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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Zeitlicher Verlauf (2006-2014) der HbA1c-Werte bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus in diabetologischen Praxen in Deutschland

Meeting Abstract

  • Karel Kostev - IMS Health, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Johanna Engelhard - IMS Health, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Hartmut Richter - IMS Health, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Veronique Katsenos - Hochschule Fresenius, Idstein, Deutschland
  • Lilia Waehlert - Hochschule Fresenius, Idstein, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP007

doi: 10.3205/15dkvf148, urn:nbn:de:0183-15dkvf1482

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Kostev et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bei Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus (T2D) sollen die Therapieziele individuell definiert werden. So wird z.B. für Patienten ohne medikamentöse Therapie und unter einer oralen antiglykämischen Therapie ein HbA1c-Wert von 6,5% oder weniger empfohlen. Bei multimorbiden Patienten mit einer komplexen Therapie hingegen kann auch ein HbA1c über 7,5 %sinnvoll sein. Seit 2007 sind die zugelassenen oralen antiglykämischen Therapien um die Klassen der DPP-4-Inhibitoren und GLP-1-Analoga erweitert; 2013 kam eine weitere neue Therapie (SGLT-2-Inhibitoren) auf den Markt. Diese Therapien sind dadurch gekennzeichnet dass sie keine Hypoglykämien verursachen und teilweise bei Patienten mit Nierenkomplikationen eingesetzt werden können.

Fragestellung: In dieser Studie wurde untersucht, ob man im Zeitraum seit Zulassung der neuen Therapieklassen (2006-2014) eine Veränderung der HbA1c-Werte in der Population der T2D-Diabetes-Patienten beobachten kann.

Methodik: Daten von T2D-Patienten aus diabetologischen Praxen wurden verwendet. Patienten, von denen in den Jahren 2006, 2010 und 2014 sowohl eine Therapie als auch mindestens 1 HbA1c- Wert dokumentiert wurde (IMS® Disease Analyzer Datenbank), wurden retrospektiv analysiert. Der Anteil der Patienten mit einem durchschnittlichen HbA1c-Wert unter 6,5% bzw. unter 7,5% in den jeweiligen Jahren wurde deskriptiv ausgewertet. Darüber hinaus wurden die Anteile der Patienten mit Verordnungen von Insulinen und neueren antidiabetischen Wirkstoffen (DPP-4, GLP-1 und SGLT-2) dargestellt.

Ergebnisse: 3.972 Patienten (durchschnittliches Alter 62 Jahre) in 2006, 11.799 Patienten (durchschnittliches Alter 64 Jahre) in 2010 und 13.793 Patienten (durchschnittliches Alter 65 Jahre) in 2014 wurden in den 40 diabetologsichen Praxen betrachtet. Der Anteil der Patienten mit dem HbA1C-Wert <7,5% betrug 64% in 2006, 64% in 2010 und 69% in 2014. 30% der analysierten Patienten in 2006, 30% in 2010 und 36% in 2014 hatten einen HbA1c-Wert <6.5%. Der Anteil der Patienten mit DPP-4-Verordnung veränderte sich von 8% in 2010 auf 16% in 2014; für GLP-1 von 3% auf 4%; der SGLT-2 –Anteil betrug 3% in 2014. Der Anteil der Insulin-Patienten blieb mit 51% stabil in 2006, 2010 und 2014.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Datenbankanalyse zeigt, dass 2/3 aller Diabetes-Patienten einen HbA1c-Wert unter 7,5% haben. Weiterhin sieht man, dass der Anteil an Patienten mit den HbA1c-Werten unter 7,5% bzw. unter 6,5% zwar von 2006 auf 2010 nicht verändert hat, wohl aber von 2010 auf 2014.

Praktische Implikationen: Diese Analyse weist auf einen möglichen positiven Zusammenhang zwischen der Einführung von SGLT-2 auf dem deutschen Markt und der Erhöhung des Anteils der Patienten mit erreichten HbA1c-Zielwerten. Gleichzeitig bestehen Definitionsänderungen in den Leitlinien im Bezug auf HbA1c-Zielwerte. Weitere Studien sind notwendig, um den Zusammenhang zwischen SGLT-2 und Blutzuckereinstellung zu erforschen.