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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Wege zur Partizipation und Nutzung von Erfahrungswissen: Erfahrungen mit dem Forschungstrialog an der Hamburger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Hamburger Projekt EmPeeRie1)

Meeting Abstract

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  • Elena Demke - UKE Hamburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Bock - UKE, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Hamburg, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV059

doi: 10.3205/16dkvf099, urn:nbn:de:0183-16dkvf0995

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Demke et al.
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Gliederung

Text

EmPeeRie ist ein Akronym für „Empower Peers to research". Zugleich vermittelt der Titel dieses Hamburger Projekts den Gedanken, dass empirische Forschung das Erfahrungswissen der Betroffenen braucht. EmPeeRie hat drei Aufgaben und Ziele:

  • einen Forschungstrialog im Sinne einer Nutzer-Orientierten Wissenschaftsberatung zu etablieren,
  • eigene Forschung Psychiatrie-Erfahrener zu fördern, zu coachen, trialogisch auszuwählen, zu begleiten, zu finanzieren und zu veröffentlichen,
  • den Wert von Erfahrungsexpertise in Forschung durch die öffentliche Ringvorlesung „Nothing about us without us – in wissenschaftlichen Diskursen" zu verdeutlichen.

EmPeeRie bahnt den Weg des Trialogs nach der persönlichen Begegnung (Psychoseseminar) und nach Lehre und Öffentlichkeitsarbeit (Irre menschlich Hamburg, Leipzig, Düsseldorf usw.) nun auch in die Wissenschaft. Die aktive Beteiligung von Betroffenen/Erfahrenen und Angehörigen in der Forschung führt nicht nur zu neuen Erkenntnissen, sondern kann auch das Bild und die Rolle psychisch erkrankter Menschen in den Universitäten und in der Öffentlichkeit verändern. Zusammenarbeit auf Augenhöhe wirkt Stigma entgegen. Diese Möglichkeit soll auch in der Wissenschaft zum Tragen kommen. Darüber hinaus generieren die persönlichen Erfahrungen der Betroffenen Fragestellungen von hoher Relevanz für die Verbesserung von Versorgung, indem diese stärker an den Erlebenswelten der Betroffenen ausgerichtet werden.

Der Beitrag zieht ein Resümee nach der Hälfte der Laufzeit des Projekts. Die Resonanz der teilnehmenden Psychiatrie-Erfahrenen, der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die Forschungsberatung nutzen sowie des Publikums der Ringvorlesung werden thematisiert

Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Nutzer-Orientierten Wissenschaftsberatung (EmPeeRie N.O.W.). Es handelt sich hierbei um ein trialogisch zusammengesetztes Gremium, dem verschiedenste Forschungsvorhaben mit dem Anliegen kritischer Reflexion vor dem Hintergrund von Erfahrungsexpertise vorgetragen werden. Das Akronym wurde von den Beteiligten gemeinschaftlich gewählt. Es wird zur Entwicklung und Durchführung von Wissenschaftsprojekten in der Psychiatrie, der klinischen Psychologie und den Angewandten Sozialwissenschaften der Universität Hamburg mit großem Gewinn genutzt. Auch hier tragen die Nutzerorientierung und die persönliche Interaktion mit den an der Beratung mitwirkenden Betroffenen und Angehörigen zur Überprüfung von Sichtweisen und Strategien sowie zur inhaltlichen Bereicherung bei. Zugleich erleben die in diesem Gremium Mitarbeitenden eine Wertschätzung ihrer Erfahrungen und aus ihnen resultierenden Fragen an die Forschung. Sie lernen Forschungsprozesse näher kennen und werden fortgebildet um diese zu beurteilen. So entstand etwa die Forderung, bereits zu Beginn von Forschungsplanungen, wenn die konkreten Designs noch modifizierbar sind, konsultiert zu werden. Die sehr guten Rückmeldungen belegen, dass die Beratung im gewünschten Sinne funktioniert. Der Vortrag berichtet über den bisherigen Prozess der Implementierung und stellt Überlegungen für vergleichbare Bemühungen über Hamburg hinausgehend zur Diskussion.