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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Die Entwicklung eines Arbeitsbuches zur Zielvereinbarung in der medizinischen Rehabilitation

Meeting Abstract

  • Katharina Quaschning - Uniklinikum Freiburg, Institut für Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Erik Farin-Glattacker - Uniklinikum Freiburg, Institut für Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Susanne Dibbelt - Rehaklinikum Bad Rothenfelde - Klinik Muensterland, Institut fuer Rehabilitationsforschung, Bad Rothenfelde, Deutschland
  • Maren Bredehorst - Rehaklinikum Bad Rothenfelde - Klinik Muensterland, Institut fuer Rehabilitationsforschung, Bad Rothenfelde, Deutschland
  • Manuela Glattacker - Uniklinikum Freiburg, Institut für Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Freiburg, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocFV02

doi: 10.3205/15dkvf110, urn:nbn:de:0183-15dkvf1103

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Quaschning et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Die Vereinbarung von Reha-Zielen zwischen Rehabilitanden und Behandlern gilt als zentraler Bestandteil der medizinischen Rehabilitation und einer patientenorientierten Behandlung. Trotz des hohen Stellenwertes hat sich eine konsequente Zielorientierung, unter aktivem Einbezug der Rehabilitanden, in der Praxis noch nicht ausreichend durchgesetzt (Meyer et al., 2008; Schliehe, 2009). Das Ziel des Projekts war daher die Erstellung eines praxis- und alltagsnahen „Arbeitsbuches Reha-Zielvereinbarung“, welches in einem von der Deutschen Rentenversicherung Bund geförderten Forschungsprojekts konzipiert wurde. Der Beitrag stellt die Entwicklung und die wesentlichen Inhalte des Arbeitsbuches vor.

Methode Zur Zusammenstellung praxisnaher Materialien wurde zunächst eine bundesweite Befragung von Rehabilitationseinrichtungen (n=1.502) unterschiedlicher Indikationsgebiete zur derzeitigen Praxis von Zielvereinbarungen durchgeführt. Ergänzend dazu wurden die Einrichtungen um eine Zusendung von Materialien, die in der Praxis zur Vereinbarung von Reha-Zielen angewandt werden, gebeten (vgl. Quaschning et al., 2014). Ferner wurde eine umfassende Literaturrecherche in allen gängigen Datenbanken sowie auf einschlägigen Websites vorgenommen. In diesem Rahmen wurden u.a. zentrale Kriterien zur Bewertung von Konzepten und Instrumenten für Zielvereinbarungen extrahiert, die zur Bewertung der eingesandten Materialien herangezogen wurden und im weiteren Projektverlauf als Basis für die Auswahl der Praxisbeispiele für das Arbeitsbuch dienten. Die identifizierten Kriterien wurden durch einen Beirat (Praktiker verschiedener Berufsgruppen, Wissenschaftler und Rehabilitanden) im Rahmen einer schriftlichen Befragung gewichtet und durch weitere Kriterien ergänzt. Ergänzend dazu wurden die Beiratsmitglieder um eine Bewertung und Ergänzung zentraler Inhalte für das Arbeitsbuch gebeten. Die vorläufige Version des Arbeitsbuches wurde im Rahmen eines Pretest in mehreren Einrichtungen unterschiedlicher Indikationsgebiete getestet und abschließend finalisiert.

Ergebnisse: Von den angeschriebenen Einrichtungen (n=1.502) sandten 716 den Fragebogen zurück, was einem Rücklauf von 47,7% entspricht. Ergänzend dazu wurden von 17,4% der Einrichtungen Materialien zu Reha-Zielvereinbarungen zur Verfügung gestellt, welche sowohl eine große Vielfalt bestehender Konzepte als auch den unterschiedlichen Bedarf der Einrichtungen widerspiegeln.

Das Arbeitsbuch liegt in einer Print- und in einer Online-Version vor. Die Print-Version des „Arbeitsbuches Reha-Zielvereinbarung“, welches ca. 90 Seiten umfasst, besitzt folgende Gliederung:

1.
Reha-Ziele in der medizinischen Rehabilitation
2.
Reha-Ziele formulieren und überprüfen (u.a. Geeignete Reha-Ziele, Systematik und Dokumentation der Reha-Zielarbeit, Zielerreichung überprüfen)
3.
Patientenorientierte Kommunikation in der Reha-Zielarbeit (u.a. Rehabilitanden aktiv beteiligen, Störungen in Reha-Zielgesprächen)
4.
Zielarbeit als Prozess im interdisziplinären Reha-Team (Zielarbeit und Teamarbeit verbinden, Reha-Zielarbeit organisieren, Zielarbeit im Reha-Verlauf)
5.
Reha-Zielarbeit in der Reha-Einrichtung umsetzen (Vorbereitung, Planung, Umsetzung, Evaluation)

Um eine möglichst große Alltagsnähe herzustellen, wurden u.a. die Kernaussagen jedes Moduls zusammengefasst und ein „Handzettel für den Schreibtisch“ mit konkreten Tipps für die Gestaltung von Reha-Zielvereinbarungen beigelegt. Der wesentliche Unterschied zwischen der Print- und Online-Version besteht darin, dass in der Online-Version zusätzliche Hintergrundinformationen beschrieben und zusätzliche Praxisbeispiele aus Reha-Einrichtungen unterschiedlicher Indikationsgebiete abgebildet sind.

Diskussion und praktische Implikationen: Bei der Konzeption des Arbeitsbuches wurde auf einen hohen Alltagsbezug und Praxisnähe geachtet. Das Arbeitsbuch und die in ihm enthaltenen Praxisbeispiele sind als Anregung zu verstehen, die den einrichtungsinternen Bedingungen angepasst werden können. Dementsprechend werden keine Vorgaben für die Ausgestaltung der Reha-Zielvereinbarung gemacht, sondern vielmehr die Vor- und Nachteile verschiedener Optionen (z.B. vorstrukturierte und offene Erfassung von Reha-Zielen) sowie Empfehlungen für den konkreten Einsatz in der Reha-Praxis dargestellt. Das Arbeitsbuch kann von allen Reha-Einrichtungen kostenfrei als Print-Version bestellt (Bestellung unter http://www.deutsche-rentenversicherung.de) oder als weitgehend barrierefreie Online-Version (http://www.reha-ziele.de/) genutzt werden.