problemorientierten Lernkonzept zur Wissenserweiterung. Zum anderen besteht die Intervention aus der eigens für die beteiligten Berufsgruppen entwickelten Kommunikations-online Plattform, über die eine strukturierte Erfassung und Reflektion der Medikation ermöglicht wird.

Ergebnisse: Die bewohnerbezogenen Ergebnisse aus den Datenerhebungen t0 und t1 zeigen funktionelle wie auch kognitive Einschränkungen der in die Studie eingeschlossenen Bewohner. Es wird aufgezeigt, in welchem Umfang kognitive Leistungseinschränkungen, Delirneigung und physische Leistungseinschränkungen vorhanden sind. Gleichfalls werden erste Ergebnisse zur erhobenen Medikation der Bewohnerinnen und Bewohner präsentiert.

Die Gruppendiskussionen der teilnehmenden Berufsgruppen zeigen Probleme in der Kooperation und Kommunikation auf, die zumindest teilweise als systembedingt beurteilt werden können. Das Erleben dieser Probleme ist je nach Berufsgruppe unterschiedlich und führt zu differierenden Strategien zur Lösung der Probleme. Diese Ergebnisse werden ebenfalls dargestellt und mögliche Rückschlüsse daraus diskutiert.

Diskussion: Die Ergebnisse aus den ersten beiden Datenerhebungen zeigen funktionelle wie auch kognitive Einschränkungen der Bewohnerinnen und Bewohner.

Die Angemessenheit der Medikation, erhoben mit dem MAI, wird im Vortrag dargestellt und diskutiert.. Die Daten aus den Gruppendiskussionen weisen zudem Hürden in der Kooperation und Kommunikation aus, die in der systematischen Intervention thematisiert und aktiv bearbeitet wurden. In T1 werden mögliche Veränderungen in den bewohnerspezifischen Daten erfasst. Diese Veränderungen sollen im Vortrag dargestellt und diskutiert werden.

Implikationen für die Praxis: Die ersten Ergebnisse aus dem Projekt zeigen die Notwendigkeit einer Optimierung der Arzneimitteltherapiesicherheit. Die durch die systematische Intervention veränderten Kommunikationsstrukturen schaffen neue Möglichkeiten in der Überwindung von Schnittstellenproblematiken, so dass eine bessere Kooperation gelingen kann.