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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Zertifizierte Brustzentren und externe Qualitätssicherung – Beschreibung, Zusammenhänge und Benchmarking

Meeting Abstract

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  • Nadine Scholten - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Christina Samel - Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie der Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Holger Pfaff - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocFV71

doi: 10.3205/16dkvf069, urn:nbn:de:0183-16dkvf0699

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Scholten et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das Ziel der externen Qualitätssicherung ist es, einrichtungsübergreifend die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern und die Behandlungsqualität einzelner Zentren im Sinne eines Leistungsvergleichs einander gegenüber zu stellen. Hierzu wurden indikations- und behandlungsspezifische Indikatoren entwickelt, die es ermöglichen sollen die Behandlungsqualität der Einrichtungen zu beurteilen. Dieses Ziel verfolgen auch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) und auch das Land NRW, welche Zentren zur Behandlung onkologischer Patienten zertifizieren, wenn sie den eigenen Qualitätsvorgaben entsprechen. Auch wenn ein Großteil der Brustkrebspatientinnen und –patienten in einem zertifizierten Brustzentrum behandelt wird, werden weiterhin Betroffene in Einrichtungen behandelt, die nicht zertifiziert sind.

Fragestellung: Ziel dieser Analyse ist es, zertifizierte und nicht zertifizierte Einrichtungen einander gegenüberzustellen und hinsichtlich der Behandlungsqualität zu vergleichen unter Berücksichtigung der Fallzahlen.

Methode: Datenbasis stellen die in den Qualitätsberichten des Jahres 2012 veröffentlichten Indikatoren der externen Qualitätssicherung zur Mammachirurgie dar. Im Fokus standen hierbei die Indikatoren „Metrische Angabe des Sicherheitsabstandes bei brusterhaltender Therapie“ (2131) und „Metrische Angabe des Sicherheitsabstandes bei Mastektomie“ (2162). Anhand von deskriptiven Analysen wurden die zertifizierten Brustzentren mit den nicht-zertifizierten Brustzentren verglichen. Lineare Regressionsanalysen wurden durchgeführt um den Einfluss der Zertifizierung auf die Indikatoren 2131 und 2162 zu analysieren. Um grafische Einrichtungsvergleiche vorzunehmen wurden neben konventionellen Darstellungen auch Funnel-Plots verwendet, um die unterschiedlichen Fallzahlen innerhalb der Zentren adäquat berücksichtigen zu können.

Ergebnisse: Auf Basis der vorliegenden Daten wurden im Jahr 2012 über 82 Prozent der Mastektomien in einem entweder DKG- oder NRW-zertifizierten Krankenhaus durchgeführt. Bei den brusterhaltenden Therapien liegt der Anteil bei 83 Prozent. Werden die einzelnen Zentren betrachtet, fällt auf, dass vor allem Einrichtungen mit geringen Fallzahlen seltener zertifiziert sind. Der Anteil der zertifizierten Zentren bei den Einrichtungen, die weniger als 20 Mastektomien im Jahr 2012 behandelt haben, liegt bei unter 20 Prozent. In der Gruppe der Einrichtungen, die weniger als 20 brusterhaltenden Therapien im Jahr 2012 durchgeführt haben, sind weniger als 6 Prozent zertifiziert. Insgesamt sind 53 Prozent der Einrichtungen die Mastektomien oder brusterhaltende Eingriffe durchführen zertifiziert. In den durchgeführten linearen Regressionsmodellen (die Indikatoren 2131 und 2162 betreffend) konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Zertifizierung und Behandlungsqualität festgestellt werden, wenn die Anzahl der behandelten Fälle bei über 20 liegt. Werden dagegen alle Einrichtungen in die Analyse eingeschlossen, ohne eine Mindestanzahl von 20 Fällen festzulegen, wird ein statistisch signifikanter Effekt der Zertifizierung sichtbar. Werden die beiden Gruppen (zertifiziert vs. nicht zertifiziert) miteinander verglichen zeigen sich signifikante Unterschiede in den untersuchten Indikatoren.

Diskussion: Bisher liegen für Deutschland keine Analysen vor, die den Einfluss der Zertifizierung von Zentren auf die Behandlungsqualität im Sinne der Prozessqualität näher untersuchen. In Deutschland wird ein Großteil der Mammacarcinom Patienten und Patientinnen in zertifizierten Zentren behandelt, wobei vor allem kleinere Zentren mit wenig Behandlungsfällen häufig nicht zertifiziert sind. Insgesamt scheinen sich die zertifizierten von den nicht zertifizierten Zentren sowohl hinsichtlich der Anzahl der behandelten Fälle, als auch in Bezug auf das Qualitätsergebnis zu unterscheiden. In wie weit eine Mindestanzahl an behandelten Fällen existiert, um gute Qualitätsergebnisse zu erzielen und welchen Einfluss die Zertifizierung darüber hinaus hat, muss im Detail noch untersucht werden. Diskutiert werden muss die Frage, ob der Anreiz die Zertifizierung zu erlangen ursächlich für die Verbesserung der Behandlungsqualität ist, oder ob bereits gute Behandlungsqualität über die Zertifizierung ausgewiesen wird.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse dieser Studie liefern erste Anhaltspunkte, ob die Zertifizierung für bessere Behandlungsergebnisse sorgt und wie relevant die Fallzahl ist.