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Evaluation komplexer Interventionen – so nicht
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Veröffentlicht: | 28. September 2016 |
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Gliederung
Text
Hintergrund: Gerade in Zeiten des Innovationsfonds nimmt die Evaluation neuer Versorgungsformen eine zentrale Rolle ein. Neue Versorgungsformen sind komplexe Interventionen, die aus mehreren Einzelkomponenten bestehen, die sich wechselseitig bedingen (können). Für deren Evaluation gelten experimentelle Designs ebenso als Methode der Wahl wie zur Prüfung der Wirksamkeit anderer Interventionen.
Fragestellung: Es wird der Frage nachgegangen, wieso vielfach weniger geeignete Designs zur Evaluation komplexer Interventionen genutzt werden.
Methode: Im Vortrag werden anhand von Beispielen typische Argumente diskutiert, die von Autoren verwendet werden, um zu rechtfertigen, wieso experimentelle Designs nicht zur Evaluation komplexer Interventionen genutzt wurden.
Ergebnisse und Diskussion: Als wesentliche Argumente werden genannt, dass randomisierte Designs nicht möglich seien, weil das Vorenthalten einer Intervention durch Randomisierung in die Kontrollgruppe unethisch wäre bzw. eine Ethikkommission eine solche Studie nicht befürworten würde. Diese Argumente sind jedoch fragwürdig, denn wenn eine Intervention bekanntermaßen wirksam ist, bedarf es gar keiner weiteren Studie. Als weiteres Argument liest man oft, dass durch „geeignete“ statistische Verfahren (z.B. Propensity Scores) ein experimentelles Design nicht erforderlich sei. Dabei wird jedoch in aller Regel die Machbarkeit und Aussagekraft solcher Verfahren überschätzt.
Praktische Implikationen: Bei der Evaluation komplexer Interventionen sind geeignete Methoden anzuwenden, denn nur aus methodisch belastbaren Studien können versorgungsrelevante und gesundheitspolitische Entscheidungen getroffen werden.