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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Qualitätsindikatoren in der Praxis: Welche Anforderungen sind an die Entwicklung und Implementierung zu stellen?

Meeting Abstract

  • Thomas Petzold - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Dresden, Deutschland
  • Vera Ries - Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Nordrhein, Düsseldorf, Deutschland
  • Uta Buch - Deutsche Krankenhausgesellschaft, Dezernat I, Berlin, Deutschland
  • Friedrich Untersweg - Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft, Graz, Österreich
  • Burkhard Fischer - Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, Referat Qualitätsmanagement, IT und Datenanalyse, Düsseldorf, Deutschland
  • Susanne Rode - Geschäftsstelle Qualitätssicherung im Krankenhaus an der Baden-Württembergischen Krankenh, Stuttgart, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP072

doi: 10.3205/16dkvf197, urn:nbn:de:0183-16dkvf1976

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Petzold et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Qualitätsindikatoren werden für die Bewertung von Daten zur Qualitätssicherung herangezogen und sind Hilfsinstrumente zur Sicherung und Weiterentwicklung der Versorgungsqualität. Qualitätsindikatoren können für unterschiedliche Zwecke, wie Benchmarking, Public Reporting oder interne Prozessverbesserung genutzt werden. Daher ist es wichtig, insbesondere an die Methodik zur Entwicklung und Evaluation der Qualitätsindikatoren hohe Anforderungen zu stellen, die einen effizienten und sicheren Umgang der Qualitätsergebnisse gewährleisten.

Fragestellung: Ziel der Studie ist die Analyse von Anforderungen an die Entwicklung und an die erfolgreiche Implementierung von Qualitätsindikatoren im praktischen Einsatz.

Methode: Es erfolgte die Durchführung eines systematischen Reviews in MEDLINE anhand definierter Hauptsuchbegriffe (MeSH Terms: "humans", "quality indicator", "Health care" in Kombination mit dem Freitextbegriff "assess*" und Veröffentlichungsarten "comparative study", "evaluation study", "journal article", "observational study" und "review“). Es konnten 573 Treffer identifiziert werden, die um weitere 153 Arbeiten durch eine Handsuche ergänzt wurden, sodass insgesamt 726 Abstracts gescreent wurden. Anhand des Vorgehens nach dem PRISMA-Statement wurden 83 Artikel in das Review eingeschlossen.

Ergebnisse: 48 Artikel beschreiben Gütekriterien und 41 Artikel Anforderungen an die Anwendung von Qualitätsindikatoren in der medizinischen Versorgung. Am häufigsten werden Validität (n=19), Praktikabilität (n=16), Reliabilität (n=14) und Interpretierbarkeit des Qualitätsindikators (n=14) als Gütekriterien genannt, gefolgt von Relevanz (n=10), Sensitivität (n=8) und Risikoadjustierung (n=6). Die am häufigsten genannten Anwendungsanforderungen umfassen die Einbindung von Qualitätsindikatoren in den Versorgungskontext (n=15), die Möglichkeit der Ableitung von Verbesserungspotentialen (n=11), Datenqualität (n=8), die Datenverfügbarkeit (n=7) sowie die Akzeptanz der Qualitätsmessung im jeweiligen Setting (n=6).

Diskussion: Mit Hilfe valider Qualitätsergebnisse können qualitätsfördernde Maßnahmen angestoßen und somit Versorgungsstrukturen und -prozesse verbessert werden. Nur mit Hilfe plausibler und verlässlicher Aussagen ist es möglich, dass sich Patienten und Akteure adäquat über die Versorgungsqualität informieren können. Die untersuchten Originalarbeiten setzen sich in erster Linie mit der inhaltlich-fachlichen Validität von Qualitätsindikatoren auseinander. In keiner der eingeschlossenen Studien konnte ein Nachweis der tatsächlichen Anwendung methodischer Gütekriterien und deren Nutzen für die Qualitätsmessung dargelegt werden.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse machen deutlich, dass zwar unterschiedliche Anforderungen an Qualitätsindikatoren gestellt werden, jedoch der praktische Nutzen kaum nachweisbar ist. Nach Ansicht der Autoren sollten relevante Gütekriterien für die Entwicklung und Bewertung von Qualitätsindikatoren auf Grundlage der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse, sowie unter Berücksichtigung der aktuellen gesetzlichen Anforderungen zur Qualitätssicherung (KHSG), entwickelt und konsentiert werden. Diese Konsens sollte im Rahmen eines strukturierten Prozesses und unter Beteiligung aller relevanten Interessengruppen und Entscheidungsträger des Gesundheitswesens erfolgen.