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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Lebensqualität bei Patienten mit nicht-melanozytären Hauttumoren (non-melanoma skin cancer, NMSC). Eine multizentrische Befragung betroffener Patienten und ihrer behandelnden Ärzte

Meeting Abstract

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  • Michael Koller - Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien (ZKS), Regensburg, Deutschland
  • Ben Novak - Biofrontera, Leverkusen, Deutschland
  • Karolina Müller - Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien (ZKS), Regensburg, Deutschland
  • Rolf-Markus Szeimies - KLINIKUM VEST, Klinik für internistische Rheumatologie, Recklinghausen, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP158

doi: 10.3205/16dkvf202, urn:nbn:de:0183-16dkvf2024

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Koller et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Nicht-melanozytäre Hauttumore (non-melanoma skin cancer, NMSC) sind ein Sammelbegriff für unterschiedliche Neoplasien der Haut und umfassen im Wesentlichen das Basalzell- und das Plattenepithelkarzinom, sowie als Vorstufen aktinische Keratosen und den Morbus Bowen. Sie präsentieren sich - im umgangssprachlichen Sinne - als „heller Hautkrebs“ und sind im Gegensatz zum „schwarzen Hautkrebs“ (malignes Melanom) gut behandelbar. Dennoch stellen NMSC ein erhebliches Gesundheitsproblem dar, da es sich um eine große Gruppe von betroffenen Patienten handelt. So werden jährlich rund 119.000 neue Erkrankungsfälle registriert, damit kommen NMSC in Deutschland 6,5mal häufiger vor als das maligne Melanom. Die Behandlung von NMSC ist langwierig, nebenwirkungsreich, belastend und kostenintensiv. Es muss angenommen werden, dass NMSC mit Einbußen hinsichtlich der Lebensqualität einhergehen, wobei im deutschsprachigen Raum dazu keine belastbaren Daten vorliegen.

Fragestellung: Ziel dieses Projekts ist die prospektive, strukturierte, qualitätsgesicherte Erhebung von Daten zur Lebensqualität bei einer großen Gruppe von Patienten mit NMSC. Diese Daten sollen in weiterer Folge auch für gesundheitsökonomische Analysen herangezogen werden können.

Methode: Nicht-interventionelle, prospektive, multizentrische Fragebogen-basierte Studie mit einem Messzeitpunkt (Querschnittdesign) im Sinne der Versorgungsforschung. Die Studie wurde der Ethikkommission der Universität Regensburg angezeigt (Geschäftszeichen 15-160-0036) und in der Datenbank des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung angemeldet (VfD_NMSC-QoL_15_003624).

Die Patienten wurden bundesweit in 29 Behandlungseinheiten (Krankenhaus/Praxis) rekrutiert. Die geplante Fallzahl betrug insgesamt 1.200 Patienten mit NMSC in den Ausprägungen aktinische Keratose (n = 500), Basalzellkarzinom (n = 500) und Plattenepithelkarzinom (n = 200). Patienten gaben Auskunft zur Lebensqualität (EQ-5D-5L) sowie zur Soziodemografie (Alter, Geschlecht usw.). Die klinische Basisdokumentation (Krankengeschichte, Diagnose, Behandlung) erfolgte durch den behandelnden Arzt.

Im Fokus dieses Abstracts steht dieser ersten Auswertung der vom Patienten berichteten gesundheitsbezogenen Lebensqualität auf der visuellen Analogskala des EQ-5D (EQ-5D-VAS, Range: 0 bis 100) in Abhängigkeit der Anzahl verschiedener Diagnosearten.

Ergebnisse: Patienten: Insgesamt wurden 1186 Patienten in die Studie eingeschlossen. 61.2% der Patienten sind männlich. Das mediane Alter liegt bei 74 Jahren (25. Perzentil = 66, 75. Perzentil = 79, Range = 32 bis 95). Der Großteil der Patienten (72.9%) befindet sich zum Messzeitpunkt im Ruhestand.

Die Verteilung der NMSC-Diagnosen ist wie folgt: 73.3% (n = 869) aktinische Keratose, 48.7% (n = 578) Basalzellkrebs und 18.1% (n = 215) Stachelzellkrebs. Da ein Patient auch mehrere Diagnosen erhalten haben kann, addiert sich die Summe auf >100%.

65.9% (n = 782) der Patienten erhielten eine NMSC-Diagnose, 28.0% (n = 332) zwei Diagnosen und 6.1% (n =72) drei Diagnosen.

Zusammenhang zwischen Anzahl verschiedener Diagnosen und Lebensqualität: Mit steigender Anzahl der NMSC-spezifischen Diagnosen sinken die Mittelwerte Lebensqualität. 1 Diagnose: 76.8, 2 Diagnosen: 73.1 3 Diagnosen: 66,2, p <. 001

Diskussion: Es handelt sich um die umfangreichste Studie zum Thema Lebensqualität von NMSC-Patienten mit der höchsten Fallzahl. Die ersten Ergebnisse zeigen deutlich, dass Patienten mit mehr als einer NMSC-Diagnose von höheren Lebensqualitätseinbußen berichten. Weitere Auswertungen werden durchgeführt, wobei unter dem Gesichtspunkt der Versorgungsrealität insbesondere die Rolle der Therapien in Hinblick auf die Lebensqualität sowie die gesundheitsökonomischen Implikationen von Interesse sein werden.

Praktische Implikationen: Zukünftige Patientengenerationen können von den Ergebnissen profitieren, weil die Studie eine Antwort auf eine wichtige klinische Frage erwarten lässt: „Welche Faktoren sind für eine gute bzw. schlechte Lebensqualität von Patienten mit NMSC unter Therapie verantwortlich und durch welche Therapiekosten lässt sich ein optimales Behandlungsergebnis erzielen?“.