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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Patient Empowerment durch Kommunikation – Techniken und Wege

Meeting Abstract

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  • Dorothea Wild - Planetree e.V., Bonn, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocV1

doi: 10.3205/15dkvf107, urn:nbn:de:0183-15dkvf1071

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Wild.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Planetree International ist seit seiner Gründung 1978 in den USA zu einem weltweiten Netzwerk von mehr als 500 Einrichtungen der Gesundheitsversorgung gewachsen. Mitgliedseinrichtungen finden sich in 17 Ländern in Nord- und Südamerika sowie Australien, Europa und Asien. Ziel ist es, zur Organisationsentwicklung heilungsfördernder Institutionen beizutragen, in denen Patienten und Angehörige als aktive Partner mitarbeiten. In Deutschland ist Planetree seit 2014 als gemeinnütziger, eingetragener Verein tätig.

Fragestellung: Welche Techniken zum Empowerment von Patienten haben sich international bewährt? Wie kann der Ansatz evaluiert werden? Sind Aussagen zur Kosteneffizienz möglich?

Methode: Der Planetree-Ansatz gliedert sich auf in die Domänen Bessere Versorgung (z.B. gute Beziehungen, Information und Autonomie, Einbeziehung von Angehörigen), Heilsame Atmosphäre (z.B. wohnliche Architektur, Wegfindung, Zugang zu Tageslicht und Natur) und Gesunde Organisation (z.B. Zufriedenen Mitarbeiter, gute Beziehungen zu Betroffenen, guter Ruf). Innerhalb dieses Konzeptes wurden eine Reihe von Ansätzen entwickelt, oft in Zusammenarbeit mit Patienten und Angehörigen. Grundlegend ist die systematische und konsequente Einbeziehung von Patienten und Angehörigen in allen Bereichen der Planung und Versorgung, z.B. durch Einrichtung eines Patienten-/Angehörigenbeirates, offenen Zugang zur Krankenakte, systematisches Erfassen von Patientenpräferenzen bei der Versorgung, soweit wie möglich Verwendung von nicht-klinischen Farben und Einrichtungsgegenständen in Patientenzimmern, Zugang zu Kunst und Natur, sowie Freiräume für Mitarbeitende zur Reflexion, Erholung und flexibleren Versorgung. Solche Vorgehensweisen werden oft nicht nur von Patienten als Individualisierung und Humanisierung der Versorgung erlebt, sondern auch von Mitarbeitern als humaneres Arbeiten. Durch ihre Vielfalt und Komplexität erschweren sie jedoch eine systematische Evaluation.

Ergebnisse: Der Einsatz des Planetree Konzeptes stellt eine komplexe Intervention dar. Evaluationsmethoden waren bisher heterogen und meist auf einzelne Institutionen beschränkt. Dazu gehörten: Eine retrospektive Fallkontrollstudie und eine randomisierte Studie von Aufenthaltsdauer, Patientenzufriedenheit und Fallkosten; mehrere qualitative Multi-Fall-Studien; Querschnittsvergleiche von Planetree-Einrichtungen im Vergleich zum Landesdurchschnitt bei öffentlich zugänglichen Indikatoren von Patientenzufriedenheit und Versorgungsqualität; Vorher-Nachher-Vergleiche von Schadensersatzklagen, Versicherungskosten und Sicherheitsklima; sowie Kosten-Nutzen-Analysen von Mitarbeiterzufriedenheit, Personalfluktuation und Arbeitsunfähigkeitsraten.

Diskussion: Der Ansatz hat sich in der Praxis seit mehr als 30 Jahren in unterschiedlichen Einrichtungen und Versorgungszusammenhängen bewährt. Vorhandene Studien haben Hinweise ergeben auf verbesserte Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit bei gleichzeitig stabilen oder verringerten Kosten. Eine methodisch rigorose Evaluation der wirksamen Komponenten und Implementationsbedingungen steht allerdings noch aus.

Praktische Implikationen: Zukünftige Planetree-Interventionen sollten in eine methodisch rigorose Evaluation eingebettet sein. Die Implementation des Ansatzes in Deutschland bietet dafür gute Bedingungen.