gms | German Medical Science

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Ergebnisse zur Lebensqualität in der Versorgungsforschung zur Psychosomatik

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Sandra Nolte - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, Berlin, Deutschland
  • Matthias Rose - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, Berlin, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV114

doi: 10.3205/16dkvf086, urn:nbn:de:0183-16dkvf0862

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Nolte et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Lebensqualitätsforschung hat zum Ziel, das subjektive Befinden der Patientinnen und Patienten – sogenannte Patient-Reported Outcomes (PRO) – so präzise und reliabel wie möglich messbar zu machen. Während die Einbeziehung der Patientenperspektive zunehmend von Institutionen des Gesundheitswesens weltweit gefordert wird, werden an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik der Charité - Universitätsmedizin Berlin bereits seit Ende der 1980er PRO-Daten systematisch erfasst und im klinischen Alltag eingesetzt. Aufgrund der langjährigen Erfahrung konnten über die Jahre die Erfassungsmethodik verfeinert und die Auswertungsroutine optimiert werden.

Fragestellung: Wie kann die Erfassung von PRO-Daten in den klinischen Alltag integriert und die Nutzbarmachung dieser Daten für die Klinikerinnen und Kliniker umgesetzt werden? Ziel der Präsentation ist, einen Einblick in die praktische Umsetzung der Erfassung von PRO-Daten zu geben und am konkreten Beispiel die Nutzbarmachung der Daten sowie deren Interpretation zu erläutern. Hierzu werden Routinedaten und Ergebnisse von laufenden Studien präsentiert.

Methode: In der Psychosomatik der Charité werden PRO-Daten mittels statischer und dynamischer Verfahren erfasst. Bei den statischen Verfahren kommen vor allem Legacy Instrumente zum Einsatz, wie z.B. der PHQ-9 und GAD-7 des Patient Health Questionnaires (PHQ) oder die ICD-10 Symptom Rating (ISR) Skala, die nach klassischen testtheoretischen Ansätzen entwickelt wurden. Bei der Anwendung dynamischer Verfahren werden vor allem Klinik-interne computer-adaptive Tests (CATs) angewandt, z.B. A-CAT, D-CAT und S-CAT zur Erfassung von Angst, Depression bzw. Stress. Letztere wurden nach den Verfahren moderner Testtheorie entwickelt und werden entsprechend nach diesen Methoden analysiert.

Ergebnisse: Die Erfassung der selbstberichteten gesundheitsbezogenen Lebensqualität ist fester Bestandteil der Auswertungsroutine an der Psychosomatik der Charité. Die Patientinnen und Patienten der Klinik füllen diese Daten sowohl in der ambulanten Sprechstunde als auch auf Station bei Aufnahme und Entlassung aus. Durch die elektronische Erfassung stehen die Daten den Klinikerinnen und Klinikern sofort für das Therapeuten-Patienten-Gespräch zur Verfügung. Je nach Erfahrung mit PRO-Daten werden die Ergebnisse selektiv genutzt und als wertvolle Zusatzinformation in den Klinikalltag integriert.

Diskussion: In den letzten knapp 30 Jahren wurde an der Psychosomatik der Charité ein PRO-Erfassungssystem etabliert, das über die Jahre von Paper-Pencil zu einer effizienten elektronischen Datenerfassung übergangen ist. Zudem werden seit über 10 Jahren moderne testtheoretische Methoden angewandt, wodurch der Respondent Burden bei Patientinnen und Patienten erheblich reduziert werden konnte. Aktuelle Standardisierungsansätze (z.B. Common Metrics, die Patient-Reported Outcomes Measurement Information System (PROMIS) Initiative, das International Consortium for Health Outcomes Measurement, ICHOM) erlauben zudem, PRO-Daten nicht nur Klinik-intern, sondern Klinik- und Populations-übergreifend vergleichbar zu machen.

Praktische Implikationen: Die Integration von PRO-Daten in den Klinikalltag ist machbar und nach den Ansätzen klassischer sowie moderner Testtheorie umsetzbar. Eine wichtige Voraussetzung ist jedoch, dass deren Anwendung von allen Beteiligten (Klinikdirektor/in, ÄrtzInnen, PsychologInnen, Pflege) mitgetragen wird, wie das Beispiel der Psychosomatik an der Charité zeigt.

Contributed equally: S. Nolte, M. Rose