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Wie erleben Patientinnen und Patienten die Erhebung von Patienten reported outcomes (PRO)? – Eine qualitative Querschnittsuntersuchung am Beispiel des Schmerzassessments
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Veröffentlicht: | 28. September 2016 |
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Hintergrund: Die Erfassung von Schmerzen als Teil eines adäquaten Schmerzmanagements ist fester Bestandteil pflegerischer Routinen. Weitgehend unbekannt ist, wie Patientinnen und Patienten die Schmerzerhebung und -beurteilung wahrnehmen. Bisher durchgeführte Studien [1], [2], [3] - vorrangig im englischsprachigen Raum veröffentlicht - kommen zu dem Ergebnis, dass Patientenvorstellungen zur Messung und Nutzung des Schmerzassessments der Daten die Validität der Erhebung beeinflussen. Ziel der vorliegenden Studie war es, in einem deutschsprachigen Kontext die Erlebensdimensionen von Schmerzassessments bei Anwendung der Numerischen Rating Skala (NRS) zu erfassen.
Fragestellung: Wie erleben Patientinnen und Patienten das pflegerische postoperative Schmerzassessment mittels Numerischer Rating Skala in der Chirurgie?
Methode: Die Erhebung wurde als qualitative Querschnittsuntersuchung in Anlehnung an die Grounded Theory Methodologie von Strauss und Corbin [4] umgesetzt. Befragt wurden insgesamt 15 Patientinnen und Patienten aus den Bereichen Urologie, Orthopädie, Unfallchirurgie und onkologische Chirurgie eines bayerischen Universitätsklinikums. Als Erhebungsinstrument dienten leitfadengestützte Interviews. Die strukturierte Auswertung und Analyse der Daten erfolgte unter Zuhilfenahme von MaxQDA als induktives Vorgehen.
Ergebnisse: Es zeigt sich, dass die NRS bei fast allen Patientinnen und Patienten zur Anwendung kam. Ein Großteil der Befragten gab an, dass ihnen die Einschätzung der Schmerzen leicht fällt. Es wird jedoch deutlich, dass die Patientinnen und Patienten nur vage Vorstellungen zu den Konsequenzen ihrer Antwort haben. Das Schmerzassessment wird als pflegerische Routine erlebt, die für die Therapie als weitgehend unbedeutend wahrgenommen wird. Selbstreflexiv wird vereinzelt die Skalierung als Problem gesehen, da ein Referenzwert fehlt und sich Schmerzqualität und -verläufe der vorgegebenen Metrik entziehen. Intermittierende Schmerzen oder Schmerzspitzen bei Belastung werden in den Augen der Befragten mit dem derzeitigen Prozedere nur unzureichend erfasst.
Diskussion: Die Aussagen geben Hinweise darauf, wie durch (Fehl)konzepte die Validität der Messung und damit auch die dadurch indizierte Therapie bedroht sein kann. Patienten selbst benennen Alternativen zur Erfassung von Schmerzqualitäten. Die Daten sollten an größeren Stichproben repliziert werden und dabei auch mögliche Einflussfaktoren auf das Erleben des Assessments berücksichtigt werden (z.B. Alter, Bildungshintergrund etc.).
Praktische Implikationen: Die Erkenntnisse zum Erleben leisten einen Beitrag zur Anpassung und Weiterentwicklung der Schmerzerfassung hin zu einer valideren Erfassung des Schmerzerlebens. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig eine Aufklärung der Patienten und Patientinnen vor Anwendung des Assessments ist, um eine reflektierte Aussage zum Schmerzerleben erhalten zu können.
Damit kann langfristig eine bessere Versorgung schmerzbetroffener Patientinnen und Patienten erreicht werden.
Contributed equally: L. Gerken, E. Fay, S. Olwitz, R. Thalhammer, A. Windisch, H. Alhussini, B. Reuschenbach
Literatur
- 1.
- van Dijk JF, Vervoort SC, van Wijck AJ, Kalkman CJ, Schuurmans MJ. Postoperative patients' perspectives on rating pain: A qualitative study. Int J Nurs Stud. 2016 Jan;53:260-9. doi: 10.1016/j.ijnurstu.2015.08.007
- 2.
- Jones LE, Whitburn LY, Davey MA, Small R. Assessment of pain associated with childbirth: Women's perspectives, preferences and solutions. Midwifery. 2015 Jul;31(7):708-12. DOI: 10.1016/j.midw.2015.03.012
- 3.
- Robinson-Papp J, George MC, Dorfman D, Simpson DM. Barriers to Chronic Pain Measurement: A Qualitative Study of Patient Perspectives. Pain Med. 2015 Jul;16(7):1256-64. DOI: 10.1111/pme.12717
- 4.
- Strauss A, Corbin J. Grounded Theory – Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz Verlag; 1996.