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Die Implementierung von Dementia Care Mapping: Ergebnisse einer Prozessevaluation im Rahmen der Leben-QD II-Studie
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Veröffentlicht: | 28. September 2016 |
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Hintergrund: Dementia Care Mapping (DCM) ist eine international angewendete Methode zur Förderung und Weiterentwicklung person-zentrierter Versorgung von Menschen mit Demenz, um deren Lebensqualität zu erhalten und zu steigern [1]. Um diese Methode wirksam anzuwenden, muss sie erfolgreich in die Versorgungspraxis implementiert werden. Die Implementierung von komplexen Interventionen, wie DCM, kann durch zahlreiche Faktoren behindert werden [2]. Bisher wurde jedoch nur unzureichend untersucht welche spezifischen Faktoren die Implementierung von DCM beeinflussen. Vor diesem Hintergrund untersuchte die Leben-QD II-Studie im Rahmen einer Prozessevaluation die Implementierung von DCM in Einrichtungen der stationären Altenpflege.
Fragestellung:
- Wurde DCM erfolgreich implementiert?
- Welche Faktoren haben die Implementierung von DCM beeinflusst?
Methode: Eingebettet in das quasi-experimentelle Design der Gesamtstudie (Current Controlled Trials ISRCTN4391638) wurde ein konvergentes paralleles Mixed-Methods-Design [3] genutzt, um den Umsetzungserfolg und die Einflussfaktoren der DCM-Implementierung zu untersuchen. Von 2011 bis 2013 implementierten sechs Wohnbereiche aus sechs verschiedenen Pflegeheimen DCM, wobei drei der Wohnbereiche bereits über Vorerfahrungen in der Anwendung von DCM verfügten. Es wurden unterschiedliche Daten genutzt (z.B. Interviews n=27, Mitarbeiterfragebögen n=112, Bewohnerdokumentationen n=81 und Prozessdokumente), um den Implementierungsprozess zu untersuchen. Die einzelnen Datensätze wurden mit einer jeweils angemessenen Methode separat voneinander analysiert und die Ergebnisse wurden dann in Form eines side-by-side-Vergleiches zusammengeführt, um ein umfassendes Bild des Implementierungsprozesses zu rekonstruieren.
Ergebnisse: Vier der Wohnbereiche implementierten DCM wie vorgesehen, während bei den beiden anderen Wohnbereichen Abweichungen auftraten. Formale Komponenten der Intervention konnten in den meisten Wohnbereichen leicht umgesetzt werden. Schwierigkeiten bereitete der abschließende Transfer in die bestehenden Versorgungsabläufe. Faktoren, die die Implementierung von DCM behinderten, waren eine funktionale Versorgungskultur, unflexible Organisationsstrukturen, eine negative Haltung der beteiligten Personen zu DCM, eine mangelhafte Planung der Intervention und ihrer Implementierung, die fehlende Einbindung sogenannter „Champions“, die das DCM in der Einrichtung unterstützten, und das Fehlen einer kontinuierlichen Projektkoordination durch ausgebildete und erfahrene Projektverantwortliche.
Diskussion: Nicht alle teilnehmenden Wohnbereiche konnten DCM wie geplant implementieren. Dieses Ergebnis unterstreicht Erfahrungen aus kontrollierten Studien zur Effektivität von DCM, die vor dem Hintergrund schwieriger Implementierung heterogene Ergebnisse aufweisen [4], [5], [6]. Insbesondere der Transfer in die Versorgungspraxis ist schwierig zu realisieren. Für eine erfolgreiche Implementierung muss DCM daher in eine systematische Implementierungsstrategie eingebettet sein, die insbesondere diesen Transfer sowie die Nachhaltigkeit der Umsetzung fokussiert. Der spezifische Kontext der Implementierung muss hierzu berücksichtigt werden (z.B. inwieweit eine person-zentrierte Versorgungskultur bereits vorbesteht, wie die Haltung der beteiligten Personen ist).
Praktische Implikationen: Ausgehend von unseren Ergebnissen empfehlen wir vor der Implementierung zu erfassen, ob das Setting, in dem DCM angewendet werden soll, für die Entwicklung einer person-zentrierten Versorgungskultur bereit ist und ob Personen verfügbar sind, die die Implementierung unterstützen können. Möglicherweise ist es notwendig, neben DCM weitere Maßnahmen zu ergreifen, um eine person-zentrierte Versorgungskultur zu etablieren.
Literatur
- 1.
- Brooker D. Dementia care mapping: a review of the research literature. Gerontologist. 2005 Oct;45 Spec No 1(1):11-8.
- 2.
- Damschroder LJ, Aron DC, Keith RE, Kirsh SR, Alexander JA, Lowery JC. Fostering implementation of health services research findings into practice: a consolidated framework for advancing implementation science. Implement Sci. 2009 Aug 7;4:50. DOI: 10.1186/1748-5908-4-50
- 3.
- Creswell JW, Plano Clark VL. Designing and Conducting - Mixed Methods Research. Thousand Oaks: SAGE Publications, Inc; 2011.
- 4.
- Chenoweth L, King MT, Jeon YH, Brodaty H, Stein-Parbury J, Norman R, Haas M, Luscombe G. Caring for Aged Dementia Care Resident Study (CADRES) of person-centred care, dementia-care mapping, and usual care in dementia: a cluster-randomised trial. Lancet Neurol. 2009 Apr;8(4):317-25. DOI: 10.1016/S1474-4422(09)70045-6
- 5.
- Rokstad AM, Røsvik J, Kirkevold Ø, Selbaek G, Saltyte Benth J, Engedal K. The effect of person-centred dementia care to prevent agitation and other neuropsychiatric symptoms and enhance quality of life in nursing home patients: a 10-month randomized controlled trial. Dement Geriatr Cogn Disord. 2013;36(5-6):340-53. DOI: 10.1159/000354366
- 6.
- van de Ven G, Draskovic I, Adang EM, Donders R, Zuidema SU, Koopmans RT, Vernooij-Dassen MJ. Effects of dementia-care mapping on residents and staff of care homes: a pragmatic cluster-randomised controlled trial. PLoS One. 2013 Jul 2;8(7):e67325. DOI: 10.1371/journal.pone.0067325