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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Routineversorgung der Psoriasis – Baselinedaten aus dem deutschen Psoriasis-Register PsoBest

Meeting Abstract

  • Christina Spehr - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, CVderm, Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, CVderm, Hamburg, Deutschland
  • Stephan Jeff Rustenbach - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, CVderm, Hamburg, Deutschland
  • Ulrich Mrowietz - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Dermatologie, Kiel, Deutschland
  • Klaus Strömer - Dermatologische Praxis Mönchengladbach, Mönchengladbach, Deutschland
  • Marc Radtke - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, CVderm, Hamburg, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP012

doi: 10.3205/16dkvf162, urn:nbn:de:0183-16dkvf1621

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Spehr et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das deutsche Psoriasisregister PsoBest beobachtet seit 2008 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis bei Ersteinstellung auf ein Biologikum oder konventionelles Systemtherapeutikum für 10 Jahre unter Routinebedingungen. Ziel des Registers ist die Beurteilung von Langzeitsicherheit und -wirksamkeit verschiedener Therapeutika ohne die Einschränkungen einer klinischen Studie.

Fragestellung: Ziel der vorliegenden Studie war die Charakterisierung der Patienten bei Einschluss ins Register. Diese umfasste sowohl klinische Parameter als auch patientenberichtete Endpunkte.

Methode: Am PsoBest-Register beteiligen sich deutschlandweit insgesamt 64 Kliniken und 604 niedergelassene dermatologische Praxen. Die Fragebogenerhebung erfolgt im Abstand von ca. 3 Monaten beim Facharzt und in postalischen Zwischenerhebungen unter volljährigen Patienten mit Psoriasis vulgaris bei Ersteinstellung auf ein konventionelles Systemtherapeutikum oder Biologikum.

Es erfolgte die deskriptive und konfirmatorische Analyse der Daten im Geschlechtervergleich aller bis zum 31.12.2015 erfassten 4.048 Patienten.

Ergebnisse: Bis zum 31.12.2015 wurden mehr männliche Patienten in das Register eingeschlossen (59,6%). Die meisten Patienten erhielten zu Registerbeginn ein konventionelles Systemtherapeutikum (72,7%). Frauen waren im Vergleich zu den Männern im Mittel etwas älter (48,1 vs. 46,7 Jahre, p<=0,002) und länger erkrankt (18,8 vs. 16,5 Jahre, p≤0,002). Mit 21,7% zeigten weibliche Patienten eine erhöhte Rate im Hinblick auf Gelenkbeteiligung (vs. 16,8% bei männlichen Patienten, p≤0,001). Sie litten an einer stärkeren Beeinträchtigung der Lebensqualität (Dermatology Life Quality Index 11,5 vs. 10,1, p≤0,001) und beurteilten Ihren allgemeinen Gesundheitszustand schlechter (EQ-5D VAS 0-100: 50,8 vs. 56,6, p≤0,001). Männer litten häufiger an einer Nagelbeteiligung (57,8% vs. 41,5%, p≤0,001) und wiesen einen höheren mittleren Schweregrad der Psoriasis auf (Psoriasis Area and Severity Index 15,0 vs. 13,3, p≤0,001). Dies zeigte sich auch in der vergrößerten betroffenen Körperoberfläche (Body Surface Area 24,0% vs. 22,0%, p<=0,002). Bei Differenzierung nach betroffenen Körperarealen (Kopf, Rumpf, Arme und Beine) zeigten männliche Patienten in allen Bereichen eine erhöhte Rate. So litten beispielsweise 80,5% der Männer an einer Manifestation am Kopf (vs. 77,2% der Frauen, p<=0,01).

Auch im Komorbiditätsprofil zu Registerbeginn zeigten sich Unterscheide zwischen Männern und Frauen. Weibliche Patienten litten häufiger an Bluthochdruck (29,4% vs. 27,1%, p<=0,016), Depressionen (12,1% vs. 4,8%, p<=0,001) oder Asthma (5,1% vs. 2,8%, p<=0,001). Männer waren häufiger von Hyperlipidämie (9,4% vs. 7,7%, p<=0,048) sowie Koronarer Herzkrankheit (4,5% vs. 3,1%, p<=0,02) betroffen. In puncto Suchtverhalten zeigten Frauen erhöhte Raten bezüglich Nikotinabusus (45,6% vs. 41,6%, p<=0,011), Männer bezüglich Alkoholismus (5,8% vs. 1,7%, p<=0,001).

Diskussionen: Bei der Interpretation patientenberichteter Endpunkte sollte berücksichtigt werden, dass die jeweiligen Angaben zu unterschiedlichen Zeiten und damit auch zu unterschiedlichen Markt- und Informationsmöglichkeiten erhoben wurden.

Praktische Implikationen: Die in PsoBest eingeschlossenen Patienten repräsentieren Psoriasispatienten mit hohem Schweregrad und Leidensdruck. Dabei zeigen Männer und Frauen bezüglich klinischer Merkmale zahlreiche Unterschiede. Auch ein unterschiedliches Komorbiditätsprofil belegt die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Unterschiede zu erkennen, differenzielle Versorgungsbedarfe abzuleiten und so die Versorgung weiter zu optimieren.