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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Erfassung des sozialen Unterstützungsbedarfs mit der deutschen Version des Social Difficulties Inventory (SDI)

Meeting Abstract

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  • Bettina Seekatz - Abteilung für Medizinische Psychologie, Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Universität Würzburg, Interdisziplinäres Zentrum Palliativmedizin, Universitätsklinikum Würzburg und, Würzburg, Deutschland
  • Silke Neuderth - Universität Würzburg, Abteilung für Medizinische Psychologie, Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Würzburg, Deutschland
  • Birgitt van Oorschot - Interdisziplinäres Zentrum Palliativmedizin, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV095

doi: 10.3205/16dkvf111, urn:nbn:de:0183-16dkvf1117

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Seekatz et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Berücksichtigung psychosozialer Bedürfnisse ist essentiell in der Behandlung von Patienten mit Krebserkrankung. Psychosoziale Unterstützung sollte abhängig von den individuellen Bedürfnissen der Patienten gestaltet sein, wozu gute Screening-Instrumente nötig sind. Zu Erfassung sozialer Probleme hat sich im angloamerikanischen Raum das Social Difficulties Inventory (SDI) (Wright et al, 2008) etabliert. Das Instrument hat den Anspruch, Patienten mit Beratungsbedarf zu identifizieren und unterscheidet Probleme nach den drei Skalen: (1) Alltag, (2) Selbstbild und Kommunikation und (3) Finanzielle Sorgen.

Fragestellung: Ist das SDI als Screening-Instrument geeignet, Beratungsbedarf zu sozialen Problemen bei Patienten mit Krebserkrankung in Deutschland zu erheben? Dazu soll das SDI ins Deutsche übersetzt und psychometrisch auf seine faktoriellen Struktur, interne Konsistenz und Konstruktvalidität überprüft werden. Die psychometrische Evaluation erfolgt anhand einer Stichprobe von Krebspatienten und soll bei palliativen Patienten mit Krebs repliziert werden.

Methode: Entsprechend den etablierten Empfehlungen für die Übersetzung von Fragebögen und Qualitätskriterien für die Validierung erfolgte der Übersetzungsprozess in drei Schritten: (1) Übersetzung und Rückübersetzung, (2) Überprüfung der Übersetzung durch Patienten auf kulturelle Übertragbarkeit, (3) psychometrische Evaluation unter der Berücksichtigung von faktorieller Struktur, interner Konsistenz und Konstruktvalidität. In einem Pre-Test wurde der übersetzte Fragebogen von N=27 Patienten mittels Interview bewertet. Die psychometrische Evaluation erfolgte bei einer Stichprobe von Patienten, die in einer Strahlenklinik ambulant wegen ihrer Krebserkrankung behandelt wurden (N=229). Diese beantworteten einen Fragebogen zur Aufnahme und nach 8 Wochen. Die faktorielle Struktur wurde mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse in einer Stichprobe von palliativen Patienten (N=166) repliziert. Die Konstruktvalidität wurde mittels Korrelationen mit Distress und der Symptomlast überprüft.

Ergebnisse: Der mehrstufige Übersetzungsprozess des SDI ergab kleinere Änderungen, die vor allem die Übertragbarkeit auf das deutsche Gesundheitssystem betrafen. Die meisten der befragten Patienten bewerteten die deutsche Übersetzung des SDI als klar und verständlich; es wurden lediglich kleinere sprachliche Modifikationen umgesetzt. Die Ergebnisse der konfirmatorischen Faktorenanalyse bestätigten die 3-faktorielle Skalenstruktur des englischen Originals. Diese ließ sich auch in der palliativen Stichprobe replizieren. Die interne Konsistenz war bei 2 von 3 Skalen zufriedenstellend (Alltag: a=0,87, Selbstbild und Kommunikation: a=0,71), bei einer Skala (Finanzielle Sorgen) relativ gering (a=0,61). Es zeigten sich Bodeneffekte in der Skala Finanzielle Sorgen. Die Konstruktvalidität konnte bestätigt werden.

Diskussion: Es konnte die kulturelle und sprachliche Äquivalenz der deutschen Übersetzung des SDI gezeigt werden. Die psychometrischen Eigenschaften des SDI-D waren in einer Stichprobe von Krebspatienten gut, die Skalenstruktur konnte bei palliativen Patienten repliziert werden. Die Skala Finanzielle Sorgen sollte allerdings wegen ihrer Bodeneffekte mit Vorsicht interpretiert werden.

Förderung: Deutsche Krebshilfe