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Antibiotika-Prophylaxe in der Leistenhernienchirurgie – Ergebnisse aus dem Herniamed-Register
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Veröffentlicht: | 22. September 2015 |
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Das Herniamed-Projekt ist eine multizentrische und internetbasierte Qualitätssicherungsstudie, in die derzeit 383 Kliniken und niedergelassene Chirurgen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien ihre Patienten- und Operationsdaten bei Hernieneingriffen eingeben.
In vorherigen prospektiv randomisierten Studien liegt die Spannbreite von postoperativ aufgetretenen Raten bei Netzinfektionen ohne Antibiotika-Prophylaxe zwischen 0 und 8,9 % sowie mit Antibiotika-Prophylaxe zwischen 0 und 8,8 % [1]. Da die Verwendung von Antibiotika-Prophylaxe in der Leistenhernienchirurgie kontrovers diskutiert wird, wurde anhand der Daten des Herniamed-Registers der Einsatz einer Antibiotika-Prophylaxe auf das postoperative Outcome analysiert. Darüber hinaus wurde untersucht, welchen Einfluss die Verwendung der endoskopischen Technik bei der Reparation der Leistenhernie auf die tiefen Infektionen mit Beteiligung des Netzes im Vergleich zur offenen Chirurgie hat.
Die dargestellten Ergebnisse basieren auf den prospektiv erhobenen Daten über alle Patienten die sich einer unilateralen, bilateralen oder wiederkehrenden Leistenhernienoperation bei Verwendung einer endoskopischen oder offenen Technik zwischen dem 1. September 2009 und dem 5. März 2014 unterzogen hatten. Darüber hinaus werden formale als auch statistische Herausforderungen in der Analyse dieser Registerdaten diskutiert.
Die Entstehung tiefer Netzinfektionen wurde anhand einer binären logistischen Regression sowohl bei endoskopischen als auch bei offenen Operationstechniken untersucht. Als Einflussgrößen wurde neben der Antibiotika-Prophylaxe das Alter (Jahre), das Geschlecht (m/w), der ASA-Status (I-IV), Primäroperation vs. Rezidiv-Operation, die Bruchpfortengröße (EHS Grad I-III) sowie das Vorliegen allgemeiner Risikofaktoren (Nikotin, COPD, DM, Cortison, Immunsuppression usw.) geprüft.
Zunächst wurden die tiefen postoperativen Infektionen für alle 85.033 Operationen analysiert. Hierbei zeigte sich die Operationstechnik als stärkster Einflussparameter. Das Risiko einer postoperativen Infektion ist bei der Anwendung endoskopischer Verfahren wesentlich geringer. Zudem konnte eine zusätzliche Risikominderung durch Antibiose festgestellt werden. Die Analyse für die Gruppe der offen operierten Leistenhernien zeigte wiederum einen signifikanten Einfluss der Antibiotika-Prophylaxe auf die tiefen postoperativen Infektionen. Das Infektionsrisiko wird unter Antibiotikatherapie nachweislich verringert. Bei der Analyse der endoskopisch operierten Leistenhernien konnte dieser Effekt jedoch nicht nachgewiesen werden.
Ein minimal-invasives Vorgehen bei der Leistenhernienreparation führt demnach zu einer Vermeidung von tiefen postoperativen Infektionen mit Beteiligung des Netzes. Der Einsatz einer Antibiotika-Prophylaxe bei endoskopisch operierten Patienten führt jedoch zu keiner weiteren Senkung der Infektionsrate. Im Gegensatz dazu konnte ein signifikanter Einfluss der Antibiotika-Prophylaxe auf das Auftreten von tiefen postoperativen Infektionen mit Netzbeteiligung nachgewiesen werden. Dementsprechend sollte bei der offenen Leistenhernienchirurgie eine Antibiotika-Prophylaxe durchgeführt werden.
Literatur
- 1.
- Bittner R, Arregui ME, Bisgaard T, Dudai M, Ferzli GS, Fitzgibbons RJ, Fortelny RH, Klinge U, Koeckerling F, Kuhry E, Kukleta J, Lomanto D, Misra MC, Montgomery A, Morales-Condes S, Reinpold W, Rosenberg J, Sauerland S, Schug-Pass C, Singh K, Timoney M, Weyhe D, Chowbey P. Guidelines for laparoscopic (TAPP) and endoscopic (TEP) treatment of inguinal hernia. Surgical Endoscopy. 2011 Sep;25(9):2773-843.
- 2.
- Köckerling F, Bittner R, Jacob D, Schug-Pass C, Laurenz C, Adolf D, Keller T, Stechemesser B. Do we need antibiotic prophylaxis in endoscopic inguinal hernia repair? – Results of the Herniamed Registry. Surgical Endoscopy. 2015. Accepted.