Artikel
Konzeptentwicklung für ein interprofessionelles Gesundheitszentrum zur Sicherung der Primär- und Langzeitversorgung in alternden ländlichen Regionen im Rahmen des Projekts PORT – eine Bedarfsanalyse
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 28. September 2016 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Sachsen-Anhalt ist eines der am stärksten vom demographischen Wandel betroffenen Regionen in Deutschland. Neben der Alterung der Bevölkerung tritt zusätzlich eine Überalterung der niedergelassenen Ärzteschaft (insbesondere in der Allgemeinmedizin) auf, was besonders für die Versorgung in ländlich geprägten Regionen zunehmend problematisch ist. Die Gemeinde Wolmirstedt ist hierfür exemplarisch. Hier werden sich bis zum Ende des Jahres 2016 mehr als zwei Drittel der Allgemeinmediziner altersbedingt aus ihrer aktiven Tätigkeit zurückziehen. Aufgrund dieser akuten Situation fördert die Robert-Bosch-Stiftung das Konzeptionsvorhaben PORT zur Etablierung eines Gesundheitszentrums zur Sicherung der Primär- und Langzeitversorgung.
Fragestellung: Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen und welche Zugangsbarrieren bei der Inanspruchnahme von Leistungen bestehen. Zudem soll analysiert werden, ob Möglichkeiten zur Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit bestehen und inwieweit sie Lücken in der Versorgung schließen können.
Methode: Hierzu wird eine deskriptive Bedarfsanalyse auf Basis von Routinedaten der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt und AOK Sachsen-Anhalt durchgeführt. Ergänzend werden Fokusgruppeninterviews mit Personen aus der Gemeinde sowie mit Akteuren aus dem Gesundheitsbereich durchgeführt, um den subjektiven Bedarf und Potentiale der Stärkung von ärztlicher, pflegerischer und sozialpsychologischer Zusammenarbeit zu ermitteln.
Ergebnisse: Die Analysen der Routinedaten zeigen, dass nicht nur in der allgemeinmedizinischen Versorgung, sondern auch in der fachärztlichen Versorgung deutliche Defizite vorhanden sind. Die Ergebnisse der Fokusgruppenanalyse geben Aufschluss, welche Möglichkeiten zur Optimierung der Versorgung durch eine verbesserte interprofessionelle Kooperation bestehen.
Diskussion: Durch eine rein quantitative Bedarfsanalyse auf Basis von Routinedaten kann lediglich der Bedarf im etablierten Versorgungssystem ermittelt werden. Gerade Verbesserungspotentiale durch innovative Versorgungskonzepte, wie Medizinische Versorgungszentren, können so bedingt aufgedeckt werden. Durch die Ergänzung mit den Ergebnissen der Fokusgruppenbefragung aus Patienten und Akteuren des Gesundheitswesens, kann aufgezeigt werden, wo Potentiale zur Verbesserung der Versorgungssituation liegen und inwieweit der bestehende Mangel durch verbesserte Kooperation kompensiert werden könnte.
Praktische Implikation: Die Ergebnisse der Analysen sollen genutzt werden, um ein gemeinde- und patientenzentriertes interprofessionell kooperierendes Gesundheitszentrum aufzubauen und gleichzeitig das Patienten-Empowerment zu stärken. Ein solches Konzept könnte nicht nur in ländlichen Sachsen-Anhalts zur Sicherung der Primär- und Langzeitversorgung dienen sondern auch als Vorbild neuer Versorgungsformen in ländlichen Räumen in Deutschland genutzt werden.