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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis <65 Jahre ist niedriges Einkommen mit schlechterer Funktionskapazität und höherer Krankheitslast assoziiert

Meeting Abstract

  • Johanna Callhoff - Deutsches Rheumaforschungszentrum Berlin, Forschungsbereich Epidemiologie, Berlin, Deutschland
  • Katinka Albrecht - Deutsches Rheumaforschungszentrum Berlin, Forschungsbereich Epidemiologie, Berlin, Deutschland
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI - Medizin und Gesundheitswissenschaften Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Andres Luque Ramos - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI - Medizin und Gesundheitswissenschaften Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Angela Zink - Deutsches Rheumaforschungszentrum Berlin, Forschungsbereich Epidemiologie, Berlin, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP101

doi: 10.3205/16dkvf138, urn:nbn:de:0183-16dkvf1381

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Callhoff et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Rheumatoide Arthritis (RA) ist die häufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung, mit einer Prävalenz in Deutschland von ca. 0,8%. Niedriger sozioökonomischer Status ist ein Risikofaktor für schwereren Krankheitsverlauf bei rheumatoider Arthritis (RA).

Fragestellung: In dieser Analyse soll der Einfluss von niedrigem Einkommen auf den Funktionsstatus der Bewegungsorgane und Krankheitslast untersucht werden.

Methoden: Von Patienten der BARMER GEK mit einer Abrechnungsdiagnose RA (ICD-Codes M05 oder M06) in mindestens zwei Quartalen in 2013 wurde eine zufällige Stichprobe gezogen, stratifiziert nach Alter (18-49/50-64/65-80), Geschlecht und Diagnose (M05/M06). Diese Patienten wurden angeschrieben und gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Abgefragt wurden die selbstberichtete Diagnose, soziodemographische Angaben, Gesundheitsverhalten, Einfluss der RA auf das Berufsleben, der RA Impact of Disease Fragebogen zur Krankheitslast (RAID, 0: kein Einfluss, 10: höchster Einfluss) und der Funktionsfragebogen Hannover (FFbH, 0: totale Beeinträchtigung, 100: volle Funktionskapazität). Mit Hilfe von linearen Regressionsmodellen wurde untersucht, wie das Netto-Haushaltseinkommen und andere soziodemographische Parameter mit dem FFbH und dem RAID assoziiert sind. Dabei wurde entsprechend der Stichprobenziehung gewichtet. Für die Regressionsmodelle wurden fehlende Angaben bei RAID, FFbH, BMI, Alter, Rauchen und Schulbildung mit multipler Imputation ergänzt.

Ergebnisse: Es wurden 6195 Patienten kontaktiert. 3212 Patienten (52 %) füllten den Fragebogen aus. Von diesen gaben 2485 (80 %) an, eine RA zu haben. 2322 machten Angaben zu ihrem Einkommen. 36 % gaben ein niedriges (<1500 Euro), 52 % ein mittleres (1500-3200 Euro) und 12 % ein hohes (>3200 Euro) Netto-Haushaltseinkommen an. Patienten mit niedrigem Einkommen hatten einen mittleren FFbH von 63 (Standardfehler des Mittelwerts 1,2) und einen mittleren RAID von 5,1 (0,12), Patienten mit mittlerem Einkommen einen FFbH von 71 (0,84) und einen RAID von 4,2 (0,09) und solche mit hohem Einkommen einen FFbH von 80 (1,4) und einen RAID von 3,8 (0,16). In der multivariablen Analyse blieb der Unterschied von FFbH und RAID bei Patienten <65 Jahre mit hohem bzw. niedrigem/mittleren Einkommen bestehen (Tabelle 1 [Tab. 1]). Dieser Effekt trat zusätzlich zu Einflüssen arbeitsbezogener Parameter auf, wie z.B. weniger leistungsfähig zu sein oder eine Erwerbsminderungsrente beantragt zu haben.

Diskussion: Die Assoziation von niedrigem Einkommen mit höherer Krankheitslast und einem schlechteren Funktionsstatus besteht im erwerbsfähigen Alter unabhängig von anderen Faktoren wie dem Beantragen von Erwerbsminderungsrente, Präsenteismus und Absenteismus.

Praktische Implikationen: Als häufige chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung geht die RA bei schweren Krankheitsverläufen mit hohen Folgekosten einher. Eine Auseinandersetzung mit dem sinkenden ökonomischen Status in einigen Teilen der Bevölkerung erscheint auch hinsichtlich der RA-Versorgung notwendig, um die Situation RA-Kranker mit niedrigem Einkommen zu verbessern.

Förderung: Diese Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (Förderkennzeichen 01EC1405).