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Arzt-Patienten-Kommunikation international: Der Einsatz des „Individual Clinician Feedback“ Fragebogens in Großbritannien und Deutschland
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Veröffentlicht: | 28. September 2016 |
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Hintergrund: Der „Individual Clinician Feedback“- Fragebogen (ICF) wurde in Großbritannien von Picker Europe entwickelt und erhebt die Zufriedenheit des Patienten mit der Arzt-Patienten-Kommunikation. Der Fragebogen umfasst 38 Items und fragt neben soziodemografischen Faktoren Informationen zur Zufriedenheit mit der Untersuchungsatmosphäre, Verständlichkeit des Arztes, Einbindung in Entscheidungen und Ablauf des Gesprächs ab. Hierbei bewertet der Patient konkret seinen behandelnden Arzt. In Großbritannien wurde der ICF im Rahmen mehrerer Studien erfolgreich erprobt und validiert. Der ICF wurde dort routinemäßig implementiert, um den behandelnden Ärzten das Feedback der Patienten zurückzuspiegeln. Er wird in Großbritannien kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert. Die deutsche Version des Fragebogens wurde bereits in einem Krankenhaus der Maximalversorgung erprobt. In Vorbereitung auf eine größere internationale Studie soll hier ein erster Vergleich der Studiendaten beider Länder durchgeführt werden.
Fragestellung: Analyse der Implementierung und Ergebnisse des ICF in Deutschland und ein Vergleich zum Kontext in Großbritannien.
Methode: In Großbritannien wurden bisher (2010-2013) vier Studien mit dem ICF-Fragebogen durchgeführt. Die Settings waren: ambulante Urologie, Orthopädie, Kardiologie und Herzchirurgie und Allgemeinmedizin (Hausärzte). Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten zur Fragebogenübermittlung getestet, unter anderem der postalische Versand der Fragebögen, das Ausfüllen der Bögen in der Praxis und die direkte Ausgabe der Bögen durch den Arzt. Es wurden nicht nur die Responseraten untersucht, sondern auch der Einfluss auf die Bewertung der Kommunikation des Arztes.
Die Untersuchung in Deutschland war eine Querschnittsuntersuchung mit einer Dauer von 12 Wochen im Sommer 2015. Die Untersuchung hatte einen explorativen Befragungscharakter und testete zunächst in Form einer Pilotstudie den Einsatz des Fragebogens an einer kleinen Gruppe von 12 freiwillig teilnehmenden Ärzten einer Klinik und deren Patienten.
Die Auswertung dient der Gesamtdarstellung der Patientenzufriedenheit bezüglich der Arzt-Patienten-Kommunikation in Großbritannien und Deutschland. In Großbritannien wird der Score öffentlich für alle Patienten veröffentlicht, dieser Score wird in Deutschland nur dem Arzt vertraulich übermittelt. Zur statistischen Datenauswertung wurde einheitlich SPSS Statistics 21.0 mit gleichen Analysemethoden verwendet.
Ergebnisse: In Großbritannien konnten insgesamt über 5000 Patienten und 126 Ärzte in die Untersuchungen einbezogen werden. Die deutsche Pilotstudie schloss 12 Ärzte und 219 Patienten ein. Die Studiendauer und –organisation unterschied sich teilweise erheblich. Aufgrund der strengeren Datenschutzregelungen in Deutschland waren die Rekrutierung der Probanden und die Ausgabe der Fragebögen in Deutschland erschwert und unterschied sich deutlich von Großbritannien. Die deutschen Probanden füllten die Fragebögen sehr vollständig aus, es gab keinen Dropout Punkt an dem viele Patienten aufgehört haben, den Fragebogen auszufüllen. Die Arzt-Patienten-Kommunikation wurde in Deutschland zu 96% mit gut und sehr gut bewertet. In Großbritannien sind die Werte ähnlich gut, jedoch kam es in beiden Ländern zu deutlichen Deckeneffekten, welche in den britischen Untersuchungen durch die Ausgabe der Bögen durch den behandelnden Arzt zusätzlich positiv beeinflusst wurden. Als Einflussfaktoren für den Gesamtscore konnten in Deutschland wie auch in Großbritannien tendenziell einzelne Patienten- und Kontextfaktoren identifiziert werden. So haben Patienten höheren Alters die Ärzte in beiden Ländern etwas besser bewertet als jüngere. Im Gegensatz zu Großbritannien haben in Deutschland Patienten bei ihrem Erstbehandlungstermin bessere Bewertungen vergeben als bei Folgeuntersuchungen.
Diskussion: Die gemeinsame Betrachtung der Studien erlaubt die Untersuchung einer großen Anzahl an Ärzten und Patienten, wenn auch in unterschiedlichen Gesundheitssystemen. Die Umsetzung der Befragung wurde in beiden Ländern unterschiedlich realisiert. Die Ergebnisse aus Großbritannien zeigen jedoch, dass sich die Befragungsart auch auf die Ergebnisse auswirken kann.
Praktische Implikationen: Im Vergleich der Daten zeigen sich unterschiedliche Rücklaufquoten je nach Befragungsart (postalisch usw.) zudem ist aus rein organisatorischen Gründen ein Versand der Bögen per Post zu empfehlen. Eine zusätzlicher Ansatz um die Ergebnisse zu prüfen, wäre ein objektiver Abgleich der Patientenerfahrung durch Ergebnisse aus z.B. nicht-teilnehmende Beobachtungen. Eine internationale Studie zum Einsatz des ICF-Fragebogens ist derzeit in Planung, dabei sollen mehrere Kliniken in Großbritannien und Deutschland eingebunden werden.