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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Entwicklung und Validierung von Instrumenten zur Erfassung der Lebensqualität und des Therapienutzens bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit

Meeting Abstract

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  • Nicole Zander - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland
  • Ebru-Berrin Demirel - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland
  • Christine Blome - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP154

doi: 10.3205/16dkvf198, urn:nbn:de:0183-16dkvf1986

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Zander et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Erfassung gesundheitsbezogener Lebensqualität ist neben klinischen Parametern ein wichtiges Outcome-Kriterium in der Medizin. Ziel dabei ist es, den subjektiven Gesundheitszustand des Patienten und den Erfolg therapeutischer Maßnahmen abzubilden. Dazu stehen zahlreiche validierte generische Instrumente zur Verfügung, wie der EQ-5D oder der SF-36. Unter den indikationsspezifischen Instrumenten für Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) gilt derzeit der VascuQoL, der anhand von 25 Items 5 Dimensionen abbildet, als Tool mit den besten psychometrischen Eigenschaften.

Der Patient Benefit Index (PBI) ist ein für verschiedene Indikationen validiertes Erhebungsinstrument, bei dem aus der Kombination von Wichtigkeit und Erreichung verschiedener Therapieziele der patientenrelevante Therapienutzen errechnet werden kann.

Fragestellung: Ziel der Studie war die Entwicklung und Validierung eines kurzen und praktikablen Instruments zur Erfassung der Beeinträchtigung der Lebensqualität bei Patienten mit pAVK (QOL-PAD) sowie die Entwicklung und Validierung eines PBI-pAVK.

Methode: Es wurde eine nicht interventionelle Längsschnittstudie, bestehend aus zwei Phasen, durchgeführt. In der Vorstudie wurde mit einer Kohorte aus n = 50 Patienten mit pAVK anhand qualitativer Verfahren eine Sammlung relevanter Items erstellt. Aus diesem Pool entwickelte ein Expertengremium die Fragebögen QOL-PAD und PBI-pAVK. Nachdem diese in einer Pilotstudie getestet und optimiert wurden, wurden sie in der Hauptstudie mit n = 120 Patienten eingesetzt. Hierbei kamen zu zwei Erhebungszeitpunkten (T1 und drei Monate später T2), neben der Abfrage klinischer und demographischer Angaben, außerdem der VascuQoL und der EQ-5D-3L (Score und VAS) zum Einsatz. Die Daten wurden anhand deskriptiver und multivariater Analyseverfahren ausgewertet, um Rückschlüsse auf Konstruktvalidität, interne Konsistenz, Reliabilität und Umsetzbarkeit zu ziehen.

Ergebnisse: Von 120 befragten Patienten zu T1 konnten n = 103 in der Analyse berücksichtigt werden. An T2 nahmen 57 Patienten teil. Das mittlere Alter dieser 57 Patienten lag bei 71,0 Jahren ± 9,1. 66,7 % der Probanden waren männlich.

Der QOL-PAD wurde von mehr als 86,4 % der Patienten als leicht oder sehr leicht zu beantworten bewertet. Zu T1 gab es im Mittel 4,0 % fehlende Angaben. Es konnte eine hohe interne Konsistenz mit Cronbachs Alpha = 0,7 (T1) bzw. 0,8 (T2) gezeigt werden. Es ergaben sich zu beiden Erhebungszeitpunkten signifikante Korrelationen mit beiden Werten des EQ-5D-3L. Die Korrelationen mit dem indikationsspezifischen VascuQoL waren ebenfalls hoch signifikant mit jeweils p ≤ 0,001 und r = -0,77 zu T1 und r = -0,87 zu T2. Weiterhin zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen Schweregrad und der Beeinträchtigung der Lebensqualität gemessen durch den QOL-PAD.

Auch die Erhebung des Nutzens im Rahmen des PBI-pAVK zu T1 hatte eine hohe interne Konsistenz mit Cronbachs Alpha = 0,8. Der PBI-Score zeigte eine signifikante Korrelation mit der Veränderung der Lebensqualität gemessen mit dem VascuQoL sowie mit der Ankerfrage nach dem subjektiven Therapienutzen (p ≤ 0,001; r = 0,72).

Diskussion: Beide Instrumente können als praktikable und durch die Kondensierung auf 12 Items mit einer einheitlichen Antwortskala auch patientenfreundliche Erhebungsinstrumente bewertet werden.

Der QOL-PAD ist in sich konsistent und die hohe Korrelation mit dem anerkannten VascuQoL sowie dem Schweregrad der pAVK lässt darauf schließen, dass er die Beeinträchtigung der Lebensqualität zuverlässig abbildet. Auch die Abfrage der Wichtigkeiten im Rahmen des PBI-pAVK ist intern konsistent. Die Erhebung eines PBI-Gesamtscores ist durch die Kombination von Wichtigkeit der einzelnen Items und deren Nutzen geeignet, um den patientenrelevanten Therapienutzen zu erheben.

Anhand der Studie konnten somit die Konstrukt-Validität, interne Konsistenz und Paralleltest-Reliabilität der entwickelten Instrumente nachgewiesen werden.

Praktische Implikationen: Der QOL-PAD ist ein geeignetes Instrument zur Erfassung der Beeinträchtigung der Lebensqualität bei Patienten mit pAVK und zudem kürzer als der VascuQoL. Der PBI-pAVK erfasst den patientenrelevanten Therapienutzen und ist somit ein geeignetes Instrument für den Gebrauch in klinischen Studien oder Studien zur Erfassung der Versorgungsqualität bei Patienten mit pAVK.