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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Krankenversicherungsstatus und soziodemographische Faktoren als Versorgungsmerkmale des malignen Melanoms in Deutschland

Meeting Abstract

  • Ines Schäfer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg, Deutschland
  • Michael Reusch - Dermatologische Praxis am Tibarg, Hamburg, Deutschland
  • Julia Siebert - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, IVDP, Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, IVDP, Hamburg, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocFV23

doi: 10.3205/15dkvf009, urn:nbn:de:0183-15dkvf0099

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Schäfer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Maligne Melanome (MM) machen mit ca. 18.000 inzidenten Fällen pro Jahr zwischen 3 und 4 Prozent aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland aus. Seit 2007 zeigen insbesondere die Tumore in Frühstadien (Melanoma in situ) einen Anstieg der Inzidenz bei sinkender Mortalität In der internationalen Literatur wird eine positive Assoziation von sozioökonomischen Status und MM-Inzidenz berichtet, während Mortalität und prognostische Faktoren wie Tumordicke ungünstigere Ausprägungen in den sozial benachteiligten Gruppen aufweisen. Der Zeitpunkt der Diagnosestellung stellt somit einen relevanten Qualitätsindikator der Melanom-Versorgung dar.

Fragestellung: Analyse des Zusammenhangs von sozio-demographischen und regionalen Faktoren, Krankenversicherung (KV) und klinischen Merkmalen des malignen Melanoms.

Methode: Alle Exzisate der Jahre 2009–2013 aus einem bundesweit tätigen dermatohistopathologischen Einsendelabor wurden hinsichtlich tumorspezifischer und sozio-ökonomischer Merkmale von MM erfasst. Unterschiede in der mittleren Eindringtiefe wurden über die einzelnen Ausprägungen der unabhängigen soziodemographischen Variablen mit dem T-Test und dem chi2-Test untersucht. Um ein potentielles Confounding des Zusammenhangs von Eindringtiefe und KV bzw. regionalen Merkmalen auszuschließen, wurden multivariate Analysen mit Kontrolle der MM-Risikofaktoren Alter und Geschlecht durchgeführt.

Ergebnisse: 4.840 histologisch verifizierte MM von n=4.583 Patienten wurden analysiert. Bei 2.537 (52,4%) aller MM handelte es sich um invasive Tumoren, deren mittlere vertikale Eindringtiefe als klinisch relevanter Marker der Versorgung herangezogen wurde. Diese lag im Mittel bei 1,09 mm. Ab einem Alter von 20 J. stieg die Eindringtiefe kontinuierlich mit dem Alter an; von 1,00 mm in der unteren bis zu 1,56 mm bin der höchsten Altersgruppe. Kontrolliert für Alter, Geschlecht und Wohnort wiesen MM bei Versicherten der Landwirtschaftlichen Krankenkasse (LKK) und der AOK mit 1,67 bzw. 1,20 mm signifikant erhöhte mittlere Eindringtiefen auf. Die niedrigsten Eindringtiefen zeigten MM bei Versicherten privater (0,99 mm) und Ersatzkassen (Barmer GEK 0,93 mm).

Auf der Basis einer standardisierten 4-stufigen Kategorisierung des Wohnortes lag die mittlere Eindringtiefe umso höher, je ländlicher der Charakter des Wohnortes war (von 1,05 mm in Kernstädten bis zu 1,22 mm im ländlichen Raum).

Die Verteilung der Lokalisationen variierte signifikant nach soziodemographischen Merkmalen: Den größten Anteil an MM im Kopf-/Halsbereich wiesen Versicherten der LKK (52,3%) und der AOK (30,2%) auf, bei Ersatzkassenversicherten und Beamten lag dieser bei 18,5% bzw. 17,6%. Rumpf und untere Extremitäten dagegen waren vergleichsweise häufiger bei privat, BKK und Ersatzkassen-Versicherten betroffen.

Diskussion und praktische Implikationen: Krankenversicherungsstatus und Geschlecht sind relevante Determinanten der Versorgung maligner Melanome in Deutschland. Präventionsprogramme sowie krankenkassenspezifische Maßnahmen zur besseren Früherkennung sollten dem Rechnung tragen.