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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Einschränkungen der Teilhabe – Normdaten für den Index zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe (IMET) auf der Basis eines Bevölkerungssurveys

Meeting Abstract

  • Ruth Deck - Universität Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • Anna Lena Walther - Universität Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • Alexandra Staupendahl - Universität Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • Alexander Katalinic - Universität Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocFV36

doi: 10.3205/15dkvf050, urn:nbn:de:0183-15dkvf0504

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Deck et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die medizinische Rehabilitation ist geprägt vom bio-psycho-sozialen Denkmodell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF). Seit der Einführung des SGB IX im Jahr 2001 ist die soziale Teilhabe ein zentrales Ziel rehabilitativer Leistungen geworden. Im deutschen Sprachraum sind nur wenige Instrumente zur Messung von sozialer Teilhabe im engeren Sinn verfügbar (z.B. [1], [2]). Der Index zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe (IMET) orientiert sich an den einzelnen Domänen der ICF. Er misst indikationsübergreifend das in der ICF formulierte Konstrukt Teilhabe bei Personen mit unterschiedlichen chronischen Krankheiten [3], [4], [5]. Er wurde bislang in zahlreichen Studien eingesetzt. Bislang fehlte es an Referenzwerten, die eine Einordnung der Ergebnisse aus dem rehabilitativen Setting ermöglichen.

Fragestellung: Generierung von Normdaten für den Index zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe.

Methode: Im Rahmen eines Bevölkerungssurveys wurde einer Zufallsstichprobe von 5.004 Personen im Alter zwischen 19 und 79 Jahren aus dem Einwohnermeldeamt ein kurzer Selbstausfüllfragbogen zugeschickt. Bei Nichtantwort erfolgte nach 4 Wochen eine erste Erinnerung mit der erneuten Zusendung der Studienunterlagen, eine zweite Erinnerung erfolge aufgrund der Urlaubszeit nach 8 Wochen. Der Fragebogen beinhaltete neben dem IMET Fragen zum Gesundheitszustand und zur Lebensqualität sowie Fragen zur Prävalenz von 14 chronischen Erkrankungen. Darüber hinaus wurden Schul- und Berufsstatus erfasst.

Ergebnisse: Der Fragebogen wurde von 2.755 Personen von 4.692 eligiblen Personen zurückgeschickt (58,7%). 731 Personen lehnten im Fragebogen eine Teilnahme an der Studie ab, die Teilnahmequote liegt damit bei 43,1%. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 53 Jahre (SD: 17,1), der Frauenanteil lag bei 53%. Der Anteil fehlender Werte betrug über alle Einzelitems des IMET 10%, wobei das Item zum „Sexualleben“ am häufigsten nicht beantwortet wurde. Lässt man dieses Item unberücksichtigt, halbiert sich der Anteil fehlender Werte über alle restlichen Items. Die Ausprägungen der Einschränkungen der Teilhabe variieren nach Geschlecht und Alter. Männer sind in ihrer Teilhabe tendenziell stärker eingeschränkt. Einschränkungen der Teilhabe nehmen mit höherem Alter erwartungsgemäß zu. Personen mit geringer Schulbildung weisen auf allen Items die signifikant höheren Teilhabeeinschränkungen auf als Personen mit höherer Schulbildung. Teilhabeeinschränkungen korrelieren signifikant mit dem Gesundheitszustand und der Lebensqualität sowie mit der Prävalenz verschiedener chronischer Krankheiten. Eine Faktorenanalyse bestätigt ein eindimensionales Konstrukt „Teilhabe“, die interne Konsistenz ist mit einem Cronbach‘s Alpha von 0.94 als sehr gut einzustufen.

Diskussion: Mit einigen Einschränkungen kann die vorliegende Stichprobe als repräsentativ für die deutsche Bevölkerung betrachtet werden. Einschränkungen der Teilhabe sind unabhängig vom Geschlecht eher gering ausgeprägt, steigen aber erwartungsgemäß mit dem Alter kontinuierlich an. Beim Vergleich der Bevölkerungsstichprobe mit Rehabilitanden unterschiedlicher Indikationen ergeben sich die größten Unterschiede bei orthopädischen Rehabilitanden in der Anschlussrehabilitation, die geringsten bei pneumologischen Rehabilitanden.

Praktische Implikationen: Der IMET ist mit neun Items ein kurzes, praktikables Instrument zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe im alltäglichen Leben. Es können sowohl Einzelitems als auch ein Summenwert betrachtet werden. Das Vorliegen von Normdaten aus einer gesunden Bevölkerung ermöglicht eine Einordnung von Teilhabestörungen bei Rehabilitanden und chronisch Kranken in der Gesundheitsversorgung.


Literatur

1.
Brütt AL, Schulz H, Andreas S. Replikation der psychometrischen Gütekriterien des ICF-PsychA&P. Rehabilitation. DOI: 10.1055/s-0034-1384600 Externer Link
2.
Farin E, Fleitz A, Frey C. Psychometric properties of an International Classifica-tion of Functioning, Disability and Health (ICF)-oriented, adaptive questionnaire for the assessment of mobility, self-care and domestic life. J Rehabil Med. 2007;39:537-546.
3.
Deck R, Mittag O, Hüppe A, et al. Index zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe (IMET) - Erste Ergebnisse eines ICF-orientierten Assessmentinstruments. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation. 2007;76:113-120.
4.
Deck R. Veränderungen von Teilhabestörungen nach Reha. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation. 2007;78:229-236.
5.
Deck R, Muche-Borowski C, Mittag O, et al. IMET – Index zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe. In: Bengel J, Wirtz M, Zwingmann C, Hrsg. Diagnostische Verfahren in der Rehabilitation. Göttingen: Hogrefe; 2008. S. 372-374.