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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Interkulturelle Barrieren und Ressourcen bei der Inanspruchnahme und in der Versorgung von PatientInnen mit Migrationshintergrund in der stationären psychosomatischen Rehabilitation

Meeting Abstract

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  • Oriana Handtke - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Psychologie; Arbeitsgruppe für Psychosoziale Migrationsforschung, Hamburg, Deutschland
  • Mike Mösko - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Holger Schulz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP059

doi: 10.3205/15dkvf294, urn:nbn:de:0183-15dkvf2940

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Handtke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Menschen mit Migrationshintergrund zeigen trotz eines zum Teil sehr hohen Behandlungsbedarfs eine niedrigere Inanspruchnahme von stationären psychosomatischen Rehabilitationsleistungen und einen geringeren Behandlungserfolg als PatientInnen ohne Migrationshintergrund. Auch für die Mitarbeiter der psychosozialen Versorgung kann die Arbeit mit PatientInnen mit Migrationshintergrund mitunter eine sehr große Herausforderung darstellen. So kann die Kommunikation mit PatientInnen aufgrund der sprachlichen Barrieren sowie kultureller Unterschiede und divergierender Erklärungsmodelle für Krankheit und Behinderung erschwert werden. Bislang existieren keine Ergebnisse zur stationären psychosomatischen Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund. Ferner fehlt bislang eine Analyse der Barrieren und Ressourcen der Zielgruppe aus der Perspektive der Nicht-NutzerInnen.

Fragestellung: Um die mit der interkulturellen Öffnung in der stationären psychosomatischen Rehabilitation verbundenen Barrieren und Ressourcen besser zu verstehen und daraus entsprechende Maßnahmen für diese PatientInnen ableiten zu können, zielt das Projekt darauf ab folgende Fragestellungen zu beantworten:

1.
Wie ist der Stand der interkulturellen Öffnung in der stationären Rehabilitation von Menschen mit psychischen / psychosomatischen Störungen in Norddeutschland?
2.
Welches sind die Barrieren und Ressourcen aus Sicht der Nicht-NutzerInnen mit Migrationshintergrund bei der Inanspruchnahme von stationären Rehabilitationsleistungen von Menschen mit psychischen / psychosomatischen Störungen in Norddeutschland?
3.
Welche Ressourcen und Barrieren bestehen auf Seiten der PatientInnen mit Migrationshintergrund und der Behandelnden bezüglich einer interkulturell angemessen Versorgung in der stationären psychosomatischen Rehabilitation?

Methode: Zur Erfassung der interkulturellen Öffnung in der stationären psychosomatischen Rehabilitation werden alle stationären Facheinrichtungen in Norddeutschland zum Stand der interkulturellen Öffnung ihrer Einrichtung befragt. Dafür werden bereits existierende Instrumente analysiert und ihre wissenschaftliche Qualität überprüft. Aus dieser Analyse erfolgt die Konstruktion eines Fragebogens zur Erfassung der interkulturellen Öffnung im Kontext der psychosomatischen Rehabilitation. Anschließend wird der Fragebogen evaluiert.

Barrieren und Ressourcen aus Sicht der Nicht-NutzerInnen mit Migrationshintergrund bei der Inanspruchnahme von stationären Rehabilitationsleistungen werden in Form von ca. 2-stündigen Fokusgruppen erfasst. Geplant sind zwei semi-strukturierte Fokusgruppen mit jeweils 6 bis 10 Teilnehmenden. Die Rekrutierung erfolgt über fünf kooperierende Praxen, welche sich durch einen überdurchschnittlichen Anteil an PatientInnen mit Migrationshintergrund auszeichnen.

Zur Erhebung der Ressourcen und Barrieren, welche auf Seiten der PatientInnen mit Migrationshintergrund und der Behandelnden bezüglich einer interkulturell angemessen Versorgung bestehen, werden Mitarbeitende PatientInnen mit und ohne Migrationshintergrund aus vier kooperierenden Kliniken befragt. Es sind jeweils mindestens 6 bis maximal 12 Interviews pro Gruppe geplant. Für die Durchführung der Interviews werden semi-strukturierte Leitfäden zu Beginn des Projekts entwickelt und evaluiert.

Ergebnisse: MigrantInnen zur Teilnahmen an Forschungsprojekten zu motivieren, stellt eine bekannte Herausforderung in der Migrationsforschung dar. Da sich das Projekt in der Anfangsphase befindet, wird im Rahmen der Präsentation das Projekt und insbesondere das Erhebungs- und Rekrutierungskonzept vorgestellt.

Diskussionen: Die Teilnehmer werden zur kritischen Diskussion der Erhebungs- und Rekrutierungsstrategien sowie möglicher Fallstricke in der Durchführung der Studie eingeladen.

Praktische Implikationen: Es werden innovative Strategien zur Rekrutierung von PatientInnen mit Migrationshintergrund vorgestellt. Dadurch wird eine in der Migrationsforschung bekannte Herausforderung beleuchtet und ein Anstoß zur Lösung dieser Problematik im Kontext der psychosomatischen Rehabilitationsforschung gegeben.