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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Wahrnehmung und Bedürfnisse von Praxismitarbeitern in der Onkologie

Meeting Abstract

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  • Sandra Osburg - Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen GmbH - WINHO GmbH, Köln, Deutschland
  • Martin Mödder - Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen GmbH - WINHO GmbH, Köln, Deutschland
  • Walter Baumann - Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen GmbH - WINHO GmbH, Köln, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP160

doi: 10.3205/16dkvf204, urn:nbn:de:0183-16dkvf2043

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Osburg et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Dezember 2015 hat der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine neue sektorübergreifende Qualitätsmanagement-Richtlinie (QM-RL) [1] verabschiedet, die erstmalig für Vertragsärzte, -zahnärzte und Krankenhäuser gleichermaßen gelten wird. Diese sieht neben Grundelementen und Methoden der Qualitätssicherung erstmals eine Befragung der Mitarbeiter vor. Mitarbeiterorientierung kann zu neuen Impulsen, Erkenntnissen und Verbesserungspotenzial innerhalb der Praxen führen. Zudem bietet diese Methode die Möglichkeit Erkenntnisse über die Bedürfnisse des Praxispersonals zu erlangen, die Grundlage für Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung sein können. Das Institut hat in verschiedenen Jahren eine Erhebung für interessierte Ärzte und Mitarbeiter durchgeführt. Fokussiert wurden u.a. Aspekte wie Kommunikation, Arbeitsintensität, Fort- und Weiterbildungssituation sowie die Beziehung zwischen Praxismitarbeitern und ärztlichen Vorgesetzten. Faktoren, die mit einer allgemein höheren Arbeitszufriedenheit assoziiert werden und zur Verbesserung eines kontinuierlichen Beschäftigungsverhältnisses beitragen können.

Fragestellung: Welche Rolle spielt die Arbeitszufriedenheit für eine dauerhafte Beschäftigung in der Onkologie? Welchen Einfluss hat das Verhältnis Arzt Mitarbeiter auf eine längerfristige Beschäftigung?

Methode: Im Zeitraum November 2015 bis Januar 2016 erfolgte eine freiwillige, bundesweite, postalische Erhebung in onkologischen Arztpraxen. Zum Einsatz kam ein validierter Fragebogen mit Likert-Skalen. Die vorwiegend quantitative Auswertung erfolgte mittels SPSS. Der Erhebungsbogen enthielt jedoch auch eine offene Frage zu Themen bei Fort- und Weiterbildungen. Eingeschlossen wurde ausschließlich nicht-ärztliches Personal: Medizinische Fachangestellte, Gesundheits- und Krankenpfleger, medizinisch-technische sowie pharmazeutisch-technische Assistenten, Laborassistenten, Praxismanager, medizinische Dokumentare, Study Nurses, Verwaltungsangestellte, Auszubildende und Sekretärinnen.

Ergebnisse: An der letzten Befragung 2015 nahmen 469 Praxismitarbeiter/innen und 95 Hämatologen und Onkologen aus 41 Praxen teil. Fast alle Befragten (> 97%) sind weiblich und ca. 40 Jahre alt. 88% der Befragten befinden sich in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis, davon etwas über die Hälfte (54%) in einer Vollzeitbeschäftigung. Die Mitarbeiter sind im Durchschnitt seit 7 Jahren in der Praxis angestellt (Minimum: < 1 Jahr, Maximum: 41 Jahre). Die besten Werte auf einer 100er-Skala erreichten die Items: „Gesamtzufriedenheit“ (81%), die „Fort- und Weiterbildungssituation“ (76%) und „eine gute Ausstattung mit Arbeitsmitteln“ (72%). Weniger gut schnitten hingegen die Bereiche „hohe Arbeitsintensität“ (45%), „Neigung zur beruflichen Verausgabung“ (58%) und „Kommunikation“ (56%) ab. Die Unterstützung durch die Ärzte spielt eine wichtige Rolle. So konnten bessere Ergebnisse besonders bei den Skalen „Lob und Anerkennung für Leistung“ und „Unterstützung in schwierigen Arbeitssituationen“ erreicht werden.

Das Interesse an Themen zur Fort- und Weiterbildung ergab besonders häufig die Themenwünsche: hämatologische und onkologische Erkrankungen, neue Therapien und Wirkungen oraler Zytostatika, Nebenwirkungsmanagement sowie das Kommunizieren mit (schwierigen) Patienten.

Diskussion: Durch die freiwillige Beteiligung ist davon auszugehen, dass eher Praxen und Ärzte teilnehmen, die positiv bewertet werden. Es sollte darüber nachgedacht werden, wie mit den Ergebnissen in den Praxen weitergearbeitet werden kann und inwiefern die Praxismitarbeiter in weiterführende Prozesse eingebunden werden können. Einige Praxismitarbeiter, die an der Erhebung teilnahmen, wiesen darauf hin: „Warum bekommt man keine Rückmeldung wie die Befragung ausgefallen ist? Warum ändert sich nichts trotz jährlicher Befragung?“

Praktische Implikationen: Bei der zukünftig ggf. verpflichtenden Durchführung von Mitarbeiterbefragungen lassen sich positive Rückschlüsse erzielen, wenn mit den Ergebnissen im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses weitergearbeitet wird und sowohl Ärzte als auch Mitarbeiter beteiligt sind.

Einen positiven Effekt erzielte die Teilnahme bei den Ärzten. Die Ergebnisse zeigen, dass Sie öfter ein lobendes Wort für ihre Mitarbeiter haben und sie in schwierigen Arbeitssituationen besser unterstützten.


Literatur

1.
Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Qualitätsmanagement-Richtlinie vom 17. Dezember 2015.