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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

eHealth, Big Data, Medical Apps: spezifischer Zugang der Versorgungsforschung

Meeting Abstract

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  • Matthias Schrappe - Universität zu Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Köln, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocFV63

doi: 10.3205/16dkvf113, urn:nbn:de:0183-16dkvf1139

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Schrappe.
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Gliederung

Text

Die gegenwärtig große Bedeutung des Themas eHealth lässt sich auf vier Tendenzen zurückführen: Digitalisierung und gestiegene Verfügbarkeit von Daten, Verbesserung der Analysetechniken, Technologie-Orientierung auf politischer und Entscheiderebene und letztlich der Verhaltensstandard des „Sharings“. Die Versorgungsforschung ist in ihrer Kernkompetenz angesprochen, vier Aspekte lassen sich unterscheiden: (1) Alle Formen der IT-Anwendung sind im Sinne komplexer Interventionen in höchstem Maße kontext-sensibel und verändern (2) ihrerseits den Kontext massiv (sog. „doppelte Komplexität“). Die Folge sind häufig eintretende paradoxe Effekte, die der erwarteten Wirkung von IT-Interventionen entgegenstehen und die Notwendigkeit der Evaluation trotz initialer Plausibilität vor Augen führen. (3) Allerdings bieten sich für die Versorgungsforschung auch Optionen wie verbesserter Datenzugang, Einbeziehung von Beobachtungs- und Registerdaten, Einbeziehung von Patientenangaben und Eignung für die Evaluation von Effectiveness-Fragestellungen. In diesem Zusammenhang ist eine Operationalisierung des Begriffs „Big Data“ notwendig, die über die „3 V’s“ (Velocity, Variety und Variability) deutlich hinausgeht.

Für die Versorgungsforschung essentiell ist (4) die Auseinandersetzung mit dem Postulat der „Hyopthesen-freien“ Wissenschaft, in der große Datenmengen und maximale Rechnerkapazitäten zur Generierung einer großen Zahl von Korrelationen genutzt wird, ohne die gerade von qualitativen Ansätzen geforderte Theoriebasierung von Forschung unter den Bedingungen der Komplexität zu berücksichtigen. In dem Referat wird die These diskutiert, dass es sich bei einem entsprechenden wissenschaftlichen Verständnis von Big Data um eine neue Variante der methodenorientierten Forschung handelt. Im dritten Teil der Darstellung werden normative (z.B. Datenschutz), evaluative (z.B. Schäden durch fehlerhafte Programme) und ethische Aspekte (in erster Linie Verantwortlichkeit der Wissenschaft) diskutiert.