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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Die Veränderungsbereitschaft als Determinante des Implementierungserfolgs: Ein Projekt zur Evaluation eines Organisationsentwicklungsprogramms in der Drogenberatung

Meeting Abstract

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  • Kira Hower - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Lena Ansmann - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Holger Pfaff - IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocFV32

doi: 10.3205/16dkvf027, urn:nbn:de:0183-16dkvf0270

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Hower et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Implementierung meist komplexer Interventionen in Versorgungsorganisationen des Gesundheits- und Sozialwesens bedarf grundlegender Veränderungen von Handlungsprozessen und Strukturen. Rund 70% aller Veränderungsprozesse in Organisationen scheitern. Deutlich wird ein Bedarf, Implikationen organisationaler Veränderungen differenziert zu betrachten und Ansatzpunkte zu ermitteln, um Implementierungsprozesse erfolgreich zu gestalten.

Eine mangelnde Veränderungsbereitschaft von Mitarbeitenden der Organisationen gegenüber der Implementierung wird als eine Hauptursache für das Scheitern von Veränderungsprozessen diskutiert. Die Berücksichtigung von Veränderungsbereitschaft und besonders der Antezedenzien stellt somit einen entscheidenden Bestandteil des Change-Managements mit dem Ziel der erfolgreichen Implementierung von Veränderung dar. In der Evaluationsstudie ‚EvaFit‘ werden diese als Voraussetzung für den Erfolg eines Change Prozesses in Versorgungsorganisationen empirisch überprüft.

Fragestellung: Grundsätzlich liegt der Arbeit die Frage zugrunde, welche organisationalen und personalen Determinanten mit dem Erfolg der Implementierung innovativer Strukturen in Versorgungsorganisationen des Gesundheits- und Sozialwesens assoziiert sind. In der zugrundeliegenden Evaluationsstudie wird der Frage nachgegangen, ob die Veränderungsbereitschaft der Mitarbeitenden sowie verschiedene Ausprägungen der personalen und organisationalen Konstitution als Determinanten des Implementierungserfolgs abgeleitet werden können. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach Antezedenzien der Veränderungsbereitschaft. In diesem Zusammenhang soll die organisationale und personale Konstitution und ihr Einfluss auf die Bereitschaft, Veränderungen zu unterstützen, analysiert werden.

Methodik: Im Evaluationsprojekt ‚EvaFit‘ wird die Implementierung eines Programms zur Förderung von Kinderorientierung („Fitkids“) in Drogenberatungsstellen summativ und extern evaluiert. In einem Quasi-Experiment mit Vorher-Nachher-Design werden die Beratungsstellenleitungen und -mitarbeiter sowohl vor dem Start des Fitkids-Programms (t0) als auch ein Jahr nach Programmstart (t1) schriftlich mit einem standardisierten Fragebogen befragt. Die Angaben der Leitungen und Mitarbeiter werden verknüpft und über die beiden Zeitpunkte hinweg verglichen.

Dabei werden u.a. die organisationale und personale Konstitution sowie Veränderungsbereitschaft als Ansatzpunkte der Untersuchung von Determinanten erfolgreicher Implementierung erfasst. Die Prä-Befragung ist bereits abgeschlossen. Anfang 2017 werden die Daten der Prä-und Post-Befragung verknüpft. Dabei werden die Determinanten hinsichtlich des Einflusses auf das finale Outcome des Implementierungsgrads (Umsetzung kinderorientierter Prozesse und Strukturen) analysiert.

Ergebnisse: An der Vorher-Befragung nahmen alle 15 Beratungsstellen teil. An den Befragungen beteiligten sich 17 von 19 Leitungskräften (90%) und 191 von 237 Mitarbeitern (80%). Erste Ergebnisse weisen auf eine geringe organisationale Kinderorientierung sowie eine relativ hohe Veränderungsbereitschaft der Mitarbeitenden hin. Die Ergebnisse derzeitiger Auswertungen zu z.B. den Determinanten werden in Kürze vorliegen.

Diskussion: Das Vorhaben zielt auf die empirische Untersuchung von Implementierungsprozessen in Versorgungsorganisationen als „Grundgerüst“ des Gesundheits- und Sozialwesens. In Bezug auf mitarbeiterbezogene Faktoren, das Zusammenspiel organisationaler und personaler Faktoren sowie Effekte von Implementierungsstrategien im Kontext des Implementierungserfolgs fehlt es insgesamt noch an Widerspruchsfreiheit und Evidenz. Die Evaluation der Implementierung komplexer Interventionen erfordert nicht nur die Betrachtung erhoffter Endziele, sondern auch der dazu notwendigen organisationalen Veränderungsprozesse und Bedingungen. Der Nutzen der Evaluation besteht darin, Wirkzusammenhänge und Einflussfaktoren erfolgreicher Implementierung offenlegen zu können.

Praktische Implikationen: Die Evaluationsergebnisse liefern Ansatzpunkte für eine nachhaltige Optimierung der Implementierungs- und Programmqualität von Versorgungsinnovationen. Notwendig dafür ist das Wissen um Wirkzusammenhänge und Einflussfaktoren, wie bspw. die Veränderungsbereitschaft, um an diesen ansetzen zu können. Das Vorhaben leistet folglich einen Wissensbeitrag, den Initiatoren von Veränderungsprozessen in Versorgungsorganisationen nutzen können, um Einfluss auf den Implementierungserfolg nehmen zu können und um eine nachhaltige Veränderungskultur zu schaffen.