gms | German Medical Science

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Qualitätsanforderungen evaluieren mit PROMs – das Beispiel der sozialdienstlichen Beratung in zertifizierten Brustkrebszentren

Meeting Abstract

  • Christoph Kowalski - Deutsche Krebsgesellschaft, Zertifizierung, Berlin, Deutschland
  • Holger Pfaff - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Sarah Halbach - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Anna Schmidt - Universität zu Köln, IMVR, Köln, Deutschland
  • Simone Wesselmann - Deutsche Krebsgesellschaft, Zertifizierung, Berlin, Deutschland
  • Markus Wirtz - Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Nicole Ernstmann - Uniklinik Köln, Zentrum für Versorgungsforschung Köln, IMVR, Köln, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP159

doi: 10.3205/16dkvf203, urn:nbn:de:0183-16dkvf2038

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Kowalski et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Der Nutzen von bereits in die Routineversorgung implementierten Qualitätsanforderungen ist notorisch schwer nachzuweisen. Da post-implementativ durchgeführte randomisierte Studien de facto zu einer Leistungsbeschränkung eines Gutteils der ansonsten Anspruchsberechtigten führen würden, sind Auswertungen von nicht-experimentellen Daten naheliegend. Eine solche in die Routineversorgung implementierte Qualitätsanforderung in von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Brustkrebszentren (zBZ) betrifft den Zugang zu sozialarbeiterischer Beratung (SB), der allen Patienten ermöglicht werden muss. Eine Sollvorgabe existiert nicht.

Fragestellung: Dieser Beitrag prüft, ob eine höhere Erfüllung der Anforderung mit patientenseitig berichteten besseren Ergebnissen assoziiert ist, ob also höhere SB-Quoten in zBZ mit einem reduzierten poststationären Informationsbedarf zu sozialen, finanziellen und arbeitsbezogenen Fragestellungen einhergehen.

Methode: Die während des Zertifizierungsverfahrens pro zBZ erhobenen SB-Quoten werden mit Befragungsdaten aus der BMG-geförderten PIAT-Studie (Projektkennung Projektdatenbank Versorgungsforschung Deutschland: VfD_PIAT_12_001630) in Beziehung gesetzt. In logistischen Mehrebenenmodellen mit 1.248 Patienten aus 54 zBZ wird der Zusammenhang zwischen den SB-Quoten (Ebene 2) und dem Informationsbedarf (Ebene 1) zu 3 Themen aus dem Leistungsspektrum der sozialen Arbeit bei allen Patienten und zu 5 Themen zur Teilhabe am Arbeitsleben bei Patienten 60 Jahre und jünger untersucht.

Ergebnisse: Adjustiert für Stadium, Bildung, Alter, Partnerschaft, Sprache und Versicherung zeigen sich Zusammenhänge (p < .05 ) zwischen höheren SB-Quoten und geringeren Informationsbedarfen zehn Wochen nach OP bei den Themen finanzielle Probleme, Probleme mit Krankenkassen, Arbeiten während der Erkrankung, arbeitsrechtliche Probleme und Kündigungsschutz. Für die Themen Krankschreibung, berufliche Wiedereingliederung und Schwerbehindertenausweis erreichen die Effekte p < .05 nicht.

Diskussion: Eine höhere Umsetzung der Anforderung zur SB der Patienten in zBZ ist unter Kontrolle des Casemix mit besser informierten Patienten zu sozialen, finanziellen und arbeitsbezogenen Fragestellungen 10 Wochen nach OP assoziiert. Diese Ergebnisse legen einen patientenseitigen Nutzen der Qualitätsanforderung nahe.

Praktische Implikationen: Einrichtungen mit geringen SB-Quoten sollten nachdrücklich in eine bessere Umsetzung der Anforderung investieren.

(Hinweise: Beitrag in unwesentlich abgewandelter Weise bereits für DGMS/DGMP-Kongress 2016 eingereicht; COIs: Kowalski/Wesselmann: Beschäftigungsverhältnisse Deutsche Krebsgesellschaft; alle anderen: Beschäftigungsverhältnisse Universitäten/Hochschulen)