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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Analyse zu vermeidbaren Fällen in der Rettungsstelle auf Basis eines Katalogs ausgewählter Diagnosen

Meeting Abstract

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  • Wiebke Schüttig - Ludwig-Maximilians-Universität München, Fachbereich Health Services Management, München, Deutschland
  • Leonie Sundmacher - Ludwig-Maximilians-Universität München, Fachbereich Health Services Management, München, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP109

doi: 10.3205/16dkvf146, urn:nbn:de:0183-16dkvf1465

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Schüttig et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Zahl der Krankenhausaufnahmen aufgrund von Notfällen in deutschen Krankenhäusern ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Hatten im Jahr 2005 noch 33,7% der stationären Krankenhauseinweisungen den Aufnahmeanlass "Notfall", stiegen diese bis zum Jahr 2012 kontinuierlich auf 41,5% an. Auch in absoluten Fällen ist eine Steigerung der Notfallaufnahmen zu verzeichnen. Eine steigende Entwicklung zeigt sich auch bei ambulanten Notfällen in deutschen Krankenhäusern, welche in diesem Projekt im Fokus der Betrachtung stehen. Wurden im Jahr 2005 noch 13,6 Mio. Patienten in Rettungsstellen behandelt, sind es Schätzungen zufolge aktuell jährlich mindestens 20 Mio. Patienten. Die steigende Zahl der Notaufnahmen lässt sich teilweise durch das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung bedingt durch die demographische Bevölkerungsentwicklung erklären. Allerdings ist auch eine Verschiebung der Indikationen zu beobachten. Beispielsweise nahm der Anteil der Bagatellkrankheiten, welche in Notaufnahmen behandelt wurden, in den letzten Jahren deutlich zu.

Fragestellung: In der vorliegenden Untersuchung wird ein Katalog vermeidbarer Diagnosen in Rettungsstellen erarbeitet. Ziel der Studie ist es, eine Einschätzung über die Vermeidbarkeit und Gründe für die Inanspruchnahme von Rettungsstellen bei diesen vermeidbaren Fällen zu erheben.

Methode: Vermeidbare Diagnosen werden anhand einer zweistufigen Delphi-Befragung identifiziert. Teilnehmer dieser Online-Befragung sind 30 Ärzte, die aus unterschiedlichen Fachgebieten und Regionen Deutschlands rekrutiert werden. Zusätzlich schätzen die Teilnehmer den Anteil vermeidbarer Fälle für ausgewählte Diagnosegruppen ein und nennen potentielle Gründe für die hohe Inanspruchnahme der Rettungsstellen. Patientencharakteristika und Anbieterstrukturen werden anhand von Abrechnungsdaten als mögliche Determinanten der Inanspruchnahme identifiziert.

Ergebnisse: Aus den Ergebnissen der Befragung ist ein umfassender Katalog von Notaufnahmediagnosen entstanden, welcher eine Einschätzung über die Vermeidbarkeit von Fällen in der Notaufnahme und potentielle Gründe für die hohe Inanspruchnahme diskutieren lässt. Fallzahlen der ambulanten Behandlung und in Rettungsstellen lassen in Bezug auf Altersgruppen in Deutschland deutliche Unterschiede in der Inanspruchnahme erkennen, die sich nicht allein mit der Morbiditätslast erklären lässt. Potentielle Gründe für diese Entwicklung werden insbesondere im Notfallempfinden von Patienten, dem Patientenwunsch eher die Notaufnahme zu besuchen als den ambulanten Bereich wie in Informationsdefiziten über Versorgungsalternativen gesehen.

Diskussion und praktische Implikationen: Der Katalog vermeidbarer Fälle in der Rettungsstelle stellt nicht die vollständige Liste eindeutig vermeidbarer Diagnosen dar, kann jedoch als eine Grundlage für weitere Analysen und Untersuchungen genutzt werden. So lassen sich interessante Strukturen auf Patienten- und Anbieterseite identifizieren, die Schlussfolgerungen in Bezug auf die derzeitige Situation der Notfallversorgung zulassen.