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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Den Blick von außen zulassen: Externe Visitation als Instrument zur Qualitätsverbesserung im European Practice Assessment

Meeting Abstract

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  • Karolin Hahn - AQUA-Institut, Göttingen, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocV111

doi: 10.3205/15dkvf079, urn:nbn:de:0183-15dkvf0799

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Hahn.
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Gliederung

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Das Europäische Praxisassessment (EPA) wurde im Jahr 2000 von einer Gruppe von Qualitätsexperten aus dem hausärztlichen Bereich gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung als Projekt ins Leben gerufen. Hintergrund waren die seit einigen Jahren in mehreren Ländern erfolgreich eingesetzten Programme zur Qualitätsförderung und Professionalisierung in der Allgemeinmedizin. Als wegweisend erwies sich dabei das holländische „Visitatie" oder „Visit-in-Practice" Modell von van den Hombergh et al. Anlehnend an dieses Modell, wird anhand eines Katalogs von Indikatoren das Management der Arztpraxis begutachtet. Dies erfolgt mit Hilfe verschiedener Instrumente: Befragungen von Patienten, Personal und Arzt, ein Selbstassessment der Praxis, der Visitation, einem Feedback-Report und einer abschließenden Teambesprechung. Im Assessment werden die Kompetenzen und Maßnahmen im Bereich der Praxisorganisation, die Zusammenarbeit mit anderen an der Versorgung teilnehmenden Professionen, die Dokumentation und die bisher realisierten Ansätze zu einer systematischen Qualitätsförderung erhoben. Die Methode verfolgt einen edukativen Ansatz, Sanktionen bei Nichterfüllung von Kriterien, wie bei einem „top-down-Prozess“, werden vermieden. Vielmehr werden mögliche Schwachstellen der Praxis dargestellt und durch eine konstruktive Zusammenarbeit von Visitor und Praxis Wege zur Verbesserung des Praxismanagements erarbeitet. Die Arztpraxis erhält somit nach Abschluss der Visitation konkrete Verbesserungsvorschläge, deren positive Wirkung auf die Qualität der Versorgung und die Arbeitszufriedenheit der Praxisteams abzielen. Die Praxisvisitationen durch ausgebildete Visitoren (Ärzte oder Medizinische Fachangestellte) sind das Herzstück des Europäischen Praxisassessments. Der Visitationstag besteht aus den Elementen Ankunft/Vorstellung des Visitors, Checklisten- Begehung, einem Arztinterview, Dateneingabe sowie einer, vom Visitor moderierten, Teambesprechung mit dem gesamten Praxisteam. Dabei hat der Visitor sowohl die Rolle des Auditors aber auch die Rolle des Moderators mit jeweils verschiedenen Aufgaben inne. Er erhebt die Daten durch die Checklisten-Begehung und das Interview, er präsentiert bei der Teambesprechung die Ergebnisse, er erläutert die Arbeit mit den Indikatoren und unterstützt bei der Formulierung von Lösungen und Qualitätszielen. So gibt er Anstöße für Qualitätsverbesserungen in der Praxis.Der formative Charakter der Methode fördert die Professionalisierung der Praxen in Bezug auf ihr eigenes Management. Praxisvisitationen sind ein etabliertes Verfahren im Rahmen der Qualitätsförderung und ein anerkanntes Unterstützungsinstrument für die Praxen. Im Vordergrund einer Visitation stehen der kollegiale „Blick von außen“ sowie die Unterstützung bei der Interpretation der Qualitätsindikatoren.