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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Vom Wissen zur Versorgung: Beispiel Nationaler Krebsplan

Meeting Abstract

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  • Antonius Helou - Bundesministerium für Gesundheit, Nicht übertragbare Krankheiten, Bonn, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV105

doi: 10.3205/16dkvf001, urn:nbn:de:0183-16dkvf0017

Veröffentlicht: 28. September 2016

© 2016 Helou.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der Nationale Krebsplan (NKP) wurde im Juni 2008 vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren initiiert. Ziel des NKP ist die Verbesserung der Krebsbekämpfung durch ein effektives, zielgerichtetes und aufeinander abgestimmtes Handeln aller Verantwortlichen im Rahmen eines langfristig angelegten Koordinierungs- und Kooperationsprogramms. Dabei ist es gelungen, Länder, Krankenkassen, Rentenversicherung, Leistungserbringer, Wissenschaft und Patientenverbände als engagierte Partner für eine Zusammenarbeit zu gewinnen.

Die Schwerpunkte des NKP liegen auf folgenden vier Handlungsfeldern:

  • Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung
  • Weiterentwicklung der onkologischen Versorgungsstrukturen und der Qualitätssicherung
  • Sicherstellung einer effizienten onkologischen Behandlung (Schwerpunkt zunächst auf onkologischer Arzneimitteltherapie)
  • Stärkung der Patientenorientierung

Für die zielgerichtete Bearbeitung der vier Handlungsfelder wurden insgesamt 13 Ziele mit weiteren Teilzielen formuliert und mehr als 100 Empfehlungen zu ihrer Umsetzung erarbeitet. Dabei wurde die anwendungsbezogene Versorgungsforschung durchgängig in allen Handlungsfeldern des NKP zur Klärung offener gesundheitspolitischer Fragen berücksichtigt.

Fragestellung: Wie kann die Versorgungsforschung dazu genutzt werden, um entscheidungsrelevantes Wissen zu generieren, welches zur Erreichung der gesundheitspolitischen Ziele des NKP erforderlich ist?

Methode: Das gesundheitspolitische Steuerungsgremium des NKP beauftragte die von ihm eingesetzten Experten-Arbeitsgruppen, diejenigen Forschungsfragen zu bestimmen, die durch Versorgungsforschung beantwortet werden konnten und für die Erreichung der Ziele des Nationalen Krebsplans wesentlich waren.

Ergebnisse: Auf der Grundlage des von den Gremien und Experten-Arbeitsgruppen des NKP identifizierten Forschungsbedarfs richtete das BMG mit öffentlicher Bekanntmachung vom 20. Juni 2011 den Förderschwerpunkt "Forschung im Nationalen Krebsplan" im Rahmen seiner Ressortforschung ein. Im Rahmen des Förderschwerpunktes wurden im Zeitraum vom 1. März 2012 bis 31. Dezember 2015 insgesamt 13 Projekte mit Mitteln in Höhe von rund 5 Mio. Euro in drei Themenfeldern gefördert:

  • Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung
  • Psychosoziale/psychoonkologische Unterstützung von Krebspatienten
  • Patientenorientierung in der Onkologie – Informierte Entscheidung und Patientenkompetenz

Die Auswahl der Forschungsprojekte erfolgte durch ein unabhängiges, interdisziplinär besetztes Gutachtergremium. Die in dem Förderschwerpunkt geförderten Vorhaben zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen unmittelbaren gesundheitspolitischen Bezug zu den Zielen des NKP haben und den darin vertretenen Entscheidungsträgern Erkenntnisse und Aufschlüsse zu dem weiteren fachlichen und gesundheitspolitischen Vorgehen in der Krebsbekämpfung liefern sollen. So haben die vier Projekte im Themenfeld 1 „Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung“ eine unmittelbare praktische Relevanz für die laufenden Beratungen im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Im Themenfeld 2 wurden insgesamt drei Vorhaben gefördert, die Erkenntnisse zu Ziel 9 des NKP („Sicherstellung einer angemessenen und bedarfsgerechten psychoonkologischen Versorgung“) liefern sollen. Der größte Erkenntnisbedarf im NKP wurde im Handlungsfeld „Stärkung der Patientenorientierung“ identifiziert. Hierzu wurden sechs Vorhaben gefördert, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Stärkung der informierten partizipativen Entscheidungsfindung und der Patientenkompetenz befassten.

Darüber hinaus wurden und werden aktuell auch außerhalb des Förderschwerpunkts weitere Fördervorhaben durchgeführt, für die im NKP konkrete Wissenslücken bzw. ein Erkenntnisbedarf festgestellt wurden. Hierzu gehören z. B. die Entwicklung von Mustercurricula zur Verbesserung der kommunikativen Kompetenz in der medizinischen und pflegerischen Ausbildung, wissenschaftliche Fachgutachten und eine Bestandsaufnahme und Analyse der ambulanten und stationären psychoonkologischen Versorgungsangebote in Deutschland.

Diskussion: Die Ergebnisse aus den Forschungsaktivitäten des NKP sollen in den Gremien des NKP im Hinblick auf ihre versorgungsbezogenen Verwertungsmöglichkeiten für die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger ausgewertet werden. Daher ist eine abschließende Würdigung der versorgungspolitischen Relevanz der Fördervorhaben derzeit noch nicht möglich.

Praktische Implikationen: Der NKP ist ein wegweisendes Beispiel, wie gesundheitspolitische Initiativen zielgerichtet zur Generierung von konkreten und relevanten Fragen der Versorgungsforschung und der Durchführung entsprechender Vorhaben genutzt werden können. Besonders wichtig sind hierbei eine enge Zusammenarbeit von Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung sowie die Rückkoppelung der Forschungsergebnisse an die Entscheidungsträger.