gms | German Medical Science

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Prävalenz und regionale Verteilung von Amputationen für die Jahre 2006–2012

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Kristina Heyer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland
  • Sebastian Debus - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poloklinik für Gefäßmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Lukas Mayerhoff - Elsevier Health Analytics / Health Risk Institute GmbH, Berlin, Deutschland
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP008

doi: 10.3205/15dkvf149, urn:nbn:de:0183-15dkvf1498

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Heyer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Nationale und internationale Studien zeigen bislang unterschiedliche Ergebnisse über den Trend in der Häufigkeit von Minor- und Majoramputationen. Die Studien beziehen sich jedoch überwiegend auf die rein fallbezogenen Amputationshäufigkeiten (absolute Anzahl ohne Personenbezug) pro Jahr oder sie beruhen auf Krankenhausstatistiken und erlauben somit keine bevölkerungsbezogenen Aussagen.

Fragestellung: Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie die personenbezogene Prävalenz und die regionale Verteilung von Minor- und Majoramputationen insgesamt und bei Personen mit einem Diabetes mellitus oder einer arteriellen Verschlusskrankheit im zeitlichen Verlauf.

Methodik: Sekundärdatendatenanalyse von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherungen über die Beobachtungsjahre 2006 bis 2012 (BKK und IKK, mit ca. 4 Mio. Versicherten). Identifiziert wurden alle Versicherte mit mindestens einer Major- oder Minoramputationen (stationäre OPS) aus der gesamten Population und im weiteren Schritt der Anteil der Amputationen bei Versicherten mit mindestens einem diagnostizierten Diabetes mellitus oder einer arteriellen Verschlusskrankheit (ICD-10 Codes). Um regionale Unterschiede zu untersuchen, wurde ein West/Ost sowie Nord/Süd Vergleich vorgenommen.

Ergebnisse: Die Amputationsrate pro Versichertem, ohne Ausschluss einer Diagnose, lag über die gesamte Beobachtungszeit konstant bei 0,04 %. Werden nur die fallbezogenen Amputationen (absolute Anzahl ohne Personenbezug) betrachtet, zeigte sich eine Zunahme der Amputationsfälle in Deutschland um 51 % von 2006 bis 2012. Pro Versicherten wurden Minoramputationen mit einem Anteil von 70 % im Vergleich zu Majoramputationen häufiger vorgenommen. 8 % der Versicherten erfuhren sowohl eine Major-, als auch eine Minoramputation pro Jahr. Im Mittel wurden zwei Amputation pro Jahr und Patient vorgenommen (2012: MW 1,7; SD 1.4; Min-Max 1-10). Hochgerechnet auf die deutsche Bevölkerung erfolgten bei insgesamt 32.767 Versicherte 49.150 Amputationen im Jahr 2012.

76 % aller Amputationen wurden bei Versicherten mit einem diagnostizierten Diabetes mellitus oder einer arteriellen Verschlusskrankheit vorgenommen. Unter Berücksichtigung dieser Versicherten, zeigte sich trotz Erhöhung der Grunderkrankung im gleichen Zeitraum ein leichter Rückgang der Amputationsrate pro Patient von 2006 bis 2012 um 5,3 %. Innerhalb der Beobachtungsjahre zeigten sich leichte Schwankungen der mittleren Rate um maximal 0,05 %. Im regionalen Vergleich konnten im Mittel keine signifikanten Unterschiede innerhalb Deutschlands festgestellt werden.

Diskussion und praktische Implikationen: Bis heute hat sich die Amputationsrate bei allen Versicherten nicht verändert. Unter Berücksichtigung von Personen mit einem Diabetes mellitus oder einer arteriellen Verschlusskrankheit konnte ein leichter Rückgang der Amputationsrate pro Person untersucht werden. Daraus kann gefolgert werden, dass sich die Versorgungsqualität dieser Versicherten leicht verbessert hat. Jedoch besteht weiterhin die Notwendigkeit intensiver präventiver Maßnahmen in Deutschland, um zukünftig die Zahl an Amputationen der unteren Extremitäten durch frühzeitige Kausaltherapie dauerhaft zu senken.