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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Medikamentenmonitoring bei low-dose Therapie mit Methotrexat – eine Analyse auf Basis von GKV Routinedaten

Meeting Abstract

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  • Jochen Walker - Health Risk Institute & Elsevier Health Analytics, Berlin, Deutschland
  • Aniela Angelow - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Armin Manz - Gemeinschaftspraxis, Korbach, Deutschland
  • Jean-François Chenot - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocFV89

doi: 10.3205/15dkvf053, urn:nbn:de:0183-15dkvf0531

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Walker et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Methotrexat ist ein immunsupressives Medikament das zur Dauerbehandlung von rheumatischen Erkrankungen als Basistherapeutikum eingesetzt wird. Zu den potentiell tödlichen Nebenwirkungen gehören unter anderen Blutbildveränderungen, Hepatotoxizität und Nephrotoxizität. Basierend auf den Herstellerangaben gibt es von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin DEGAM und der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie Empfehlungen zum regelmäßigen Medikamentenmonitoring.

Fragestellung: Werden die empfohlenen Laborkontrollen (Blutbild, Leberwerte, Kreatinin, Urinuntersuchung) bei low-dose-Therapie mit Methotrexat durchgeführt.

Methode: Retrospektive Beobachtungsstudie auf der Basis von anonymisierten Abrechnungsdaten von gesetzlichen Krankenkassen. Aus der Forschungsdatenbank des Health Risk Institute mit ca. 6,7 Millionen Versicherten wurden 40.087 Versicherte mit einer Methotrexat (MTX) Verordnung im Einschluss-Zeitraum 01.01.2009–31.12.2013 extrahiert.

Nach Einschränkung auf Erwachsene ohne Karzinom-Diagnose, mit Diagnose aus dem rheumatischen Formenkreis (ICD10-Code M05-M18) und ohne MTX Verordnung im Zeitraum von mindestens 12 Monaten vor der ersten Verordnung im Einschluss-Zeitraum verblieben 12.451 Patienten, die neu mit Methotrexat therapiert wurden. Die Patienten wurden verfolgt, bis eine Therapielücke von mehr als 90 Tagen nach Ende der Reichweite der jeweiligen Verordnung auftrat (unter Annahme einer Dosierung von 2,5mg pro Tag gemäß WHO DDD). Die Patienten konnten über eine mittlere Therapiedauer (Abstand zwischen erster Verordnung und Ende der Reichweite der letzten Verordnung) von 476 Tage nachverfolgt werden. In diesem Zeitraum wurde analysiert, ob die Laboruntersuchungen: Gamma-GT (GGT), Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT), Blutbild (BB), Kreatinin und Urinuntersuchung gemäß den Handlungsempfehlungen [2, 3] durchgeführt wurden. Zusätzlich wurde geprüft, ob mindestens einmal im Jahr ein Rheumatologe besucht wurde.

Ergebnisse: Von den nach Handlungsempfehlung notwendigen Laboruntersuchungen wurden 45,7% der BB, 42,3% der GGT, 41,9% der GPT, 43,4% der Kreatinin und 14,2% der Urinuntersuchungen durchgeführt. Der Rheumatologe wurde in 83,9% der Fälle einmal im Jahr besucht. Abweichungen von den Empfehlungen zeigen sich insbesondere zu Beginn der Therapie. Der Anteil untersuchter Patienten in den ersten 7 Therapietagen betrug: 30,7% BB, 27,7% GGT, 28,3% GPT, 28,8% Kreatinin und 8,4% Urin. Im Zeitraum zwischen dem 91 und 180 Therapietag war der Anteil untersuchter Patienten nach Handlungsempfehlungen höher: 69,6% BB, 65,7% GGT, 63,1% GPT, 67,2% Kreatinin und 27,7% Urin Untersuchungen.

Diskussion: Die empfohlenen Kontrolluntersuchungen bei Therapie mit Methotrexat werden nur unzureichend durchgeführt. Bei der Bewertung muss berücksichtigt werden, das tödliche Komplikationen durch Methotrexat sehr selten sind und es unklar ist diese durch das Medikamentenmonitoring verhindert werden können. Die Unterlassung der empfohlenen Kontrolluntersuchungen stellt zumindest ein forensisches Risiko da. Der Nutzen der Laborkontrollen sollte besser untersucht werden.

Praktische Implikationen: Mögliche für Ursachen für die Abweichung von den Handlungsempfehlungen müssen untersucht werden um Massnahmen für ein besseres Medikamentenmonitoring bei Low-dose Methotrexat zu entwickeln. Wie zum Beispiel eine besser Abstimmung bezüglich der Zuständigkeit für Laborkontrollen zwischen Rheumatologen und Hausärzten. Zusätzlich könnte das Einhalten des Monitorings durch Softwarelösungen unterstützt werden.


Literatur

1.
Buschmann C, Theile A, Tsokos M, Püschel K, Schulz F. Todesfälle nach low dose-Therapie mit Methotrexat (MTX). Rechtsmedizin. 2007;2:89-93.
2.
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Mainz A. Medikamentenmonitoring. 2013. Verfügbar unter: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-037.html Externer Link
3.
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Therapie-Überwachung. Verfügbar unter: http://www.rheumatologie-berlin.de/aerzte/therapie-ueberwachung.html Externer Link