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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Kohortenspezifische Unterschiede bezüglich der Überprüfung der Inhalationstechnik von Asthma-Patienten – Ergebnisse des Disease Management Programms Asthma bronchiale in der Region Nordrhein

Meeting Abstract

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  • Bernd Hagen - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Projektbüro Disease Management Programme, Köln, Deutschland
  • Arne Weber - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Projektbüro Disease Management Programme, Köln, Deutschland
  • Sabine Groos - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Projektbüro Disease Management Programme, Köln, Deutschland
  • Jens Kretschmann - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Projektbüro Disease Management Programme, Köln, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP099

doi: 10.3205/16dkvf136, urn:nbn:de:0183-16dkvf1369

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Hagen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Jahr 2006 startete das DMP Asthma bronchiale in Nordrhein, um eine leitliniengerechte, evidenzbasierte ambulante Asthmaversorgung zu organisieren. Gemäß der Nationalen Versorgungsleitlinie Asthma bronchiale ist es neben der initialen Einweisung in die Inhalationstechnik der jeweils aktuell verordneten Inhalationsdevices empfehlenswert, deren korrekten Gebrauch auch wiederholt zu überprüfen. Dadurch ist sichergestellt, dass die verabreichten Wirkstoffe auch ihre Wirkung entfalten können. Eine gute pulmonale Deposition durch die eingesetzten Devices ist deshalb auch im DMP erwünscht. Darum wurde die regelmäßige Überprüfung der Inhalationstechnik seit DMP-Beginn als Qualitätsziel festgelegt.

Fragestellung: Ziel dieser Auswertung ist es, kohortenspezifische Unterschiede in der Überprüfung der Inhalationstechnik zu identifizieren. Hierbei soll insbesondere der Frage nachgegangen werden, ob in später eingeschriebenen DMP-Kohorten häufiger initial die Inhalationstechnik überprüft wird und ob im DMP-Verlauf der jeweiligen Kohorten Unterschiede festzustellen sind.

Methode: Es werden drei Einstiegskohorten von Asthmapatienten gebildet (2006/2007, 2008/2009, 2010/2011), um mögliche Unterschiede von später in das DMP einsteigende Patienten zu identifizieren. Patienten mit einem Arztwechsel werden aus der Stichprobe ausgeschlossen.

In die Analyse der Zielerreichungsrate werden nur diejenigen Patienten einbezogen, welche auch asthmaspezifische, inhalative Medikamente verordnet bekommen haben. Univariate querschnittliche Analysen untersuchen die Situation der Asthma-Patienten bei DMP-Einschreibung.

Darüber hinaus wird über einen maximalen Beobachtungszeitraum von drei Jahren eine Kaplan-Meier-Schätzung bezüglich des Zeitintervalls bis zur erstmaligen Überprüfung der Inhalationstechnik durchgeführt. Da gerade bei Beobachtungsbeginn Unterschiede zu erwarten sind, werden Gruppenunterschiede der einzelnen Kohorten mit einem Breslow-Test auf Signifikanz überprüft.

Ergebnisse: Betrachtet wird ein Gesamtkollektiv von 98.012 Asthma-Patienten mit einer DMP-Einschreibung im Beobachtungszeitraum, von denen bei 87,5 % die Inhalationstechnik innerhalb der ersten drei Jahre der DMP-Teilnahme überprüft wurde.

Für einen Großteil der Patienten wird die Inhalationstechnik bereits initial beim ersten Arztbesuch im Rahmen des DMP kontrolliert (durchschnittlich für 77,2% aller Patienten). Im Zeitverlauf wird für die zu einem späteren Jahr in das DMP einsteigenden Kohorten ein höherer Patientenanteil mit einer entsprechenden Kontrolle beim Erstkontakt deutlich (2006/2007 73,8 % vs. 2010/2011 80,4 %).

Im langfristigen Verlauf der DMP-Teilnahme gleichen sich die Raten der Überprüfung der Inhalationstechnik zwischen den einzelnen Kohorten hingegen an. Die Rate der frühesten eingeschriebenen Kohorte (2006/2007) weist nach etwa einem Jahr DMP-Teilnahme prozentual sogar geringfügig höhere Werte mit einer entsprechenden Überprüfung der Inhalationstechnik auf (85,6 %), als die später eingeschriebenen Kohorten (2008/2009 84,1% und 2010/2011 85,1 %) nach diesem Zeitintervall. Dieser Unterschied tritt nach dreijähriger DMP-Teilnahme noch deutlicher zum Vorschein (89,7 % in der ersten bzw. 86,3 % und 86,7 % in der zweiten und dritten Kohorte mit geprüfter Inhalationstechnik). Aufgrund der Differenzen zu Beginn und gegen Ende des Beobachtungszeitraums zeigen sich signifikante Kohortenunterschiede (Breslow p <0.001).

Diskussion: Die am DMP teilnehmenden Ärzte scheinen sich den Vorgaben des Programms mit zunehmender Dauer anzupassen. Sofern in vergleichsweise früh eingeschriebenen Kohorten eingangs die Inhalationstechnikkontrolle versäumt wurde, so scheint dies im späteren Verlauf der Programmteilnahme nachgeholt zu werden. Hier könnten Lerneffekte der Ärzte mit zunehmender Programmdauer eine Rolle spielen. Allerdings wurde die Inhalationstechnik für 12,5 % der DMP-Teilnehmer innerhalb der ersten drei Teilnehmerjahre trotz der Verordnung einer inhalativen Medikation nicht überprüft. Der starke Anstieg in der 2006/2007 eingeschriebenen Patientenkohorte nach einem Jahr DMP-Teilnahme könnte auch auf die Einführung der verpflichtenden elektronischen DMP-Dokumentation im April 2008 zurückzuführen sein.

Praktische Implikation: Die im Sinne der Patienten wichtige Inhalationskontrolle scheint sich im Praxisalltag zunehmend durchzusetzen. Dennoch sollten insbesondere dauerhaft schlecht kontrollierte Asthma-Patienten auf eine korrekte Anwendung gescreent werden. Zusätzliche Anreize bzw. eine Unterstützung der Ärzte bei der Kontrolle könnten dabei helfen, eine optimale Wirkstoffdisposition sicherzustellen.