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Health Care Mapping als Instrument für die regionale Analyse spezialisierter Versorgungsangebote für langzeitbeatmete Patienten
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Veröffentlicht: | 28. September 2016 |
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Hintergrund: Als Instrument der Versorgungsanalyse dient das Health Care Mapping (HCM) der kartografische Aufbereitung und Beschreibung von Gesundheitsversorgungsstrukturen. In Verbindung mit soziodemografischen und epidemiologischen Kennzahlen können Zusammenhänge zwischen regionalen Versorgungsbedarfen und tatsächlich vorhandenen Angeboten für relevante Akteure transparent dargestellt und mögliche Gestaltungsoptionen abgeleitet werden. Am Beispiel der Versorgung invasiv langzeitbeatmeter Patienten wurde mit dieser Methode erstmals ein komplexer, technik- und kostenintensiver sowie durch massive Entwicklungsdynamik geprägter, bislang aber kaum betrachteter Versorgungsbereich sektoren- und professionsübergreifend beleuchtet. Das Versorgungsgeschehen wird hier als unübersichtlich, intransparent und von Anbieterinteressen geprägt mit ungenügenden Qualitätsstandards und Kontrollmöglichkeiten charakterisiert. Eine systematische Bestandsaufnahme vorhandener spezialisierter Strukturen und zugrundeliegender Versorgungsbedarfe für diese Patientengruppe ist daher notwendig und wurde im Rahmen des vom AOK-Bundesverband geförderten Projektes VELA-Regio umgesetzt.
Fragestellung: Können regionale Angebote der (außer-)klinischen Spezialversorgung für invasiv langzeitbeatmete Patienten mit Hilfe des HCM systematisch sektoren- und professionsübergreifend erfasst und vor dem Hintergrund regionaler Versorgungsbedarfe transparent abgebildet werden? Welche Erfahrungen wurden dabei gesammelt?
Methode: Das HCM wurde als Teil eines Mixed-Methods-Studiendesign in den Regionen Hof, Schwerin, Tübingen und Berlin durchgeführt. Das Datenpotential der an der Versorgung beteiligten spezialisierten Akteure wurde analysiert. Krankenhäuser und spezialisierte Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeheime, -dienste einschließlich ambulant betreuter Wohngemeinschaften (WGs), niedergelassene (Fach-)Ärzte, Therapeuten und Hilfsmittelprovider flossen in die Betrachtung ein. Datengrundlage bildeten frei verfügbare Register, Verzeichnisse von Kostenträgern und Fachgesellschaften sowie kommunale und Anbieterdaten. Diese wurden systematische erfasst, mithilfe der Software QGIS 2.8 aufbereitet, in Form thematischer Landkarten visualisiert und auf der Grundlage regionaler sozioökonomisch, demografisch sowie epidemiologisch kontrastierter Indikatoren beschrieben und interpretiert.
Ergebnisse: Ausschließlich Strukturen der Krankenhäuser und spezialisierten Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeheime, -dienste und WGs konnten anhand verfügbarer Daten analysiert werden. Die Ergebnisse zeichnen ein heterogenes Bild der regionalen Versorgungslandschaft. Die Versorgungsdichte sinkt mit abnehmender Zentralität und Prosperität. Mitversorgungsbeziehungen – überregional und zum Teil bundesweit – gestalten das Versorgungsgeschehen mit. Methodisch limitierend wirkten a) fehlende valide Daten möglicher Spezialisierungen niedergelassener (Fach-)Ärzte und Therapeuten sowie regionen- und kostenträgerübergreifende Informationen zugelassener Hilfsmittelprovider und b) Inkonsistenzen in den genutzten Datenbeständen sowie zum Teil indifferente Trägerstrukturen und Wohnformen in der pflegerischen Versorgung. Zudem fehlen c) aufgrund der Komplexität der Charakteristika invasiv langzeitbeatmeter Patienten spezifische epidemiologische Indikatoren für die Abbildung des (kleinräumigen) Versorgungsbedarfs und der Ableitung von Zusammenhängen zwischen Nachfrage und Angebot für die Versorgung dieser Patientengruppe.
Diskussion: Erstmals wurden mit einem HCM spezialisierte Versorgungspotentiale für invasiv langzeitbeatmeter Patienten regional analysiert. Die Methode, die sich in anderen Kontexten in Form von Gesundheitsatlanten als sinnvoll erwiesen hat, ist für den Versorgungsbereich der invasiven Langzeitbeatmung aufgrund erheblich eingeschränkter Datenverfügbarkeit und -qualität jedoch bislang eingeschränkt geeignet. Die Unübersichtlichkeit des Feldes bestätigt sich indes einmal mehr. Detaillierte Informationen zum Versorgungsgeschehen sind schwer identifizierbar und begrenzt zugänglich. Vor allem sind spezifische und kleinräumige Bedarfe der heterogenen Patientenpopulation aufgrund fehlender Registerdaten weitgehend unbekannt. Dies limitiert begründete Handlungs-, Entscheidungs- und Gestaltungsgrundlagen für relevante Akteure erheblich. Rationale sowie bedarfsgerechte Gestaltungs- und Steuerungsoptionen erscheinen vor diesem Hintergrund fraglich.
Praktische Implikationen: Für die umfassende Analyse und Ableitung von Gestaltungsmöglichkeiten im Versorgungsbereich der invasiven Langzeitbeatmung bedarf es grundlegender (kleinräumiger) Patientendaten, z.B. in Form eines Patientenregisters, sowie transparente, für Forscher und Nutzer gleichermaßen zugängliche Informationen über vorhandene Versorgungsangebote.