gms | German Medical Science

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Hilfsmittelversorgungen bei Peroneusparese im ICF-Fokus von Aktivität und Teilhabe

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Thorsten Böing - Ottobock HealthCare Deutschland, Neurorehabilitation, Duderstadt, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP069

doi: 10.3205/15dkvf159, urn:nbn:de:0183-15dkvf1598

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Böing.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Hilfsmittelversorgungen bei Fußheberschwäche infolge eines Schlaganfalls orientieren sich mitunter zu wenig an den patientenspezifischen Bedürfnissen. Um sowohl therapeutisch als auch gesundheitsökonomisch adäquat versorgen zu können, sollten die Bedürfnisse des Patienten verstärkt in den Fokus gerückt werden.

Fragestellung: Wann ist eine Orthese ausreichend, wann womöglich eine Versorgung mit funktioneller Elektrostimulation (FES) indiziert? Welche Evidenz liegt vor, und inwieweit werden insbesondere patientenzentrierte Aspekte zu Aktivität und Teilhabe berücksichtigt, wie sie in der ICF hinterlegt sind?

Methode: Aktuelle FES-Studien werden analysiert und einem ICF-basierten Erhebungsbogen gegenübergestellt. Ein internationales Netzwerk aus Therapeuten, Ärzten und Technikern erfasste konsekutiv im Multi-Center-Design aktuell 139 Patienten und evaluierte spezifische zu Gangbild sowie Aktivität/Teilhabe, um abschließend zu einer individuellen Versorgungsempfehlung zu gelangen.

Ergebnisse: Der Vergleich „Keine UEX-Versorgung vs. AFO vs. FES“ zeigt, dass bei den Gangbildparametern Orthese und FES bzgl. orthetischem und therapeutischem Effekt fast gleichauf liegen. Bei den ICF-basierten Items zu Teilhabe und Aktivität fallen die Unterschiede deutlich zugunsten der FES aus.

Diskussion: Die sogenannten „objektivierbaren Parameter“ stimmen abseits von Therapie und Ganglabor nur teilweise mit der patientenzentrierten Beurteilung des Hilfsmittels überein und führen zu der Frage, inwieweit sie mit ICF-Aspekten zu Aktivität und Teilhabe ergänzt werden sollten. Ebenso muss in diesem Zusammenhang der Zeitpunkt der FES-Anwendung kritisch beleuchtet werden, scheint diese doch umso besser zu funktionieren, je früher sie eingesetzt wird (akut, sub-akut). Dass das in den aktuellen Leitlinien noch nicht erfasst werden kann, liegt nicht zuletzt am „Evidence-Practice Gap“.

Praktische Implikationen: Der elementare Versorgungsforschungsaspekt bzgl. der Forderung nach adäquaten Kompetenznetzen sollte auch dahingehend Umsetzung finden, dass die Dokumentation patientenrelevanter, indikationsspezifischer Parameter ein entscheidendes Kriterium für eine gesundheitsökonomische Legitimation ist (Compliance!).