gms | German Medical Science

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Ehrenamtliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen von Flüchtenden

Meeting Abstract

  • Henriette Kiep - Uniklinik Leipzig, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Department für Frauen- und Kindermedizin, Leipzig, Deutschland
  • Jana Vollrath - Uniklinik Leipzig, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Department für Frauen- und Kindermedizin, Leipzig, Deutschland
  • Julia Hoppmann - Uniklinik Leipzig, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Department für Frauen- und Kindermedizin, Leipzig, Deutschland
  • Peter Appelt - Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Rudolf Ascherl - Uniklinik Leipzig, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Department für Frauen- und Kindermedizin, Leipzig, Deutschland
  • Skadi Beblo - Uniklinik Leipzig, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Department für Frauen- und Kindermedizin, Leipzig, Deutschland
  • Matthias Bernhard - Uniklinik Leipzig, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Department für Frauen- und Kindermedizin, Leipzig, Deutschland
  • Wieland Kiess - Uniklinik Leipzig, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Department für Frauen- und Kindermedizin, Leipzig, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV022

doi: 10.3205/16dkvf114, urn:nbn:de:0183-16dkvf1143

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Kiep et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Im Sommer 2015 stieg die Zahl geflüchteter Kinder und Jugendlicher in Leipzig rasch an. Die medizinische Versorgung allein über die Leipziger Kliniken gestaltet sich zunehmend schwierig und unzureichend, sodass eine pädiatrische Flüchtlingssprechstunde in der Erstaufnahmeeinrichtung „Ernst-Grube-Halle“ und zeitweise auch den Erstaufnahmeeinrichtungen „Messehalle 4“ und „General-Olbricht-Kaserne“ etabliert und gemeinsam mit der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., bzw. dem Malteser Hilfsdienst e.V., betrieben wurde.

Fragestellung: Wie kann die akute medizinische Versorgung von Geflüchteten aussehen, wenn öffentliche Ressourcen nicht ausreichen? Ein Erfahrungsbericht.

Methode: Auf ehrenamtlicher Basis fanden regelmäßige Sprechstunden für geflüchtete Kinder und Jugendliche in einem Teil der Leipziger Erstaufnahmeeinrichtungen statt. Beteiligt waren Kinderärzte, Kinderchirurgen, Pflegepersonal, Medizinstudierende, Mitarbeiter der Johanniter und Malteser sowie Dolmetscher.

Ergebnisse: Einmal wöchentlich wurden erkrankte und geschwächte Kinder im Rahmen der Sprechstunde versorgt. Unter den Vorstellungsgründen waren besonders häufig fieberhafte Infekte der oberen Atemwege, Zahnschmerzen, Obstipation und Diarrhoe. Einige schwer oder chronisch erkrankte Kinder konnten an spezialisierte Ambulanzen oder zur stationären Aufnahme an die Universitätsklinik Leipzig weitergeleitet werden. Es konnte aufgezeigt werden, dass die adäquate Ernährung der Säuglinge und Kleinkinder nur unzureichend sichergestellt war. Nachdem Familien mit Kindern zunehmend dezentral untergebracht werden und gleichzeitig deutlich wurde, dass nur ein Bruchteil der Kinder über die mit relativ hohem Aufwand betriebenen Sprechstunden erreicht werden konnte, wurde die Flüchtlingssprechstunde vorerst pausiert.

Diskussion und Implikationen: Eine dauerhafte hausärztliche Versorgung für geflüchtete Kinder und Jugendliche ist in Leipzig noch immer nicht ausreichend sichergestellt, dies muss geändert werden. Die kritische Evaluation der geleisteten Hilfe ist notwendig, beispielsweise konnte nur eine geringe Zahl der Kinder und Jugendlichen aus Erstaufnahmeeinrichtungen ehrenamtlich versorgt werden. Auch bezüglich der öffentlichen Verantwortung für die Versorgung Geflüchteter ergeben sich Diskussionsansätze.