gms | German Medical Science

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Prävalenz von Demenz bei Migranten und Deutschen: Eine vergleichende Analyse anhand von Routinedaten einer deutschen Krankenversicherung

Meeting Abstract

  • Kristina Lorrek - Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie der Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Dusan Simic - Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie der Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Rebecca Hein - PMV forschungsgruppe, Köln, Deutschland
  • Peter Ihle - PMV forschungsgruppe, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Ingrid Schubert - Universität zu Köln, PMV Forschungsgruppe, Köln, Deutschland
  • Stephanie Stock - Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie der Universität zu Köln, Köln, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP029

doi: 10.3205/16dkvf130, urn:nbn:de:0183-16dkvf1303

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Lorrek et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts kamen viele Migranten nach Deutschland. Bis zum jetzigen Zeitpunkt existiert keine Untersuchung zur Prävalenz von Demenz, die ein Augenmerk auf den Unterschied zwischen Deutschen und Migranten gerichtet hat.

Fragestellung: Es soll der Frage nachgegangen werden, ob Unterschiede in der Prävalenz von Demenz zwischen Migranten und Deutschen vorliegen.

Methoden: In dieser retrospektiven epidemiologischen Studie wird ein Volldatensatz (n= 2.630.656) einer großen regionalen deutschen Krankenversicherung untersucht. Der Datensatz beinhaltet alle Versicherten, die zwischen dem 01.01. und dem 31.12.2013 durchgängig versichert waren oder in diesem Zeitraum verstorben sind. Migranten sind in diesem Datensatz definiert als Versicherten, die keine deutsche Staatsangehörigkeit aufweisen. Da sich der Migrationsstatus bei einem späteren Wechsel der Staatsangehörigkeit ohne Wechsel der Krankenkasse nicht ändert, ist dies eine geeignete Methode zur Identifizierung unserer Versichertenpopulation. Die Daten enthalten neben sozio-demographischen Variablen wie Alter und Geschlecht, auch ambulante und stationäre Diagnosen sowie Angaben zu Pflegestufen und Pflegeart der Versicherten. Demenz wird anhand von ambulanten oder stationären Diagnosen nach ICD-10 (F00, F01, F02, F03, F05, F30) in mindestens einem Quartal in 2013 definiert.

Ergebnisse: Von den 2,63 Mio. Versicherten weisen 19 % eine ausländische Staatsbürgerschaft auf. Die Gesamtprävalenz von Demenz liegt insgesamt bei 2,8 %.. Hierbei weisen Versicherte mit deutscher Staatsangehörigkeit eine höhere Prävalenz von 3,1 % auf gegenüber Migranten mit 0,96 %. Bei weiblichen Versicherten ist die Prävalenz deutlich höher als bei Männern, sowohl insgesamt als auch nach Nationalität getrennt. Bezüglich der Art der gesetzlichen Pflegeleistung unterscheiden sich demenzkranke Deutsche und Migranten. Während deutsche Demenzkranke mit Pflegestufe eher stationär (55 %) versorgt werden, erfolgt die Pflege von Migranten mit Pflegestatus zum Großteil ambulant (68 %). Keine Pflegestufe besitzen bei den deutschen Versicherten 31 % der Demenzkranken, bei den Migranten sind es 51 %.

Diskussion: Migranten in Deutschland weisen im Vergleich zu deutschen Versicherten eine niedrigere Prävalenz von Demenz auf. Auch unterscheidet sich die Versorgungssituation bei Demenzkranken mit und ohne Migration sowohl in der Verteilung der Pflegestufe als auch der Pflegeart.

Praktische Implikationen: Bei der Untersuchung bleibt unbeantwortet, ob der Unterschied in der Prävalenz durch eine höhere Dunkelziffer, kulturelle Unterschiede oder nicht adäquates Vorgehen in der Diagnosestellung zustande kommt. Dieser Fragestellung sollte in anschließenden Studien nachgegangen werden.