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Welche gesundheitsökonomischen Effekte hat der Einsatz eines pulmonalen Herzsensors für das Telemonitoring von Herzinsuffizienzpatienten? Eine ProHTA Simulation
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Veröffentlicht: | 22. September 2015 |
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Hintergrund: Herzinsuffizienz ist eine der häufigsten internistischen Erkrankungen, die mit geschätzten 26 Mio. Betroffenen weltweit pandemische Ausmaße eingenommen hat. Um die steigende Krankheitslast auf Gesundheitssysteme zu vermindern ist das Telemonitoring bei Herzinsuffizienz ein vielversprechender Ansatz. Vor allem Patienten mit einem hohen Schweregrad der Herzinsuffizienz haben ein höheres Risiko für eine kardiale Dekompensation, die eine sofortige stationäre Behandlung erfordert. Mit dem neu entwickelten Drucksensor CardioMEMS kann das Dekompensationsrisiko für diese Hochrisikopatientengruppe deutlich früher telemedizinisch diagnostiziert werden. Bei CardioMEMS handelt es sich um einen miniaturisierten, draht-und batterielosen Überwachungssensor, der mittels Katheter in die Pulmonalarterie implantiert wird, um dort den Pulmonalarteriendruck direkt zu messen. Mithilfe dieses Systems wird eine permanente, personalisierte und proaktive Versorgung gewährleistet.
Fragestellung: Ziel des Forschungsprojektes Prospective HTA (ProHTA) war die Frage, welche Auswirkungen ein flächendeckender Einsatz von CardioMEMS auf die Hospitalisierungsrate und die Kosten hat.
Methode: Für die Untersuchung kam der ProHTA-Ansatz zur Anwendung. Wir simulierten das Potential eines großflächigen Einsatzes von CardioMEMS im deutschen Gesundheitssystem für die Jahre 2009–2021. Eine gesundheitsökonomische Analyse wurde aus Sicht der gesetzlichen Krankenversicherung durchgeführt. Für die Simulation wurde ein sog. hybrides Simulationsmodell entwickelt, das die diskrete Ereignissimulation (DES) und System Dynamics (SD) kombiniert. SD wurde angewendet, um zukünftige Bevölkerungsentwicklungen und die Fallzahlenprognosen abzuschätzen. Patienteneffekte wurden auf Mikroebene mit DES simuliert. Die Raten für Hospitalisierungen unter CardioMEMS wurden aus einer großen RCT, der CHAMPIONS Studie, entnommen. Im Rahmen der Qualitätssicherung wurden Sensitivitätsanalysen zur Validierung der Ergebnisse durchgeführt.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Simulation zeigten, dass die Prävalenz der Herzinsuffizienz in Deutschland im Kontext der demographischen Alterung bis zu 4,31 Millionen Patienten im Jahr 2021 ansteigt. Die Anzahl der durch CardioMEMS vermiedenen Hospitalisierungen beträgt rund 115.000 Fälle (kumuliert). Die Kosteneinsparungen durch Redaktion der Hospitalisierungen betragen bis zu €522 Millionen für den gesamten Betrachtungszeitraum.
Diskussion: Die Simulationsergebnisse zeigen, dass durch den Einsatz von CardioMEMS eine Senkung der Hospitalisierungsrate sowie eine beträchtliche Senkung der Behandlungskosten von Herzinsuffizienz erreicht werden.
Praktische Implikationen: Durch die erhebliche Krankheitslast der Herzinsuffizienz bietet CardioMEMS große Vorteile und das Potential, die Handhabung von Herzinsuffizienzpatienten zu verbessern und gleichzeitig signifikante Kosteneinsparungen zu ermöglichen.
Förderhinweis: Das Forschungsprojekt ProHTA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Nationalen BMBF-Spitzenclusters ‚Exzellenzzentrum für Medizintechnik – Medical Valley EMN’ gefördert (Förderkennzeichen: FKZ 13EX1013B).