gms | German Medical Science

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

BRIDGE-Health und die European Core Health Indicators (ECHI): Gesundheitsinformationen und -indikatoren in Europa

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Angela Fehr - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
  • Sabrina Hense - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
  • Thomas Ziese - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP038

doi: 10.3205/16dkvf180, urn:nbn:de:0183-16dkvf1803

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Fehr et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Auf nationaler Ebene sind Gesundheitsdaten und -informationen aus validen und vergleichbaren Quellen Grundlage für eine evidenzbasierte Gesundheitspolitik. Internationale Vergleiche von Daten stellen bis heute ein Problem dar. Grund hierfür ist die Unterschiedlichkeit in der Erhebung, Aufbereitung und Präsentation von Gesundheitsdaten in den einzelnen Ländern.

Fragestellung: Der Aufbau einer Struktur für ein nachhaltiges Europäisches Gesundheitsinformationssystem (European Health Information System - EU-HIS) sowie die Weiterentwicklung der aus 88 europäischen Kernindikatoren zu Gesundheit bestehenden ECHI-Shortlist (European Core Health Indicators - ECHI) stehen im Zentrum des EU-Projektes BRIDGE-Health (BRidging Information and Data Generation for Evidence-based Health policy and research). Ziel ist die Integration von Gesundheitsinformationen für ein umfassendes Monitoring von Gesundheit und Versorgung in Europa. Damit einher geht die Verringerung von Ungleichheiten in der Verfügbarkeit von Gesundheitsinformationen innerhalb Europas.

Methoden: BRIDGE-Health baut auf früheren bzw. bestehenden europäischen Indikatoren-Projekten auf und bringt 31 Partner aus 16 Ländern zusammen. Es vernetzt Projekte von besonderer Relevanz, u.a. zu Untersuchungssurveys, Umwelt und Gesundheit, reproduktiver Gesundheit, Registererhebungen und zur Gesundheitssystemevaluation sowie zur Entwicklung der ECHI-Shortlist. Die Weiterentwicklung der Shortlist im Rahmen von BRIDGE-Health beinhaltet die Abbildung der Verfügbarkeit von ECHI-Indikatoren in Europa, die Evaluierung und Überarbeitung bestehender ECHI-Indikatoren sowie die Untersuchung der aktuellen politischen Relevanz bestimmter Indikatorenbereiche.

Ergebnisse: Die ECHI-Shortlist wurde von nationalen Experten in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen entwickelt. Ihre Indikatoren bilden Themen von besonderer Public Health-Relevanz aus fünf Themenkomplexen ab: Demographie und sozioökonomische Lage, Gesundheitsstatus, Gesundheitsdeterminanten, Versorgung und Gesundheitsförderung. Die Shortlist ist in drei Sektionen entsprechend des Umsetzungs- und Entwicklungsstatus‘ der Indikatoren aufgeteilt. Die Aufnahme eines neuen Indikators bzw. ein Transfer zwischen den Sektionen erfolgt auf der Grundlage eines konsentierten Kriterienkatalogs. Für alle Indikatoren liegen Dokumentationsbögen und für einen Großteil strukturierte Anmerkungen zu ihrer Vergleichbarkeit vor. Die Liste ist ein zentrales Instrument für den Aufbau eines EU-HI Systems. Für über 50 der 88 Indikatoren liegen Daten aus europaweiten Erhebungen vor. In zahlreichen europäischen Staaten werden ECHI-Indikatoren für das nationale Gesundheitsmonitoring bereits verwendet. Im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes werden Daten für Deutschland präsentiert, die nach den Definitionen der ECHI-Shortlist aufbereitet wurden.

Diskussion: Standardisierte Datenerhebungen auf der Grundlage europäischer Gesundheitsindikatoren bilden einen eindeutigen Mehrwert für die Gestaltung nationaler und europäischer Forschungs- und Gesundheitspolitiken. Die kontinuierliche (Weiter-)Entwicklung der europäischen Kernindikatoren für Gesundheit ist ein wesentlicher Schritt hin zu einer umfassenden, differenzierten, vergleichbaren und politikvorbereitenden Abbildung des Gesundheitszustands, des Gesundheitsverhaltens und der Versorgung in Europa.

Praktische Implikationen: Aktuelle europäische Vergleiche zeigen, dass sich der Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten und die Gesundheitsversorgung in Deutschland und vielen EU-Staaten verbessert haben. Allerdings trifft dies nicht auf alle Länder und auf alle Bevölkerungsgruppen zu. Internationale und europäische Vergleiche ermöglichen es den Akteuren des Gesundheitswesens, nationale Ergebnisse und Erfahrungen mit Blick auf Ergebnisse anderer Länder einzuordnen. BRIDGE-Health leistet hier einen Beitrag zur Objektivierung und wissenschaftlichen Orientierung gesundheitspolitischer Diskussionen auf nationaler sowie internationaler Ebene. Der Aufbau eines europäischen Gesundheitsinformationssystems kann die Nachhaltigkeit der Datenerhebungen und die Weiterentwicklung von Indikatoren mit einer umfangreichen Beteiligung aller Mitgliedstaaten an diesem Prozess sicherstellen.

Contributed equally: A. Fehr, S. Hense